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Immer wieder Friedrich: Bobdominator besiegelt perfekte Saison

Francesco Friedrich räumt wieder ab. Dem Bobdominator aus Pirna und seinem Team gelingt in Lake Placid zudem ein Novum. Und die Belohnung wartet schon.

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Die besten Bobpiloten des  Winters: Johannes Lochner, Dominator Francesco Friedrich und der Lette Emils Cipulis (von links).
Die besten Bobpiloten des Winters: Johannes Lochner, Dominator Francesco Friedrich und der Lette Emils Cipulis (von links). © AP

Lake Placid. Nach seinem Premierenerfolg in der WM-Bahn im kommenden Jahr und dem sechsten Weltcup-Gesamtsieg im Viererbob freute sich Francesco Friedrich vor allem auf eines: Urlaub. "Es sind ja bald Ferien, da fliegen wir eine Runde in die Sonne und entspannen mal ein bisschen", sagte der 33-Jährige vor der Abreise aus Lake Placid.

Zuvor hatte er in dem Eiskanal in den USA noch das Saisonfinale gewonnen und erstmals mit dem großen Schlitten auch in Lake Placid die Konkurrenz hinter sich gelassen. "Wir waren in der Bahn richtig gut unterwegs, sind richtig zufrieden und gut vorbereitet für die WM nächstes Jahr hier", sagte Friedrich.

Auf der anspruchsvollen Bahn am Mount van Hoevenberg hatte er mit seiner Crew Thorsten Margis, dem neu zum Team gestoßenen Matthias Sommer sowie Felix Straub eine starke Vorstellung geboten und mit 0,17 Sekunden Vorsprung den Berchtesgadener Johannes Lochner auf Rang zwei verwiesen. Dritter wurde im US-Bundesstaat New York Adam Ammour vom BRC Thüringen.

Das Rennen war im zweiten Durchgang nach einem Sturz direkt vor den drei Deutschen zunächst wegen Reparaturen an der Bahn unterbrochen worden. Da die Zeit zur Ausbesserung nicht ausreichte, wurde nach gut einer halben Stunde komplett abgebrochen und nur der erste Lauf gewertet. "Viele Piloten haben da ihre Kufen zerstört, daher war es die richtige Entscheidung", sagte Lochner.

Auf dem Weg zum Weltcupsieg: Francesco Friedrich mit seinen Anschiebern Thorsten Margis, Matthias Sommer und Felix Straub.
Auf dem Weg zum Weltcupsieg: Francesco Friedrich mit seinen Anschiebern Thorsten Margis, Matthias Sommer und Felix Straub. © AP

Bundestrainer René Spies sprach von "einem kuriosen Ende", war aber insgesamt glücklich: "Die Saison geht überragend zu Ende, ich kann nur Danke sagen an die gesamte Mannschaft mit einer überaus erfolgreichen Heim-WM und einem überragenden Weltcup."

Mit dem fünften Saisonsieg in der Königsklasse holte der zweimalige Doppel-Olympiasieger Friedrich souverän den Sieg im Gesamtklassement vor dem Letten Emils Cipulis und Lochner, der nach seinem Sturz in Altenberg ein Rennen weniger hatte. Damit gewann Friedrich nach dem WM-Double in Winterberg auch in den beiden Disziplinen Zweier und Vierer den Gesamtweltcup - und daher auch die Kristallkugel für die Kombinationswertung.

Im Moment des Triumphs fühlte Friedrich auch mit seinem größten Konkurrenten. "Eigentlich gehört der dem Hansi", sagte der Rekordweltmeister, nachdem er den Titel im Zweierbob-Weltcup von Lochner zurückerobert hatte. Wäre sein Rivale vor dem Weltcup in Altenberg nicht gestürzt, "hätte er deutlich gewonnen. Das tut uns wahnsinnig Leid."

Die Aussage des Bobdominators machte deutlich, dass der Weg zur nahezu perfekten Saison mit dem Sieg in den wichtigen Rennen und Wertungen kein Selbstläufer war. Friedrich bleibt der Gejagte, auch wenn Lochner und der erst 22 Jahre alte Zweier-Europameister Adam Ammour ihm auf den Fersen sind.

Wenn es nach Friedrich geht, soll die Rangordnung bis zu den Olympischen Winterspielen 2026 in Mailand und Cortina d'Ampezzo bestehen bleiben. Bis dahin will er in jedem Fall weiterfahren, um zum alleinigen Rekord-Olympiasieger aufzusteigen. Nur eine Goldmedaille fehlt ihm dafür noch. Seine Weltmeistertitel wolle er ebenfalls bis 2027 halten, sagte Friedrich, "dann können sich die anderen darum prügeln".

Weltcupsieger auch im kleinen Schlitten: Mit Alexander Schüller (links) gewinnt Friedrich das Zweierbob-Rennen auf der WM-Bahn von 2025.
Weltcupsieger auch im kleinen Schlitten: Mit Alexander Schüller (links) gewinnt Friedrich das Zweierbob-Rennen auf der WM-Bahn von 2025. © dpa

In diesem Winter war Lochners Trainingsunfall in Altenberg kurz vor den Weltmeisterschaften in Winterberg der Knackpunkt, bis dahin lag er in allen drei Wertungen vorne und schickte sich an, Friedrichs fünf Jahre andauernde Siegesserie im Gesamtweltcup zu durchbrechen. Das Alarmsignal aus dem Grusel-Klassiker "The Purge", das an den Eiskanälen der Welt immer dann ertönt, wenn Friedrich startet, schien seinen Schrecken verloren zu haben. Nicht nur Lochner, auch Shootingstar Ammour gelang es mehrfach, den Friedrich zu schlagen.

Doch Lochners Sturzverletzungen verhinderten einen Start bei den Rennen in Altenberg. Friedrich nutzte dessen punktloses Wochenende und fuhr in allen drei Wertungen einen Vorsprung heraus, der schon vor dem Saisonabschluss, bei dem Friedrich beide Rennen vor Lochner und Ammour gewann, fast uneinholbar war.

Spätestens seit Friedrich bei der WM mit extrem dominanten Auftritten inklusive fünf Bahnrekordfahrten seine Titel 15 und 16 einfuhr, war die Botschaft seiner Startsirene auch wieder klar: Der beste Bobfahrer der Welt kommt. (SZ mit dpa und sid)