SZ + Update Dynamo
Merken

Dynamo kassiert die nächste Heimpleite und scheitert an sich selbst

Bei der 1:2-Niederlage gegen die zweite Mannschaft von Borussia Dortmund fallen beide Gegentore nach katastrophalen Fehlern. Und die Offensive von Dynamo Dresden überbietet sich im Chancen-Auslassen.

Von Daniel Klein
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Die Strafe für den zweiten individuellen Fehler: Dortmunds Samuel Bamba trifft zum entscheidenden 2:1 für die Gäste.
Die Strafe für den zweiten individuellen Fehler: Dortmunds Samuel Bamba trifft zum entscheidenden 2:1 für die Gäste. ©   dpa/Robert Michael

Dresden. Es war ein Abend zum Vergessen. Zumindest aus Dresdner Sicht. Die 1:2-Niederlage gegen die zweite Mannschaft von Borussia Dortmund reihte sich ein in die letzten Heimauftritte: Von den vergangen vier Heimspielen gewann Dynamo lediglich eins. Schon in der ersten Halbzeit passte einfach alles zusammen – oder besser nichts. Der K-Block verzichtete in den ersten zwölf Minuten auf den Fangesang aus Protest gegen den Einstieg von Investoren in die Bundesliga. So richtig laut wurde es ohnehin nicht, 22.448 Zuschauer bedeuteten einen Minusrekord in dieser Saison im Harbig-Stadion – Sonntagabend gegen eine Nachwuchstruppe lockt bei Temperaturen um den Gefrierpunkt vor allem Hartgesottene an.

Als die Fans wieder sangen, nahm endlich auch das Spiel Fahrt auf, dabei lief es fast ausschließlich in eine Richtung. Die BVB-Talente, bei denen Ex-Dynamo Franz Pfanne, der von 2007 bis 2015 in Dresden kickte, nach abgebrummter Gelsperre in die Startelf zurückgekehrt war, ließen den Dresdnern erstaunliche viele Freiheiten und Räume, nutzen konnten sie die aber nicht. Zwar erspielte sich das Team von Markus Anfang immer wieder Chancen, doch die wurden zum Teil kläglich vergeben. Luca Herrmann verfehlte erst das Tor (16.), dann traf er den Außenpfosten (39.). Die Versuche von Jakob Lemmer (28./33.) gingen knapp vorbei und Robin Meißner, der im Sturm überraschend den Vorzug vor Kapitän Stefan Kutschke erhielt, schoss übers Dreiangel (32.). "Wir haben uns heute wieder selber geschlagen. Das zieht sich wie ein roter Faden durch die Saison", erklärte Anfang.

Und auch das erste Tor des Abends passte zu dieser Halbzeit, denn es fiel überraschend auf der anderen Seite. In einen zu kurzen Rückpass von Dynamos Außenverteidiger Jonathan Meier sprintete Lion Semic, seinen ersten Versuch konnte Kevin Broll noch parieren, den Nachschuss aus spitzem Winkel nicht mehr – nach 23 Minuten führte plötzlich Dortmund.

Ungläubig: Jakob Lemmer war nur einer von vielen Dynamo-Profis, die zu viele hochkarätige Chancen liegen ließen.
Ungläubig: Jakob Lemmer war nur einer von vielen Dynamo-Profis, die zu viele hochkarätige Chancen liegen ließen. © dpa/Robert Michael

Nach der Pause ging es zunächst so weiter. Der Kopfball von Justin Butler an die Querlatte (47.) war die erste selbst herausgespielte Chance der Dortmunder. Und Dresden? Machte zunächst weiter mit dem Chancenwucher. Lemmer schlug einen Haken zu viel, wurde so im letzten Moment von Pfanne gestoppt (52.). Nach einem Wechsel wurden die Angriffsbemühungen dank Lucas Cueto deutlich zielstrebiger. Und so fiel auch der überfällige Ausgleich: Cueto stürmte die Außenbahn hinunter, seine Hereingabe konnte Lemmer nicht richtig verwerten, hatte aber Glück, dass sich BVB-Keeper Silas Ostrzinski den Ball gegen das eigene Knie und von dort ins Tor zum 1:1-Augleich (65.) schlug. Auch das passte zum Abend.

In den Schlussminuten überschlugen sich die Ereignisse. Zunächst traf Niklas Hauptmann völlig freistehend aus vier Metern nicht das Tor, sondern nur den Pfosten (86.), im Gegenzug sorgte Dynamo-Verteidiger Lars Bünning für den zweiten katastrophalen Fehler des Abends, als er den Ball vertändelte und Samuel Bamba zum 2:1-Endstand traf.

Erneut nicht zum Einsatz kam Winterpausen-Rückkehrer Oliver Batista Meier, der in der Hinrunde an den SC Verl ausgeliehen war. Damit schaute sich der torgefährlichste Drittliga-Profi der ersten Saisonhälfte auch das dritte Spiel von der Tribüne aus an. Ob das allein mit seinem verspäteten Einstieg in die Vorbereitung zu erklären ist, wie es Anfang begründet, darf angezweifelt werden. Denn laut dem DFB-Regelwerk darf ein Spieler in einer Saison nur für maximal zwei Vereine Pflichteinsätze bestreiten.

Was das Spiel deutlich gezeigt hat

Das heißt: Hätte Anfang ihn gegen Dortmund in der letzten Minute eingewechselt, wäre ein Weiterverkauf bis zum 1. Februar – dann endet die Transferperiode – unmöglich gewesen. Doch daran sind die sportlich Verantwortlichen bei Dynamo offenbar interessiert. Zumal Zweitligist SC Paderborn, der sein Interesse an Batista Meier angemeldet hatte, vor wenigen Tagen Florent Muslija an den SC Freiburg verkauft hatte. Damit wäre nun Platz im Kader und Geld in der Vereinskasse.

„Es ist generell so abgesprochen: Alles, was ich glaube zu brauchen, nehme ich – unabhängig von Vertragskonstellationen“, hatte Anfang vor dem Dortmund-Spiel gesagt. Batista Meier sei „nicht bei 100 Prozent, er kann uns jetzt noch nicht helfen.“

Käme der Transfer bis zum Donnerstag noch zustande, könnte Dynamo Ahmet Arslan vom 1. FC Magdeburg zurückholen. Dort gehörte der Drittliga-Torschützenkönig der vergangenen Saison am Sonntag bei der 0:1-Niederlage in Braunschweig nicht mal mehr zum Kader. Magdeburg würde den Sommer-Neuzugang aber nur gegen Zahlung einer entsprechenden Ablöse ziehen lassen. Die würden die Dresdner durch den Verkauf von Batista Meier einnehmen.

Einen wie Arslan, der nicht viele Chancen benötigt für seine Tore, das zeigte die Partie gegen Dortmund deutlich, könnte Dynamo gut gebrauchen. "Ich habe volles Vertrauen in meine Mannschaft, aber manchmal braucht es ein neues Puzzleteil, um die Ziele zu erreichen", sagte Anfang bezogen auf mögliche Neuzugänge.

Der Liveticker zum Nachlesen