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Klartext von Kapitän Kutschke nach Dynamos nächster Niederlage

Stefan Kutschke ist stocksauer nach Dynamos Niederlage samt schwacher Leistung in Ingolstadt. "Nicht einer war an seiner Leistungsgrenze", sagt der Kapitän - nimmt seine Mannschaft in die Pflicht und appelliert an die Fans.

Von Timotheus Eimert
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Ist mit dem Auftritt seiner Mannschaft nicht zufrieden: Dynamo-Kapitän Stefan Kutschke.
Ist mit dem Auftritt seiner Mannschaft nicht zufrieden: Dynamo-Kapitän Stefan Kutschke. © dpa/PA/Robert Michael

Ingolstadt. Wenige Minuten nach dem Abpfiff brodelt es in Stefan Kutschke. Dynamos Kapitän stampft in die Umkleidekabine, wird kurz darauf aber wieder zurückgeholt. Er soll den mitgereisten Journalisten aus Dresden die 1:2-Niederlage gegen den FC Ingolstadt erklären. Die schlechte Stimmung ist dem 35-Jährigen nach einer der schlechtesten Saisonleistungen der Mannschaft anzumerken.

"Es war kein gutes Spiel", beginnt Kutschke seine emotionale Rede und betont: "Dass so etwas wie heute auch mal passiert, soll keine Entschuldigung sein. Wir haben schon mal über den Weg gesprochen. Das war aber nicht ansatzweise das Niveau, auf dem wir spielen können und dass wir in den letzten Wochen gezeigt haben. Nicht einer war an seiner Leistungsgrenze."

Besonders in der ersten Halbzeit ist Dynamo dem Gegner in fast allen Bereichen unterlegen. "Wir waren nicht gut", sagt auch Torhüter Kevin Broll und stimmt dem Kapitän zu: "Keiner hat gewusst, was er machen soll - zumindest sah es so aus. Ingolstadt hat uns körperlich, physisch, läuferisch den Schneid abgekauft. Sie waren am Anschlag. Gegen solche Mannschaften musst du auch mal bestehen. Da musst du auch kämpfen, ackern und den Gegner beackern."

Dynamo wirkt müde und behäbig

Die Dresdner wirken indes am Sonntagnachmittag vor 9.072 Zuschauern im Audi-Sportpark müde und behäbig. Ingolstadt ist wacher, frischer, viel energischer in den Zweikämpfen - und geht bereits nach sechs Minuten in Führung. Nach einem Eckball kommen Jonathan Meier und Tobis Kraulich nicht in das Kopfballduell mit Jannik Mause.

Der Top-Torjäger der 3. Liga hat leichtes Spiel und erzielt seinen 15. Saisontreffer. Das ärgert vor allem Dynamos Schlussmann. "Und wenn da Ribery steht, das ist doch völlig egal. Hauptsache, der Fuß ist davor. Am Ende muss man den Ball abblocken, aber da ist der Unterschied", sagt Broll. Trainer Markus Anfang kritisiert: "Joni war auf Mause eingeteilt und hat ihn nicht dementsprechend verteidigt."

Zwei Gegentore in der ersten Halbzeit – das ist Dynamo schon lange nicht mehr passiert. Danach ist die Partie in Ingolstadt de facto gelaufen.
Zwei Gegentore in der ersten Halbzeit – das ist Dynamo schon lange nicht mehr passiert. Danach ist die Partie in Ingolstadt de facto gelaufen. © PICTURE POINT

Auch am zweiten Gegentor kurz vor der Pause hat Meier eine Mitschuld. Der Linksverteidiger unterschätzt einen langen Ball, Marcel Costly ist frei durch und legt im Strafraum quer zum kurz zuvor eingewechselten Neuzugang Sebastian Grönning.

Meier, der zur Pause ausgewechselt wird, kommt nicht mehr in den Zweikampf gegen den Ingolstädter Angreifer, der zum 2:0 einschiebt. "Der schießt, der Ball geht durch die Beine und wir machen einen Haken vorne. Das ist, was uns gerade fehlt. Vielleicht machen wir gerade zu Kompliziertes", meint Broll.

Rückkehrer Arslan hat zwei Chancen auf den Ausgleich

Das wird vor allem im zweiten Durchgang deutlich. Dynamo wird besser, aber wieder lässt die Mannschaft zahlreiche gute Chancen ungenutzt. "Es braucht einfach lange bei uns, bis der Ball mal reingeht", sagt Anfang. Erst in der 82. Minute erzielt Robin Meißner den Anschlusstreffer. Nach einem langen Ball von Broll und einer Kopfballverlängerung von Kutschke landet die Kugel vor den Füßen des eingewechselten Angreifers, der zwei Ingolstädter stehen lässt und den Ball zum 1:2 trifft.

Danach hat Dynamo mehrmals die Chance auf den Ausgleich. Rückkehrer Ahmet Arslan, der zur Halbzeit eingewechselt wird und so zu seinem Comeback im Dynamo-Trikot kommt, bieten sich zwei Möglichkeiten. Zunächst zieht er aus halbrechter Position flach ab und verfehlt das lange Eck knapp (89.), wenig später geht sein Freistoß aus 25 Metern ebenso knapp neben das Tor.

Ärger und Enttäuschung: Rückkehrer Ahmet Arslan kann Dynamos Abschlussschwäche vorm gegnerischen Tor zumindest in Ingolstadt nicht beheben. Im Gegenteil, auch er vergibt am Ende eine gute Chance.
Ärger und Enttäuschung: Rückkehrer Ahmet Arslan kann Dynamos Abschlussschwäche vorm gegnerischen Tor zumindest in Ingolstadt nicht beheben. Im Gegenteil, auch er vergibt am Ende eine gute Chance. © PICTURE POINT

Die größte Chance zum späten Ausgleich aber hat Lucas Cueto, der nach einer Hereingabe von Hauptmann im Zentrum frei zu Kopfball kommt, aber nicht genügend Druck hinter den Ball bekommt. "Für den Aufwand, den wir betrieben haben, haben wir heute zu wenig geholt. Ein Punkt wäre am Ende in Ordnung gewesen", meint Anfang.

Eine Erklärung, warum sein Team nicht die Dominanz der vergangenen Wochen ausstrahlt, hat der Trainer kurz nach dem Ende noch nicht. "Wir waren sehr langsam", sagt er und meint: "Außerdem waren wir sehr unsauber in unseren Abläufen. Wir sind hektisch gewesen, ohne schnell zu sein. Das können wir viel besser."

Kapitän Kutschke ruft zum Zusammenhalt auf

Das Ergebnis der Vorwoche, als die Schwarz-Gelben gegen Borussia Dortmund II zahlreiche Chancen liegen ließen und am Ende 1:2 verloren, habe dagegen keine Rolle gespielt, sagt Kutschke. "Die Spiele, die gespielt worden sind, können wir nicht mehr ändern. Es bleibt nicht im Kopf, ob die Leistung gut war und wir nicht gewonnen haben – jedes Spiel musst du neu spielen", erklärt er.

Damit Dynamo am kommenden Samstag im Heimspiel gegen Lübeck nach zwei Niederlagen in Folge und insgesamt drei Pleiten in den vier Spielen dieses Jahres wieder mit einem Sieg den Platz verlässt, erinnert Kutschke an das große Ziel Aufstieg.

"Dass der Weg dahin nicht einfach wird, wussten wir. Aber wir haben von Anfang an gepredigt, dass Zusammenhalt ein großes Thema ist. Das Band zwischen allen Fans und der Mannschaft darf auch nach solchen Spielen nicht zerreißen", sagt er. Und nachdem sein erster Ärger verflogen ist, geht der Blick nach vorne: "Ich weiß, dass die Mannschaft stark genug ist, um da herauszukommen."