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Bringt der Ski-Weltcup noch mal Schnee nach Dresden?

Der Citysprint am Elbufer ist beliebt wie umstritten – und findet erneut ohne Publikum statt. Dafür dürfen Grundschüler anschließend auf die Strecke.

Von Michaela Widder
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Ein weißes Band schlängelt sich ab Mittwochabend wieder am Königsufer entlang. Der Weltcup-Tross der Langläufer kommt am Wochenende vorerst zum letzten Mal nach Dresden.
Ein weißes Band schlängelt sich ab Mittwochabend wieder am Königsufer entlang. Der Weltcup-Tross der Langläufer kommt am Wochenende vorerst zum letzten Mal nach Dresden. © Archiv: dpa/Sebastian Kahnert

Dresden. Der Ski-Weltcup am Elbufer ist bei den Top-Langläufern längst angesehen und äußerst beliebt, in Dresden selbst ruft die Veranstaltung auch immer noch Kritik hervor. Oft war es der angekarrte Kunstschnee, im vorigen Jahr gab es Unverständnis für die Geisterrennen im Lockdown.

An diesem Wochenende finden die Citysprints zum insgesamt fünften Mal statt und wie im Vorjahr ohne Zuschauer. Was passiert mit den gekauften Tickets? Können die Rennen trotzdem verfolgt werden? Und wie steht es um die Zukunft des Weltcups in Dresden? sächsische.de beantwortet die wichtigsten Fragen.

Warum darf der Ski-Weltcup am Elbufer überhaupt stattfinden?

Die Antwort steht in der neuen sächsischen Corona-Notfall-Verordnung, die seit diesem Montag gilt. In Paragraf 13, der die Schließung von Einrichtungen und Angeboten regelt, werden unter anderem lizenzierte Profisportler und Berufssportler von den Sportstätten-Schließungen ausgenommen. Das trifft auf alle Athleten des Ski-Weltcups zu.

Zuschauer sind wie erwartet weiterhin bei allen Sportveranstaltungen nicht zugelassen. „Diese Entscheidung ist sehr schade“, sagt Weltcupsprecherin Daniela Möckel. Dennoch werde man den Athleten „ein weiteres Mal eine hochprofessionelle Atmosphäre in Dresden bieten“.

Wie corona-sicher ist der Wettkampf mit 350 Teilnehmern und Helfern?

Der Veranstalter, die Skisport GmbH, verweist auf ein „starkes Hygienekonzept“. Bereits im Vorjahr wurden die Rennen mitten im harten Lockdown durchgeführt – ohne einen einzigen positiven Corona-Fall.

Als weltweit erster Weltcupstandort im Skilanglauf gilt für alle Mitarbeiter, Helfer und Journalisten 2G+. Das heißt: Egal, ob genesen oder geimpft, täglich muss zusätzlich ein Schnelltest gemacht werden. Die Athleten selbst würden sich in der sogenannten „Snowflake Bubble“ befinden. Also einem geschlossenen System mit regelmäßigen Corona-Tests. „Die Sportler dürfen ohnehin nur mit negativem PCR-Test nach Dresden reisen“, betont Möckel.

Wann und woher kommt der Schnee für die Wettkampfstrecke?

Der Kunstschnee wird wieder im leeren Hangar des Dresdner Flughafens produziert. Die Snow Factory, eine von der Firma Techno-Alpin entwickelte und weltweit modernste Technologie, schießt seit Mitte Oktober den benötigten Schnee. Mit Ökostrom und der Nutzung des Wassers aus dem Regenwasser-Sammelbecken vom Dach des Flughafens arbeitet die Maschine so ressourcenschonend wie möglich, heißt es vom Veranstalter.

Trotzdem gab es auch immer wieder Kritik von Umweltschützern. Für die 650 Meter lange Strecke werden rund 4.000 Kubikmeter Kunstschnee benötigt, die am Mittwochabend mit LKWs an das Königsufer transportiert werden.

Was passiert sportlich an diesem Weltcup-Wochenende?

Anders als im Vorjahr, als die Skandinavier aufgrund der Corona-Lage in Sachsen komplett abgesagt hatten, sind diesmal auch die Top-Nationen Norwegen, Finnland und Schweden am Start. Im olympischen Winter haben die Weltcuprennen einen besonderen Stellenwert, einige Athleten wollen sich noch für Peking qualifizieren, andere testen ihre Form wenige Wochen vor den Spielen.

Die beiden Vorjahressieger, Federico Pellegrino aus Italien sowie die Schweizerin Nadine Fähndrich, sind wieder am Start. Das deutsche Langlauf-Team kommt mit einem zehnköpfigen Aufgebot nach Dresden. Der Samstag beginnt mit den Einzelsprints ab 11.30 Uhr. Am Sonntag stehen die Teamsprints ab 10 Uhr auf dem Programm.

Wo und wann kann man die Rennen trotzdem live verfolgen?

Da Zuschauer auch in diesem Jahr nicht erlaubt sind, dürfte das Interesse für die Übertragung im Fernsehen bei den Langlauf-Fans steigen. Das ZDF überträgt am Samstag live ab 11.25 Uhr die Einzelsprints der Frauen und Männer. Zudem ist eine Zusammenfassung der Rennen ab 14.20 Uhr geplant. Auch am Sonntag ist eine Liveübertragung im ZDF ab 12.20 Uhr vorgesehen. Der Bezahlsender Eurosport 2 überträgt die Rennen an beiden Tagen.

Was passiert mit bereits gekauften Weltcup-Tickets?

Eine Erstattung der Eintrittskarten ist möglich. Ticketkäufer werden kontaktiert, heißt es vom Veranstalter. Um den Skilanglauf-Nachwuchs in der Region zu unterstützen, gibt es zudem jetzt auch ein sogenanntes „Unterstützer-Ticket“ zum symbolischen Preis von fünf Euro. Der Erlös geht komplett in das „DSV-Nachwuchscamp 2022“ und an die umliegenden Skivereine in Niedersedlitz, Klotzsche und Altenberg. Wer bereits eine Eintrittskarte gekauft hat, kann dieses ebenfalls in ein Unterstützer-Ticket umwandeln lassen.

Kann in diesem Jahr die geplante Schulsportwoche stattfinden?

Ja. Weil es im Rahmen des Schulsports stattfindet, ist dieses deutschlandweit einmalige Projekt dieses Jahr erlaubt. Bei der vierten Auflage im Vorjahr waren die Schulen geschlossen. Zwischen 20. und 22. Dezember und zwischen 3. und 7. Januar lernen 650 Grundschüler der Klassen 1 bis 3 das Skifahren auf der Original Weltcup-Strecke. „In diesem Jahr ist dieses tolle Projekt für die Kinder wichtiger denn je. Sie brauchen die Bewegung, die ihnen durch die Einschränkungen fehlt. Schulsport auf Skiern ist ein Leuchtturmprojekt, für das wir alle gemeinsam 110 Prozent geben“, sagt Tobias Angerer.

Mit viel Elan bringt Ex-Langläufer Tobias Angerer wie schon 2019 auch in diesem Jahr 650 Grundschülern das Skifahren auf der originalen Weltcupstrecke bei.
Mit viel Elan bringt Ex-Langläufer Tobias Angerer wie schon 2019 auch in diesem Jahr 650 Grundschülern das Skifahren auf der originalen Weltcupstrecke bei. © Archiv: Robert Michael

Der ehemalige Langläufer und Olympiamedaillengewinner leitet wieder die Schulsportwoche in Dresden an. Die Strecke wie eigentlich geplant zwischen Weihnachten und Neujahr für jedermann freizugeben, ist durch die Notfall-Verordnung, die bis 9. Januar gilt, verboten.

Gibt es eine Fortsetzung des Ski-Weltcups nach fünf Auflagen?

Gut möglich. Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es darauf noch keine konkrete Antwort, aber zumindest positive Signale. Der Vertrag mit dem Weltverband FIS ist nach fünf Jahren ausgelaufen. Dennoch könnte der Weltcup in Dresden in Zukunft im Zwei-Jahres-Rhythmus wieder in den Kalender mitaufgenommen werden. „Wir sind dazu in guten Gesprächen“, sagt Sprecherin Möckel. Eine Entscheidung dürfte im nächsten Frühjahr fallen. Der nächste Weltcup, dann die sechste Auflage, könnte demnach frühestens im Dezember 2023 oder im Januar 2024 am Elbufer stattfinden.