SZ + Sport
Merken

Handarbeit aus Glashütte: Warum der WM-Pokal jetzt Friedrich heißt

Francesco Friedrich dominiert den Bobsport wie keiner vor ihm. Sogar der WM-Pokal trägt jetzt offiziell seinen Namen - dank Helmut Wagner aus Glashütte.

Von Tino Meyer
 3 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Ein Pokal, der seinen Namen trägt: Francesco Friedrich ist sichtlich zufrieden. Die WM-Trophäe für den Viererbob-Weltmeister heißt jetzt Martineau-Friedrich-Trophy.
Ein Pokal, der seinen Namen trägt: Francesco Friedrich ist sichtlich zufrieden. Die WM-Trophäe für den Viererbob-Weltmeister heißt jetzt Martineau-Friedrich-Trophy. © Alexander Emmert

Winterberg/Glashütte. Zwei Männer, ein Pokal: Der eine, Helmut Wagner aus Glashütte, hat seinen Auftrag bereits erfüllt und wird jetzt genau hinsehen, ob der andere, Francesco Friedrich, das in Winterberg an diesem Wochenende ebenfalls schafft. Es geht um den begehrtesten Pokal im Bobsport, die seit 1930 an den Weltmeister in der Königsdisziplin Viererbob vergeben wird und dabei fast hundert Jahre den Namen Martineau-Trophy trug. Bis Friedrich gekommen ist und den silbernen Pott, der eigentlich ein Wanderpokal ist, zum fünften Mal hintereinander gewonnen hat.

Vor ziemlich genau einem Jahr bei der WM in St. Moritz ist das gewesen, ausgerechnet also in der Wiege der Sportart und auch der Wahlheimat des Pokalstifters und -namensgebers Hubert de Martineau. 45 Jahre lang war er Präsident des legendären St. Moritz Bobsleigh Club und hat dem Vernehmen auch die Regel aufgestellt mit den fünf Siegen in Folge.

Dass dies wirklich mal einem Bobpiloten gelingen würde und in dessen Besitz der Pokal versehen mit den Namen aller Vierer-Weltmeister samt Anschieber damit übergeht – damals und auch Jahrzehnte danach unvorstellbar. So lange bis Friedrich kam.

„The Francesco Friedrich Bobsleigh Challenge Cup“ steht jetzt auf der WM-Trophäe im Viererbob, die seit 1930 als Wanderpokal vergeben wird.
„The Francesco Friedrich Bobsleigh Challenge Cup“ steht jetzt auf der WM-Trophäe im Viererbob, die seit 1930 als Wanderpokal vergeben wird. © Alexander Emmert

Behalten wollte der Bobdominator aus Pirna die besondere Trophäe, von manchem in der Szene wenig schmeichelhaft Nachttopf genannt, aber nicht. "Damit dieser einzigartige WM-Pokal auch weiterhin an den Titelträger im Viererbob geht", erzählt Friedrich auf Nachfrage von Sächsische.de, "haben wir den dem Weltverband gestiftet." Allerdings unter einer Bedingung: Die Martineau-Trophy sollte ab sofort auch seinen Namen tragen.

Umgesetzt hat das Helmut Wagner. Es ist im wahrsten Wortsinn der bislang größte Auftrag für den Graveur aus Glashütte, der eigentlich, wie er sagt, in der Uhrenbranche zu Hause ist und mit mikroskopischer Hilfe maximal ein Millimeter große Buchstaben verarbeitet. Für den Pokal ist das bis zu Siebenfache nötig. "Ich hatte schon Ehrfurcht vor dem Thema, nicht nur, weil ich zum ersten Mal in dieser Größe gearbeitet habe. Der Pokal ist immerhin fast hundert Jahre alt. Vor den alten Meistern, die damals graviert haben, kann ich nur den Hut ziehen", sagt Wagner.

Echte Handarbeit: Helmut Wagner aus Glashütte sorgt für die neue Pokal-Aufschrift.
Echte Handarbeit: Helmut Wagner aus Glashütte sorgt für die neue Pokal-Aufschrift. © Alexander Emmert

Doch auch seine Arbeit ist nicht ohne, die Form des Pokals ist eine echte Herausforderung und verlangt präzise Handarbeit. Aufzeichnen, stechen, Grat beseitigen und polieren: Gut fünf Tage ist er mit Facett- und Flachstichel beschäftigt, dann ist der Auftrag erledigt. "The Francesco Friedrich Bobsleigh Challenge Cup" steht jetzt auf der anderen Seite des Silberpotts. Es ist derselbe Schrifttypus, die gleiche Buchstabenform und -größe. "Das war eine Herausforderung, hat mir aber ganz viel Spaß gemacht", sagt Wagner.

Auch Friedrich ist begeistert. "Das Ergebnis ist Wahnsinn, reine Handarbeit. Sieht echt toll aus", sagt der Ausnahmepilot und ist sich ziemlich sicher, dass Wagner dafür mehr Feingefühl in den Fingern benötigt hat als er an den Lenkseilen seines Bobs. Auf jeden Fall, das betont Friedrich, werde er nun alles daransetzen, den Pokal, der jetzt offiziell Martineau-Friedrich-Trophy heißt, auch zum sechsten Mal in Folge zu gewinnen. "Wir haben eine Mission", hat der Rekordweltmeister bereits nach seinem Sieg im Zweierbob am ersten WM-Wochenende gesagt.

Und tatsächlich geht der Titelverteidiger als Topfavorit ins Rennen mit je zwei Läufen am Samstag und Sonntag. "Wir sind gut vorbereitet, auch das Training lief ziemlich gut. Und die Kufenwahl fiel eindeutig aus. Wir wissen, was wir am Start liefern können und wissen auch, dass wir die Reserven, die wir hatten, im Zweier ausgemerzt haben. Das sollte passen", sagt Friedrich.

Helmut Wagner wird in Winterberg vor Ort sein und die Daumen drücken.