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Bobdominator Friedrich ist zurück - und hat den WM-Titel im Blick

Bahnrekorde und Startbestzeit in zwei Läufen: Francesco Friedrich meldet sich bei der WM in Winterberg in alter Stärke zurück. Im Monobob winkt der Heimsieg für eine Ex-Anschieberin.

Von Tino Meyer
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Den nächsten Titel im Blick: Francesco Friedrich (r.) und sein Anschieber Alexander Schüller liegen bei der Weltmeisterschaft in Winterberg nach zwei von vier Läufen in Führung.
Den nächsten Titel im Blick: Francesco Friedrich (r.) und sein Anschieber Alexander Schüller liegen bei der Weltmeisterschaft in Winterberg nach zwei von vier Läufen in Führung. ©   dpa/Robert Michael

Winterberg. Es ist eine Machtdemonstration, die so nicht zu erwarten war - und sogar den Bobdominator selbst etwas überraschte: Zwei Läufe, zwei Bahnrekorde lautet die Zwischenbilanz von Rekordweltmeister Francesco Friedrich aus Pirna und seinem Anschieber Alexander Schüller. Damit liegt das Duo zur Halbzeit bei der Weltmeisterschaft in Winterberg in Führung und hat nach zwei von vier Läufen allerbeste Chancen auf den Titel.

Friedrichs Gesichtsausdruck bestätigt das. Es ist das typische Friedrich-Sieger-Grinsen. Dabei ging er angesichts eines Saisonverlaufs ohne Sieg im Zweier plötzlich als Außenseiter in die WM. Auch das Training in den Tagen zuvor verlief nicht wie gewünscht, aufgrund der widrigen Bedingungen ließen sich kaum Erkenntnisse für die Kufenwahl sammeln. Beim Höhepunkt meldet sich der viermalige Olympiasieger nun umso eindrucksvoller zurück.

"Auf diesen Moment haben wir hart hingearbeitet, haben alles auf die WM ausgerichtet, und wir haben es auch geschafft, unseren Schlitten auf den Punkt fit zu bekommen", sagt der 33 Jahre alte Pirnaer, nachdem er den ersten Glückwunsch von Ehefrau Magdalena erhalten und mit den Zuschauern im Zielbereich abgeklatscht hat.

Lochner: "Noch nicht so fit nach dem Sturz"

0,22 Sekunden beträgt der Vorsprung von Friedrich/Schüller auf Adam Ammour. Der deutsche Jungstar, angeschoben von seinem Bruder Issam, zeigte ebenfalls einen starken ersten WM-Tag und verwies die Titelverteidiger Johannes Lochner/Georg Fleischhauer auf den dritten Platz. Eine gute halbe Sekunde liegt der zuletzt in Altenberg beim Viererbob-Training gestürzte Lochner bereits zurück.

"Ich bin noch nicht so fit nach dem Sturz, der steckt schon noch drin. Es ist natürlich schade, dass so etwas gerade direkt vor der WM passiert", bilanziert Lochner, der im ersten Lauf bereits am Start 0,07 Sekunden auf Friedrich einbüßte - eine kleine Welt im Bobsport. Und das erst recht in Winterberg, wo sich in der Bahn kaum Zeit gutmachen lässt.

Der Start macht den Unterschied, besonders auf der Bahn in Winterberg: Das Duo Friedrich/Schüller überzeugt gleich im ersten Lauf mit einem Bahnrekord. Und legt im zweiten Lauf gleich noch mal nach.
Der Start macht den Unterschied, besonders auf der Bahn in Winterberg: Das Duo Friedrich/Schüller überzeugt gleich im ersten Lauf mit einem Bahnrekord. Und legt im zweiten Lauf gleich noch mal nach. © dpa/Robert Michael

Das weiß auch Friedrich. Zu seinem 13. WM-Titel will er sich allerdings noch nicht gratulieren lassen. "Es geht ja weiter. Wir haben wieder die Kufen vorzubereiten, haben uns auf die Physiobank zu legen, um morgen wieder mindestens genauso schnell zu starten", sagt Friedrich und gibt das Ziel für den Sonntag vor, wenn ab 13 Uhr die Entscheidung fällt. Nach dem Bahnrekord soll es nun auch noch ein neuer Startrekord sein.

Um 0,01 Sekunden verpassten sie die über acht Jahre alte Bestmarke, gehalten von Friedrich mit Anschieber Thorsten Margis. "Dritter Lauf ist immer voller Angriff, von daher bin ich guter Dinge", betont Anschieber Schüller.

Hinter den drei deutschen Teams liegen die Briten Brad Hall/Taylor Lawrence mit 0,79 Sekunden Rückstand auf dem vierten Platz, Fünfter sind die US-Amerikaner Frank Del Luca/Manteo Mitchell (+0,85).

Beim Monobob der Frauen ist indes Europameisterin Lisa Buckwitz aus Oberhof auf Titel-Kurs. Bei teils starkem Schneefall und schlechten Sichtverhältnissen nutzte die frühere Anschieberin die noch vergleichsweise guten Verhältnisse zu Beginn aus und eröffnete das Rennen mit Bahnrekord - obwohl ihr in der Ausfahrt von Kurve neun, ebenso wie Nolte unmittelbar danach, ein Fehler unterlief und der Bob fast kippte.

Auch deshalb zeigte sich Buckwitz nicht vollends zufrieden. "Das waren zwei durchwachsene Läufe, da ist noch was drin", erklärte sie.

Weltcupführende und nun auch bei der WM in Führung: Lisa Buckwitz hat im Monobob beste Chancen auf ihren ersten Weltmeistertitel als Pilotin.
Weltcupführende und nun auch bei der WM in Führung: Lisa Buckwitz hat im Monobob beste Chancen auf ihren ersten Weltmeistertitel als Pilotin. © dpa/Robert Michael

Titelverteidigerin Laura Nolte (+0,18 Sekunden) blieb auf ihrer Heimbahn in Winterberg mit Platz vier noch etwas hinter den Erwartungen. "Ich bin nicht so zufrieden, habe am Start sehr viel liegen lassen", sagte Nolte, der Adduktorenprobleme zu schaffen machten: "Das müssen wir in den Griff kriegen für morgen. Die Medaille ist in Reichweite. Es ist alles möglich."

Als größte Konkurrenz im Kampf um die Medaillen am Sonntag ab 9.15 Uhr haben sich hinter Buckwitz die US-Amerikanerin Elana Meyers Taylor (+0,09) und die Gesamtweltcup-Dritte Bree Walker (Australien/+0,11) in Stellung gebracht. Kaum noch Medaillen-Chancen hat die Wiesbadenerin Kim Kalicki mit Rang zwölf zur Halbzeit. "Ich hatte ein bisschen Pech mit Startnummer 26 von 26. Ich hoffe, dass es morgen noch etwas nach vorn geht."