SZ + Sport
Merken

Bobdominator Friedrich bei der WM plötzlich Außenseiter

Bobpilot Francesco Friedrich aus Pirna hat im Eiskanal alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Nur bei der WM sind diesmal andere Favorit. Wer ihn aber abschreibt, macht einen Fehler.

Von Tino Meyer
 2 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Ist das Grübeln? Zweifeln? Oder einfach sein Pokerface? Auf jeden Fall sieht sich der Pirnaer Francesco Friedrich bei der WM in Winterberg nicht in der Favoritenrolle.
Ist das Grübeln? Zweifeln? Oder einfach sein Pokerface? Auf jeden Fall sieht sich der Pirnaer Francesco Friedrich bei der WM in Winterberg nicht in der Favoritenrolle. © dpa/Sebastian Kahnert

Winterberg. Die Schlagzeilen gehören anderen. Entweder geht es in diesen Tagen kurz vor dem Beginn der Bob-Weltmeisterschaft um den schweren Sturz von Titelverteidiger Johannes Lochner zuletzt beim Weltcup-Training in Altenberg – und was das für dessen Chance auf die Titelverteidigung an diesem Wochenende beim Saisonhöhepunkt in Winterberg bedeutet. Oder Adam Ammour ist das große Thema, der Aufsteiger des Jahres und Jungstar im deutschen Team.

Über Francesco Friedrich redet keiner. "Das tut weh", hat der Weltklasse-Pilot aus Pirna vergangenen Samstag gesagt, nachdem ihn Ammour selbst auf seiner Heimbahn beim Weltcup in Altenberg auf Platz zwei verwies. Gemessen an den Resultaten im Zweierbob ist Friedrich derzeit lediglich die Nummer drei in Deutschland – hinter Lochner und Ammour. Noch immer wartet Friedrich im kleinen Schlitten auf seinen ersten Weltcupsieg der Saison. Und es ist für ihn auch kein Trost, nie schlechter als Platz drei gewesen zu sein – wenn die anderen beiden die Zweierbob-Erfolge mittlerweile de facto unter sich ausmachen.

Jetzt hat Johannes Lochner (rechts) den Dauersieger der vergangenen Jahre offenbar tatsächlich im Griff. Es ist ein Bild mit viel Symbolkraft.
Jetzt hat Johannes Lochner (rechts) den Dauersieger der vergangenen Jahre offenbar tatsächlich im Griff. Es ist ein Bild mit viel Symbolkraft. © dpa/Robert Michael

Jahrelang lief das anders, Friedrich war die unumstrittene Nummer eins im Eiskanal, und das weltweit. Vier Olympiasiege, zwölf WM-Titel, zahlreiche Start-, Bahn- und Geschwindigkeitsrekorde sowie mehr als 70 Weltcupsiege sind Beleg dafür und haben Friedrich den Beinamen Bobdominator beschert.

Dass es in diesem Jahr nicht so läuft, hat mehrere Gründe. Mit bald 34 Jahren ist er nicht mehr der Jüngste und muss sich auch intensiver um Materialfragen kümmern als gedacht. Vor allem aber hat die Konkurrenz aufgeholt, insbesondere die deutsche. Die Frage nach der Favoritenrolle, die er spätestens seit seinem 2015 hier in Winterberg eingefahrenen zweiten WM-Titel eigentlich immer innehat, verblüfft ihn. "In dieser durchwachsenen Saison hatten wir unsere Hausausgaben zu machen, haben das auch getan – und müssen uns jetzt rantasten", sagt Friedrich. Kampfansagen klingen anders.

Wer den erfolgreichsten Piloten aller Zeiten abschreibt, macht jedoch einen Fehler. Friedrich ist ein Wettkampftyp, nervenstark wie kaum ein anderer. Beim Saisonhöhepunkt ruft der frühere Leichtathlet regelmäßig die besten Leistungen ab. Wie bei Olympia 2022, als schon einmal von einer Wachablösung getuschelt wurde – und am Ende doch wieder Friedrich gewann.