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Dynamos Winter-Neuzugang, der keiner ist

Lucas Cueto fiel bei Dynamo Dresden fast die gesamte Hinrunde aus. Nun steht er endlich auf dem Platz, spricht über die harten Monate - und sagt, warum sein Vertrag im Sommer bereits wieder endet.

Von Daniel Klein
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Dynamo-Trainer Markus Anfang setzt auf die Qualitäten von Lucas Cueto, musste aber lange auf ihn verzichten.
Dynamo-Trainer Markus Anfang setzt auf die Qualitäten von Lucas Cueto, musste aber lange auf ihn verzichten. © Lutz Hentschel

Dresden. Egal, wie oft Dynamo in der Winterpause auf dem Transfermarkt zuschlagen wird – ein Neuzugang steht bereits fest. Das ist so natürlich nicht korrekt, weil Lucas Cueto bereits im Sommer nach Dresden kam. Doch wenn ein Spieler nahezu die gesamte Hinrunde ausfällt, fühlt sich das irgendwie an wie ein Wintertransfer.

Mit einigen Monaten Verspätung ist Cueto nun nicht nur in Dresden angekommen, sondern endlich auch auf dem Platz. Zwei Kurzeinsätze in der 3. Liga absolvierte der 27-Jährige bereits, der dritte könnte am Sonntag in Duisburg folgen. Nach seinem Debüt für die Schwarz-Gelben fällt es ihm auch leichter, über die vergangenen Monate zu sprechen. Eine hartnäckige Adduktorenverletzung bremste ihn aus. „Es gab in der Reha einige Rückschläge, obwohl ich vom Verein und der medizinischen Abteilung die maximale Unterstützung erhalten hatte“, erzählt er.

„Die Situation war für mich deshalb so belastend, weil ich nicht wusste, wann ich zurückkommen werde. Es gab keinen Tag X, auf den ich hinarbeiten konnte“, erklärt Cueto und beschreibt diese Monate, in denen er zum Zuschauen verdammt war, als Qual. Hinzu kam, dass sich bei einem Neuzugang die Integration innerhalb der Mannschaft durch eine Dauerverletzung verzögert. „Deshalb war es wichtig, dass ich täglich in der Kabine war und im Kraftraum, mit den Jungs geredet habe.“

Vor einigen Wochen kehrte er ins Mannschaftstraining zurück, musste aber weiter auf sein Debüt warten. Die Ungeduld wuchs in dieser Phase, gesteht er. „Sobald man den Rasen riecht, möchte man mitmischen, auch wenn man natürlich weiß, dass es noch einige Zeit braucht, wenn man so lange draußen war.“ Im Sachsenpokal in Glauchau feierte er schließlich sein Pflichtspieldebüt, es folgten acht Minuten in Verl und 18 Minuten sowie eine Torvorlage gegen Unterhaching. Die Winterpause kommt für Cueto also eigentlich ungelegen. Oder doch nicht?

„Ich mache mir über Dinge, die ich nicht ändern kann, generell keine Gedanken“, sagt er. Das gilt auch für seinen Vertrag bei Dynamo, der mit einer Laufzeit von einem Jahr ungewöhnlich kurz ausfällt. Sehr wahrscheinlich enthält der Klauseln für eine automatische Verlängerung – etwa im Fall des Zweitliga-Aufstiegs oder bei einer bestimmten Anzahl an Einsätzen, trotzdem unterschreiben Profis in der Regel für zwei, drei Jahre. „Fußball ist ein schnelllebiges Geschäft. Ich habe schon früh gelernt, in der Gegenwart zu bleiben und beeinflusse das, was ich beeinflussen kann“, erklärt der gebürtige Kölner. Die Frage, ob er nächste Saison weiter für Dynamo spielen möchte, beantwortet er vorsichtig: „Festhalten kann man, dass ich mich in Dresden sehr wohlfühle.“

Womöglich ist die kurze Bindungsdauer auch die Folge einer gewissen Vorsicht. Beim Zweitligisten Karlsruher SC, seiner vorigen Station, musste sich der Offensivspieler zwei Jahre lang meist mit der Reservisten- oder Jokerrolle begnügen. Trotzdem galt Cueto bei Dynamo als Schlüsseltransfer. Entsprechend hoch waren die Erwartungen, die er unverschuldet zunächst nicht erfüllen konnte.

Im Nachwuchs bei West Ham United

Bei den bisherigen drei Kurzeinsätzen auf den Außenbahnen deutete er zumindest an, wie wertvoll er in der Rückrunde noch werden kann. Und dass er helfen könnte, die Abschlussschwäche zu beheben. „Ich war bisher immer ein torgefährlicher Spieler und glaube schon, dass ich in der Rückrunde einige Scorerpunkte beisteuern kann“, sagt Cueto, dessen Vater aus Spanien kommt und der Anhänger von Real Madrid ist. Ob man diese Herkunft bei ihm auch auf dem Platz sehen würde, möchte er nicht beurteilen. „Fakt ist, dass die spanischen Spieler meist schnell, wendig und klein sind. Zumindest die körperlichen Voraussetzungen bringe ich also mit“, sagt der 1,75 Meter große Cueto.

Dass er Profi-Fußballer werden möchte, stand für ihn schon frühzeitig fest. Sieben Jahre durchlief er die Nachwuchsschule von Bayer Leverkusen. Als sich in der zehnten Klasse abzeichnete, dass der Weg dort endet, ging er für ein Jahr nach London und suchte sich dort eine Schule aus, die einen Schwerpunkt auf Fußball legt und regelmäßig spielt. Die Scouting-Abteilung von West Ham United wurde so auf ihn aufmerksam.

Unter der Woche kickte er für die Schulmannschaft, am Wochenende für West Ham. „Ich weiß also, was englische Woche bedeutet“, sagt er und schmunzelt. „In London habe ich in einem halben Jahr mehr Spiele absolviert als in Deutschland in einem ganzen.“ Diese Phase als 15-, 16-Jähriger ordnet er rückblickend als „wunderbare Erfahrung für mich als Fußballer und als Mensch ein. Sie war für meine Weiterentwicklung sehr wichtig.“

Abseits des Fußballs absolviert er ein Fernstudium in Wirtschafts-Psychologie. Nach anderthalb Semestern ist das Ziel, der Abschluss, noch weit entfernt, bei Dynamo deutlich näher. „Ich möchte helfen, dass die Mannschaft am Ende der Saison aufsteigt. Das war meine Ambition, als ich vor einem halben Jahr nach Dresden kam, daran hat sich nichts geändert“, sagt er.

Nach den beiden Auswärtsspielen in Duisburg und kommenden Mittwoch in Bielefeld steht aber erst einmal der Weihnachtsurlaub an. In Spanien bringen die Heiligen Drei Könige die Geschenke am 6. Januar, doch die Familie habe immer nach der deutschen Tradition gefeiert, sagt er. „Ich kriege jedenfalls nicht zweimal Geschenke.“ Wichtiger ist für ihn ohnehin ein Wunsch, den er nicht nur für sich selber formuliert, sondern an alle seine Mitmenschen: Gesundheit. Das schließt das Ausbleiben von Verletzungen mit ein.