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Warum Dynamo den Landespokal abschreibt

Bei der 0:4-Niederlage gegen den 1. FC Lok Leipzig spielen fast nur Juniorenspieler. Zwei Tore erzielt ein Ex-Dresdner.

Von Daniel Klein
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Dresdens Jonas Saliger (v.l.), Jonas Oehmichen und Bennet Magnus Haffke stehen nach dem Schlusspfiff auf dem Platz.
Dresdens Jonas Saliger (v.l.), Jonas Oehmichen und Bennet Magnus Haffke stehen nach dem Schlusspfiff auf dem Platz. © dpa/Hendrik Schmidt

Leipzig. Die Lok-Fans mussten sich beeilen mit ihrem kleinen Feuerwerk hinter der alten Holztribüne. Nur 16 Sekunden brauchten die Leipziger für die Führung. Nach dem Seitenwechsel dauerte es gar nur sieben Sekunden, bis es Elfmeter für den Regionalligisten gab. Allein die beiden Blitzgegentore bei der 0:4-Niederlage zeigen, woran Dynamo im Halbfinale des Sachsenpokals scheiterte.

Um das Personal für das Drittliga-Finale am Samstag beim SV Wehen Wiesbaden zu schonen, bei dem die Schwarz-Gelben den Meistertitel holen können, setzte der Aufsteiger fast ausschließlich Juniorenspieler ein – und denen mangelte es, nicht nur bei den Gegentoren, an Erfahrung.

Das Interesse am traditionsreichen Duell war trotzdem groß. „Wir hätten 10.000 Karten verkaufen können“, erklärte Lok-Geschäftsführer Alexander Voigt. Das könnte an der langen Pause liegen – Dynamos letztes Pflichtspiel gegen den sächsischen Dauerrivalen wurde 1991 bestritten, das letzte gegen den Lok-Vorgänger und Nachfolger VfB Leipzig 2002 in der Oberliga. Inzwischen spielt der Verein in der Regionalliga, das aber seit Ende Oktober auch nicht mehr. 203 Tage nur Training – wenn überhaupt. In der abgebrochenen Saison wurde für die Probstheidaer ein siebenter Platz ausgerechnet.

Die Tore "im Prinzip alle selber gemacht"

Der sportliche Wert der Abschlusstabelle ist ebenso fragwürdig wie der des Sachsenpokal-Wettbewerbes. Einzig wegen der Qualifikation für den finanziell lukrativen DFB-Pokal wurde der fortgeführt. Und da wollte Lok nach zwei Halbfinalniederlagen, darunter das dramatische 12:13 im Elfmeterschießen 2019 gegen den Chemnitzer FC, endlich wieder ins Endspiel einziehen. Das gelang souverän – und am 29. Mai ist der Gegner wieder Chemnitz. Zwei Treffer erzielte gegen Dynamo mit Sascha Pfeffer ein Ex-Dresdner.

„Wir sind ein bisschen enttäuscht, aber es war eben Männer- gegen Jugend-Fußball. Wir haben im Prinzip alle Tore selber gemacht, das waren alles individuelle Fehler“, erklärte Heiko Scholz. Welchen Stellenwert der Landespokal für Dynamo hat, nachdem die Quali für den DFB-Pokal längst feststeht, zeigte sich auch auf der Bank. Co-Trainer Scholz ersetzte seinen Chef Alexander Schmidt. Der Assistent hat beste Erinnerungen ans altehrwürdige Bruno-Plache-Stadion, von 1986 und 1990 war der inzwischen 55-Jährige als Spieler bei Lok, stand mit der Mannschaft vor 34 Jahren im Europapokalfinale der Pokalsieger und verlor 0:1 gegen Ajax Amsterdam. Zwischen 2013 und 2018 trainierte er das Team in der Ober- und Regionalliga.

In seinem Kader standen mit Torwart Stefan Kiefer sowie Maximilian Großer, Max Kulke und Justin Löwe lediglich vier Profis, wobei es für die drei Feldspieler der vorerst letzte Auftritt in Schwarz-Gelb gewesen sein könnte. Das Trio dürfte es schwer haben, sich in der 2. Liga zu behaupten. Ergänzt wurde der Kader von neun A- und fünf B-Junioren. Das Durchschnittsalter der Startelf betrug 18,5 Jahre.

Kein Vorwurf vom Trainer

„Da standen zum Schluss vier, fünf 16-Jährige auf dem Platz. Ich kann den Jungs keinen Vorwurf machen. Sie haben alles reingehauen und auch seit Monaten kein Pflichtspiel bestritten. Im Männerbereich geht es eben schneller und robuster zu. Gerade deshalb geben solche Partien den Jungs so viel“, erklärte Scholz. „Natürlich ist es ein bisschen schade, so wie es gelaufen ist. Aber im Juniorenalter fehlt ganz einfach noch die Cleverness, das ist der größte Unterschied“, ergänzte Kulke, der die Kapitänsbinde trug.

Beim 2:0-Sieg im Viertelfinale vor einer Woche gegen den Bischofswerdaer FV gehörten noch Pascal Sohm, Niklas Kreuzer, Ransford-Yeboah Königsdörffer, Jonathan Meier, Marvin Stefaniak und Julius Kade zum Kader. Die sollen nun aber am Samstag den Meistertitel holen.

Richtig traurig war über das Ausscheiden bei Dynamo aber keiner. Selbst bei einem Sieg wäre gegen Chemnitz wieder nur ein Junioren-Team aufgelaufen. Das Finale eine Woche nach dem Drittliga-Ende liegt einfach ungünstig. Die meisten Profis wollen sich da bereits im Urlaub erholen – und Kraft tanken für die 2. Bundesliga.