SZ + Dynamo
Merken

Dynamos Frust mit einem Schiedsrichter: "Weiß nicht, ob er ein Problem mit uns hat"

Dynamo Dresden ärgert sich nach dem Remis gegen Rot-Weiss Essen vor allem über Schiedsrichter Lukas Benen. Ahmet Arslan wirft ihm fehlenden Respekt vor - nicht zum ersten Mal.

Von Timotheus Eimert
 5 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Im Fokus: Schiedsrichter Lukas Benen hat beim Top-Spiel der 3. Liga zwischen Dynamo Dresden und Rot-Weiss Essen jede Menge Arbeit. Nach dem Spiel werfen ihm die Dresdner mangelnden Respekt vor.
Im Fokus: Schiedsrichter Lukas Benen hat beim Top-Spiel der 3. Liga zwischen Dynamo Dresden und Rot-Weiss Essen jede Menge Arbeit. Nach dem Spiel werfen ihm die Dresdner mangelnden Respekt vor. © Lutz Hentschel

Dresden. Es sind zwei Szenen, die nach dem 2:2 zwischen Dynamo Dresden und Rot-Weiss Essen für viele Diskussionen sorgen. Zweimal steht dabei Schiedsrichter Lukas Benen aus Nordhorn im Fokus. Und zweimal entscheidet der 30-Jährige gegen Dynamo. Nach dem Spiel wird er dafür mit lautstarken Pfiffen aus dem mit 30.387 Zuschauern fast ausverkauften Rudolf-Harbig-Stadion verabschiedet.

Auch den Spielern fällt es schwer, ihre Emotionen zu verstecken. "Ich versuche bei uns zu bleiben und nicht auf die Offiziellen zu gehen", sagt Offensivspieler Ahmet Arslan, ehe es doch aus ihm herauspoltert: "Ich weiß nicht, ob er ein Problem mit uns hat. Er spricht mit uns nicht, sondern nur mit Essens Spielern."

Besonders in Halbzeit eins hat Benen im Top-Spiel der 3. Liga jede Menge Arbeit. "Es gab sehr viel brenzlige Situationen, die nicht einfach zu bewerten waren", meint Essens Trainer Christoph Dabrowski und spricht damit auch die beiden diskussionswürdigen Entscheidungen in der Anfangsphase an.

Markus Anfang wütet: "Für mich ist es ein klares Tor"

Nach zwei Minuten geht Tom Zimmerschied im Strafraum zu Boden. Doch Benen entscheidet nicht auf Elfmeter, sondern auf Hinfaller - und verwarnt den Dresdner Angreifer. "Der Innenverteidiger hat mich berührt", ist sich Zimmerschied anschließend sicher, und er erklärt: "Ich bin im Vollsprint und da reicht auch ein leichter Kontakt. Das ist eine enge Entscheidung. Entweder gibst du den Elfmeter oder nicht. Aber eine Schwalbe ist es nicht." Das vermeintliche Foul wäre ohnehin außerhalb des Strafraums gewesen.

Noch diskutabler ist die Szene aus der 17. Minute. Zu diesem Zeitpunkt steht es bereits 1:1. Dynamo startet furios in die Partie, gerät aber nach sieben Minuten in Rückstand. Cedric Harenbrock bringt die Gäste mit der ersten Möglichkeit in Führung, die Tom Zimmerschied in der 11. Minute umgehend mit einem Flachschuss egalisiert.

Er ist Dynamos Spieler des Spiels: Tom Zimmerschied erzielt zwei Treffer. Hier jubelt er über das 1:1 mit Kyu-Hyun Park.
Er ist Dynamos Spieler des Spiels: Tom Zimmerschied erzielt zwei Treffer. Hier jubelt er über das 1:1 mit Kyu-Hyun Park. © Lutz Hentschel

Sechs Minuten später trifft der Dresdner Offensivspieler erneut. Doch dieses Mal hat der Schiedsrichter etwas dagegen, weil Dynamos Kapitän Stefan Kutschke seinen Gegenspieler Andreas Wiegel vorher gefoult haben soll. Das sorgt nach dem Spiel für viel Frust bei Dynamo.

"Wiegel hält Kutschke fest und lässt sich dann fallen. Kutschke ist eigentlich vor ihm", meint Trainer Markus Anfang und wütet: "Ich wüsste nicht, wo er irgendwo ein Foul gemacht hat. Das müsste mir einer erklären. Entweder gibst du Elfmeter oder lässt weiterspielen. Für mich ist es ein klares Tor."

Doch Anfang nimmt den Unparteiischen auch in Schutz. "Bei der Dynamik und der Leidenschaft, die heute im Spiel war, ist es auch schwer in der Kürze der Zeit Entscheidungen zu treffen", sagt der 49-Jährige und meint: "Schiedsrichter in der 3. Liga haben nicht den Video-Assistenten als Hilfsmittel."

Wieder Ärger mit Benen: Dynamo beklagt fehlenden Respekt

Was Anfang viel mehr ärgert, ist der fehlende Respekt seitens des Referees. "Die Schiedsrichter lassen nicht mit sich reden. Da sind sie anders", sagt er und betont: "Man muss sagen dürfen, dass man auch mal eine Entscheidung gern für sich bekommen hätte. Und vielleicht kann man auch mal sagen, dass man mal einen Fehler gemacht hat. Immer nur den Fehler bei uns zu suchen, ist auch schwer."

Benen will sich nach dem Spiel auf Nachfrage von Sächsische.de nicht zu den Szenen äußern. Der Vorwurf gegen ihn und sein Schiri-Gespann ist nicht neu.

Bereits in der vergangenen Saison bemängelten die Dresdner nach der 1:2-Niederlage gegen Bayreuth fehlenden Respekt. "Der Schiedsrichter war sicher nicht Schuld, dass wir das Spiel verloren haben", erklärte Anfang damals. "Wir müssen uns aber nicht vom Linienrichter auslachen lassen. Wir Trainer sind nämlich nicht die Mülleimer der Nation."

Trainer Markus Anfang ist nicht mit jeder Entscheidung des Schiedsrichters einverstanden.
Trainer Markus Anfang ist nicht mit jeder Entscheidung des Schiedsrichters einverstanden. © Lutz Hentschel

Damals polterte auch Arslan gegen Schiedsrichter Benen. "Wir machen alle Fehler, aber arrogant zu sein und mit Spielern von oben herab zu reden - das mag ich nicht", betonte er, und Arslan hat auch diesmal ein Problem mit der Linie des Spielleiters.

"Wenn die Essener am Boden liegen, pfeift er sofort ab. Wenn wir am Boden liegen, lässt er weiterspielen. Wenn wir vernünftig mit ihm reden wollen, redet er nicht mit uns", sagt Arslan und betont doch: "Wir müssen bei uns bleiben. Ich finde, wir haben ein überragendes Spiel gemacht."

Dynamo Dresden verzweifelt an Essens Torwart Golz

Auch deshalb ist der Frust bei der Sportgemeinschaft nach dem Remis besonders groß. "Ich kann mir nicht erklären, warum wir hier Unentschieden spielen. Das ist eigentlich ein klarer Sieg für uns. Wir waren in allen Belangen besser", findet Arslan, der erstmals nach seiner Rückholaktion im Januar wieder in der Startelf steht.

Seine Einschätzung lässt sich auch in Zahlen ausdrücken: 18:0 Ecken und 34:6 Torschüsse. Dynamo ist dem Gegner in allen Statistiken drückend überlegen, doch in der im Fußball entscheidenden, den Toren, steht es nach etwas mehr als 90 Minuten unentschieden. Essen geht in der 35. Minute durch Thomas Eisfeld zunächst wieder in Führung, ehe Zimmerschied kurz nach der Pause erneut ausgleichen kann.

Dass Dynamo am Ende trotzdem nicht gewinnt, liegt auch an Essens Torhüter Jakob Golz. Der Sohn des ehemaligen HSV-Torwarts Richard zeigt gegen Dynamo seine wahrscheinlich beste Saisonleistung. Mehrmals hält der 25-Jährige überragend gegen die Dresdner Offensivkräfte, die nach dem Spiel zum wiederholten Male mit ihrer Chancenverwertung hadern. "Wir müssen das Spiel heute mit vier, fünf Toren Unterschied gewinnen", sagt Anfang unabhängig von der Leistung des Schiedsrichters: "Wir hätten auch sonst ein weiteres Tor schießen können."