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Dynamo scheitert an Essens Torwart - und hadert mit dem Schiedsrichter

Dynamo Dresden kommt gegen Rot-Weiss Essen trotz sehr guter Leistung und vielen Chancen nicht über ein Remis hinaus. Nach dem Spiel wird über den Schiedsrichter diskutiert. Die Analyse mit den Stimmen zum Spiel.

Von Timotheus Eimert
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Wieder eine Torchance vergeben: Gegen Rot-Weiss Essen lässt Dynamo Dresden mehrere hundertprozentige Möglichkeiten liegen und spielt am Ende nur 2:2.
Wieder eine Torchance vergeben: Gegen Rot-Weiss Essen lässt Dynamo Dresden mehrere hundertprozentige Möglichkeiten liegen und spielt am Ende nur 2:2. © Lutz Hentschel

Dresden. Wirklich fassen können sie es bei Dynamo Dresden nach dem Spiel mal wieder nicht . Die Schwarz-Gelben zeigen vor 30.387 Zuschauern im fast ausverkauften Rudolf-Harbig-Stadion gegen Rot-Weiss Essen eine sehr gute Leistung, stehen aber doch nur mit einem Punkt da. 2:2 endet das Top-Spiel der 3. Liga. Nach der Partie hadern die Dresdner mit dem Schiedsrichter und ihrer Chancenverwertung. Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Spiel.

Warum gewinnt Dynamo trotz sehr guter Leistung nicht?

Das liegt vor allem an Essens Torhüter Jakob Golz. Der Sohn des ehemaligen Freiburger Kult-Torwarts Richard Golz zeigt gegen Dynamo seine wahrscheinlich beste Saisonleistung. Mehrmals hält der 25-Jährige überragend gegen die Dresdner Offensivkräfte, die nach dem Spiel zum wiederholten Male mit ihrer Chancenverwertung hadern.

"Ich weiß gar nicht, wie viele hundertprozentige Torchancen wir heute kreiert haben", sagt Trainer Markus Anfang nach dem Abpfiff. Es sind auf jeden Fall einige – vor allem in der ersten Halbzeit hat Dynamo mehrmals die Chance in Führung zu gehen.

Die erzielt jedoch der Gast. Nach einem zu kurz geratenen Abschlag von Kevin Broll kommt Essen in Ballbesitz. Die Dresdner Viererkette ist unsortiert und Cedric Harenbrock plötzlich frei vorm Dresdner Tor. Er vollendet gekonnt ins lange Eck (7.).

Welche Reaktion zeigt Dynamo nach dem Rückstand?

Dynamo trifft nur vier Minuten nach dem Rückstand zum Ausgleich. Nach einem Eckball kommt der Ball über Umwege zu Tom Zimmerschied. Sein Schuss ist zwar hart, aber sehr zentral. Golz sieht die Kugel spät, verschätzt sich etwas und lässt den Ball so passieren – der einzige kleine Fehler des Essener Schlussmannes.

Er ist Dynamos Spieler des Spiels: Tom Zimmerschied erzielt zwei Treffer. Hier jubelt er über das 1:1 mit Kyu-Hyun Park.
Er ist Dynamos Spieler des Spiels: Tom Zimmerschied erzielt zwei Treffer. Hier jubelt er über das 1:1 mit Kyu-Hyun Park. © Lutz Hentschel

Danach bleibt die SGD weiter am Drücker, doch erneut gehen die Gäste in Führung. Ein Freistoß von Thomas Eisfeld aus dem Halbfeld geht an Freund und Feind vorbei - und plötzlich liegt der Ball im Tor (35.). Dresden läuft bis zur Pause an, hat mehrere gute Chancen und findet seinen Meister aber stets in Golz.

"Er hat heute ein überragendes Spiel gemacht. Das muss man auch einmal anerkennen", sagt Zimmerschied, der nach der Pause den Ausgleich erzielt und seinen Doppelpack schnürt. Keine zwei Minuten nach der Halbzeit kommt der Offensivspieler im Strafraum an den Ball, tunnelt RWE-Keeper Golz.

Warum kommt kurz vor dem Ende der Krankenwagen?

In der Nachspielzeit hat Dynamo die letzte große Chance auf den Siegtreffer. Nach einem Eckball kommt Paul Will an den Ball. Sein Kopfball springt an die Latte und von dort auf die Linie. Danach knallen Jakob Lemmer und Felix Götze mit den Köpfen aneinander. Der Essener Verteidiger bleibt liegen und blutet stark. Er kann nicht weiterspielen und muss mit der Trage abtransportiert werden.

Felix Götze wird verletzt vom Platz getragen, wenig später wird er ins Krankenhaus gebracht.
Felix Götze wird verletzt vom Platz getragen, wenig später wird er ins Krankenhaus gebracht. © Lutz Hentschel

Wenig später wird er ins Krankenhaus gebracht. "Er hat einen riesigen Cut und eine leichte Schwellung. Er war aber noch voll bei Bewusstsein. Wir hoffen, dass nichts gebrochen ist, sondern nur eine Platzwunde, die genäht werden muss", sagt Essens Trainer Christoph Dabrowski.

Warum wird über den Schiedsrichter diskutiert?

Schiedsrichter Lukas Benen hat im Top-Spiel der 3. Liga jede Menge Arbeit. "Es gab sehr viel brenzlige Situationen, die nicht einfach zu bewerten waren", meint Dabrowski. Besonders zwei Situationen sorgen nach dem Spiel für Gesprächsstoff.

Nach zwei Minuten geht Zimmerschied im Strafraum zu Boden. Benen entscheidet nicht auf Elfmeter, sondern auf Schwalbe des Dresdner Angreifers und gibt ihm die Gelbe Karte. "Der Innenverteidiger hat mich berührt", ist sich Zimmerschied anschließend sich. "Ich bin im Vollsprint und da reicht auch ein leichter Kontakt. Das ist eine enge Entscheidung. Entweder gibst du den Elfmeter oder nicht. Aber eine Schwalbe ist es nicht." Das vermeintliche Foul ist ohnehin außerhalb des Strafraums gewesen.

Schiedsrichter Lukas Benen hat beim Top-Spiel der 3. Liga zwischen Dynamo Dresden und Rot-Weiss Essen viel zu tun - macht aber nicht immer den sichersten Eindruck.
Schiedsrichter Lukas Benen hat beim Top-Spiel der 3. Liga zwischen Dynamo Dresden und Rot-Weiss Essen viel zu tun - macht aber nicht immer den sichersten Eindruck. © Lutz Hentschel

Zimmerschied steht auch wenig später im Mittelpunkt. Nach 17 Minuten trifft er erneut für Dynamo. Nur hat der Schiedsrichter diesmal vorher gepfiffen, weil Stefan Kutschke seinen Gegenspieler gefoult haben soll. Der sieht das naturgemäß anders, und auch Anfang beschwert sich.

"Kutsche hat gar keinen Grund zu foulen. Er ist vor dem Gegenspieler und wird festgehalten. Entweder gibst du Elfmeter oder lässt weiterspielen", sagt der Trainer und nimmt den Schiedsrichter in Schutz: "Bei der Dynamik und der Leidenschaft, die heute im Spiel war, ist es auch schwer in der Kürze der Zeit Entscheidungen zu treffen. Schiedsrichter in der 3. Liga haben nicht den Video-Assistenten als Hilfsmittel."

Trainer Markus Anfang ist nicht mit jeder Entscheidung des Schiedsrichters einverstanden. Nach dem Spiel nimmt er ihn aber in Schutz.
Trainer Markus Anfang ist nicht mit jeder Entscheidung des Schiedsrichters einverstanden. Nach dem Spiel nimmt er ihn aber in Schutz. © Lutz Hentschel

Ahmet Arslan ist da anderer Meinung und macht dem Schiedsrichter einen schwerwiegenden Vorwurf. "Ich weiß nicht, ob er ein Problem mit uns hat. Er spricht mit uns nicht, sondern nur mit Essens Spielern. Wenn sie am Boden liegen, pfeift er sofort ab. Wenn wir am Boden liegen, lässt er weiterspielen. Wenn wir vernünftig mit ihm reden wollen, redet er nicht mit uns", sagt der Dresdner Mittelfeldspieler. "Doch wir müssen bei uns bleiben. Ich finde, wir haben ein überragendes Spiel gemacht."

Benen wollte sich nach dem Spiel auf Nachfrage von Sächsische.de nicht zu den Szenen und den Vorwürfen äußern.

Wie verlief das Startelf-Comeback von Ahmet Arslan?

Erstmals seit seiner Rückkehr im Januar darf der Torschützenkönig der vergangenen Saison von Beginn an ran. Außerdem neu in der Startelf sind Kevin Ehlers und Dennis Borkowski. Dafür weichen Luca Herrmann und Jakob Lemmer sowie der gelbgesperrte Lars Bünning. Besonders Arslan ist sofort anzumerken, wie sehr er sich auf sein Startelf-Comeback gefreut hat.

Der 29-Jährige gehört in der Anfangsphase zu Dynamos Aktivisten und packt nach vier Minuten den Seitfallzieher aus. "Ich habe versucht alles auf dem Platz zu lassen", sagt Arslan. "Ich hatte auch die andere Möglichkeit, wo ich den Ball hineinmachen muss. Aber darum geht es nicht. Es geht hier um eine Sache. Wenn wir so weiterspielen, werden wir auch erfolgreich sein."

Was bedeutet das Remis für die Tabelle?

Dynamo steht weiterhin auf einem direkten Aufstiegsplatz. Da auch Verfolger Ulm und Spitzenreiter Regensburg Unentschieden gespielt haben, bleibt nach unten und oben der Abstand gleich. Zwei Punkte Vorsprung hat Dresden auf den Relegationsplatz, drei Zähler Rückstand auf Platz eins.

"Es ist ein Punkt, der kann am Ende sehr wertvoll sein", sagt Anfang und meint: "Nachdem wir zweimal zurückgelegen haben und zweimal zurückgekommen sind, ist dieser Punkt heute besonders wertvoll. Ich muss meiner Mannschaft ein Kompliment machen. Wir haben mit viel Leidenschaft und Emotionen gespielt, ganz viel Torraumszenen kreiert und den Gegner permanent unter Druck gesetzt."