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Biathlet Justus Strelow: Kritik an Oberhof war völlig überzogen

Kunstschnee und freiwillige Helfer retteten die Austragung des Biathlon-Weltcups in Oberhof. In seiner Kolumne verteidigt Justus Strelow, Sachsens bester Biathlet, die Organisatoren gegen die Kritik.

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Justus Strelow kann die Kritik von Athleten an den Streckenverhältnissen in Oberhof nicht nachvollziehen.
Justus Strelow kann die Kritik von Athleten an den Streckenverhältnissen in Oberhof nicht nachvollziehen. © dpa/PA/Hendrik Schmidt

Ich stehe auf Skiern in der Oberhofer Skihalle und spule meine Trainingseinheit ab. Draußen regnet es, die Temperaturen liegen über dem Gefrierpunkt. Meine Ausdauereinheit habe ich deshalb unter das Dach verlegt. Während ich laufe, fällt mein Blick durch die Fensterfront auf das Schneedepot nebenan. Unaufhörlich lädt der Bagger den Kunstschnee in die Anhänger, der wenig später auf der Strecke landet, der Weltcup-Strecke.

In den vergangenen Tagen ist mir dieses Bild vom Silvestertag wieder in den Kopf gekommen: Wie in Oberhof ehrenamtliche Helfer tagelang und sogar in Nachtschichten alles in ihrer Macht Stehende getan haben, dass der Weltcup trotz kritischer äußerer Bedingungen überhaupt stattfinden konnte. Grandios! Und ich muss zugeben, dass ich mich über die Kritik einiger Biathleten zu Beginn geärgert habe.

Vom schlimmsten Training mit Sägespänen, Erde und Steinen auf der Strecke hatte Endre Strömsheim gesprochen. Und Johannes Dale sogar vom schlimmsten Training seiner gesamten Karriere. Martin Fourcade empfahl gar, den Standort Oberhof zu überdenken – aus der Ferne, er war gar nicht aus Frankreich angereist.

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Es hagelte also Kritik. Ich hätte mir stattdessen gewünscht, dass sich alle einmal vor Augen halten, was hunderte Helfer auf die Beine gestellt haben. Natürlich ist der Schnee, den LKW ankarren, nicht herrlich weiß. Das Depot in Oberhof wird zum Schutz mit Sägespänen abgedeckt, die sich dann auf der Strecke wiederfinden. Zudem wehte starker Wind Dreck von den Bäumen.

Ich empfehle da einen Blick auf die alpinen Wettbewerbe: Dort sind in dieser Saison bereits mehrere Rennen dem Wetter zum Opfer gefallen. In Oberhof fanden dagegen alle Wettbewerbe statt – bei fairen Bedingungen und auf festem Belag.

Die bisher erschienen Kolumnen von Justus Strelow:

Überhaupt liegen mir die ehrenamtlichen Helfer am Herzen: die Kampfrichter, die Parkplatzwächter, die Kartenkontrolleure, die Fahrer, die Ordner und unzähligen helfenden Hände. Viele nehmen sich extra Urlaub, um anzupacken – nicht nur in Oberhof, sondern an jedem Wettkampfort, auch diese Woche in Ruhpolding. Kein einziger Weltcup wäre ohne das Ehrenamt denkbar.

Ich möchte daher keine Kritik üben, sondern einfach einmal vielen Dank sagen!

Justus Strelow von der SG Stahl Schmiedeberg ist Sachsens derzeit bester Biathlet und schreibt jede Woche über seine Erlebnisse des Weltcup-Winters.