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Dresden bleibt hart: Bußgeld droht fürs Tauben-Füttern

Eine Rentnerin hat bereits viel Geld bezahlen müssen, weil sie den Vögeln Körner gab. Ihr Versuch, das Fütterungsverbot zu kippen, ist gescheitert.

Von Sandro Pohl-Rahrisch
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Tauben sind in vielen Innenstädten keine gerngesehenen Einwohner.
Tauben sind in vielen Innenstädten keine gerngesehenen Einwohner. © Rafael Sampedro (Symbolfoto)

Dresden. Es ist ein qualvolles Ende: Dresden lässt Stadttauben aushungern – und sterben. Das Fütterungsverbot, das der Stadtrat zuletzt 2018 verlängert hatte, soll bewirken, dass sich die Vögel nicht unkontrolliert vermehren. "Ich und mit mir viele Tierfreunde können das nicht ertragen, wenn sie die hungrigen Tauben auf oft nutzloser Nahrungssuche erleben müssen." Mit diesen Worten hatte sich eine Rentnerin Ende des vergangenen Jahres an die Stadt gewandt und eine Petition gestartet. Die Antwort der Verwaltung fällt knapp und nüchtern aus.

Der Petition könne nicht abgeholfen werden, heißt es, nachdem der Petitionsausschuss im Februar entschieden hat. Was so viel bedeutet: Ihr Wunsch wird nicht erfüllt. Das Fütterungsverbot sei ein Instrument, die Population der Stadttauben zu begrenzen.

Anstatt näher darauf einzugehen, warum dies ausgerechnet mit diesem Verbot gelingen soll, schickt die Verwaltung der Frau eine Stellenausschreibung der Stadttauben-Initiative mit. Dort wird die ehrenamtliche Pflege von Tauben in Taubenschlägen beworben. Was die Stadt der Seniorin damit sagen möchte, bleibt offen.

Bis zu 1.000 Euro Bußgeld drohen

Fakt ist, dass es mit Taubenschlägen genauso gut gelingt, die Vermehrung zu kontrollieren. Die Vögel haben dort einen festen Rückzugsort, an dem sie Futter erhalten und ein Dach über dem Kopf haben. Echte Eier, die sie im Schlag ausbrüten wollen, werden durch Toneier ersetzt. Der Gedanke: Lieber weniger Tauben pflegen, die dafür ordentlich behandelt werden.

An der Budapester Straße gibt es bereits einen Taubenschlag. Er war errichtet worden, um das Taubenkot-Problem auf der Prager Straße zu lösen. Darüber hinaus kümmert sich die Stadttauben-Initiative um Schläge in Dresden-Mitte, -Mockritz und -Dölzschen. Auch kranke und verletzte Tiere werden von den Ehrenamtlichen versorgt.

Obwohl die Stadt mit der Stellenausschreibung selbst auf diese alternative Form der Populationskontrolle hinweist, bleibt das Fütterungsverbot, das ansonsten nur noch für Ratten gilt, also in Kraft. Wer dagegen verstößt, begeht laut Dresdner Polizeiverordnung eine Ordnungswidrigkeit und muss mit einem Bußgeld in Höhe von bis zu 1.000 Euro rechnen. Von weiteren Taubenschlägen, die von der Stadt finanziell unterstützt werden, ist dagegen nicht die Rede.

Dissidenten-Fraktion fordert von Hilbert Aufklärung

Bußgeld musste auch die Frau zahlen, die ein Umdenken in der Stadt anstoßen wollte. Im Laufe der Zeit seien mehr als 600 Euro zusammengekommen, weil sie Tauben gefüttert habe, unter anderem am Neustädter Bahnhof. Das Futter – artgerechte Körner-Nahrung statt fallengelassene Fastfood-Reste – habe sie zusätzlich sehr viel Geld gekostet, sodass sie als Rentnerin jahrelang Werbeprospekte ausgetragen habe.

Ihre Bitte: Fütterungsverbot aufheben und weitere Taubenschläge schaffen, "wo die Tiere Geborgenheit, einfaches Futter und frisches Wasser erhalten". Dann würden sie auch nicht mehr stören.

Die Dissidenten-Fraktion im Stadtrat haben nun eine Anfrage an Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) gerichtet, in dem sie wissen möchte, wie groß das Taubenproblem eigentlich ist, mit dem das Fütterungsverbot gerechtfertigt wird. "Welche tatsächlichen, konkreten Probleme durch Schäden an Bausubstanzen, kot- und tierbedingten Gesundheitsgefahren und sonstigen Belastungen entstehen?"