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Dynamos Sieg zum Hinrunden-Finale: Es gewinnt nicht die bessere Mannschaft

Der 4:2-Erfolg von Dynamo Dresden beim Tabellenvorletzten MSV Duisburg ist das Ergebnis einer guten Chancenverwertung. Am Anfang schweigen die Fans - die Analyse mit den Stimmen und Reaktionen.

Von Daniel Klein
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Joker Robin Meißner traf zum 4:1 und erzielte in Duisburg sein drittes Saisontor.
Joker Robin Meißner traf zum 4:1 und erzielte in Duisburg sein drittes Saisontor. © Nordphoto/Denkinger

Duisburg. Als noch keine fünf Minuten gespielt waren, durchbrach ein kurzer Jubel die ungewohnte Stille. Paul Will hatte gerade die 1:0-Führung für Dynamo erzielt, doch die mitgereisten Fans verzichteten im Duisburger Stadion danach auf die üblichen Feiergesänge. Es zog wieder Ruhe ein unter den 12.091 Zuschauern. Die ersten zwölf Minuten blieb das so, erst danach wurde es laut. "Wir waren darauf vorbereitet, wussten, was kommt", erklärte Dresdens Kapitän Stefan Kutschke. "Beeinflussen darf uns das aber nicht." Das hat es auch nicht, am Ende gewann Dynamo das letzte Hinrundenspiel der Drittliga-Saison mit 4:2.

Beide Fanlager protestierten schweigend gegen den Beschluss der Deutschen Fußball-Liga (DFL), den Einstieg von Investoren zu erlauben. "Wir werden kein Teil eures Deals sein" stand auf Transparenten in beiden Kurven, damit setzte sich in Duisburg fort, was zuvor schon in den Bundesliga-Stadien zu sehen war.

Für Stimmung sorgten in den ersten Minuten trotz der Funkstille auf den Rängen die Spieler auf dem Platz. Nahezu jeder Angriff endete mit einer Großchance. MSV-Profi Thomas Pledl vergab die erste hochkarätige Möglichkeit, nur eine Minute später sorgte der Bogenlampen-Kopfball von Will nach einer vom Duisburger Schlussmann zu kurz abgewehrten Ecke für die Dresdner Führung.

Als die Fanlager die Stimmen erhoben, beruhigte sich das Geschehen auf dem Rasen, wobei der Tabellenvorletzte im eigenen Stadion zunehmend das Kommando übernahm, die Dresdner zogen sich zurück, wurden immer passiver, verloren Zweikämpfe im Mittelfeld, weil sie häufig einen Schritt zu spät kamen. "Wir haben es in dieser Phase ein bisschen schleifen lassen", gestand Tom Zimmerschied und Kevin Ehlers ergänzte: "Wir hatten nicht wirklich Zugriff, die Zuordnung fehlte."

Die Konsequenz: Duisburg kam zu Chancen: Routinier Marvin Bakalorz traf aus vier Metern nur das Außennetz (31.), den Schuss von Kolja Pusch kratzte Dynamo-Keeper Stefan Drljaca erst im Nachfassen von der Linie (42.). In der Nachspielzeit der ersten Halbzeit war er dann aber machtlos. Pusch sorgte mit einem Volleyschuss aus 18 Metern für den Höhepunkt des Nachmittags - und den 1:1-Ausgleich.

"Nach der ersten Halbzeit hätte der MSV eigentlich 2:1 führen müssen", fasste Kutschke die ersten 45 Minuten zusammen, die ihn an das Heimspiel gegen Unterhaching erinnerten, als es zur Pause ebenfalls 1:1 stand. Und auch bei der Ansprache in der Kabine entdeckte er Gemeinsamkeiten. Anfangs Worte zeigten Wirkung - allerdings mit etwas Verzögerung.

Zunächst ging es weiter wie zuvor, Duisburg Stürmer Benjamin Girth scheiterte am Pfosten, den Nachschuss von Ex-Dynamo Marvin Knoll parierte Drljaca. Die Tore fielen auf der anderen Seite - zunächst mit einem Doppelschlag jeweils nach schnellem Umschaltspiel. Erst schlenzte Stefan Kutschke den Ball aus 18 Metern ins Dreiangel, zwei Minuten später bediente er Tom Zimmerschied, der nur noch zum 3:1 einschieben musste.

Dieser Bogenlampen-Kopfball von Paul Will (Nr. 28) landete schon nach fünf Minuten im Duisburger Tor. Es war der Auftakt eines turbulenten Spiels.
Dieser Bogenlampen-Kopfball von Paul Will (Nr. 28) landete schon nach fünf Minuten im Duisburger Tor. Es war der Auftakt eines turbulenten Spiels. © Nordphoto/Denkinger

Den Spielverlauf spiegelte das Zwischenergebnis nach knapp einer Stunde nicht wider, wohl aber die Tabellensituation. Der gegen den Abstieg kämpfende MSV verzweifelte vor dem Tor, der Tabellenzweite erzielte Treffer fast aus dem Nichts. "Ja, das kann man schon so sehen uns das kennen wir ja auch unseren Zweitliga-Zeiten", meinte Ehlers. Die Effektivität entschied die Partie oder das Momentum, das danach beide Trainer in ihren Analysen bemühten. Und das Momentum lag bei den Dresdnern. "Wir waren die effektivere Mannschaft, nicht unbedingt die bessere", bilanzierte Markus Anfang treffend.

"Wir haben zum Zeitpunkt Tore geschossen, als Duisburg besser war", fand Kutschke, der sich nicht nur über seinen sehenswerten Treffer freute. Vier Tore - vier Schützen, das spricht für die komplette Offensive. "Schön war zu sehen, wie wir die Tore herausgespielt haben und wer sie geschossen hat. Das war ein Gemeinschaftswerk", so Kutschke. Das 4:1 erzielte der eingewechselte Robin Meißner, bevor Robin Müller den 2:4-Endstand markierte.

"Wie wir aus der Halbzeit gekommen sind, zeigt, was wir für eine starke Mannschaft sind - auch vom Kopf her", meinte Zimmerschied, der ungefragt eine kurze Hinrundenbilanz zog: "Wir haben jetzt 40 Punkte - wenn wir diesen Schnitt halten, erreichen wir unser Ziel." Und das lautet Aufstieg. Die Punkteausbeute zur Saisonhalbzeit wertete Anfang als "Ausrufezeichen". Schon am Mittwoch soll es in Bielefeld weitergehen mit dem Punktesammeln.

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