Sachsen
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Podcast: Der Wolf zum Abschuss frei?

Die sächsische CDU fordert eine Abschussquote für Wölfe. Naturschützer sehen dafür den Bedarf nicht. Wie soll es weitergehen? Zwei Meinungen in der neuen Folge "Thema in Sachsen".

Von Fabian Deicke
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Sollte es für den Wolf eine jährliche Abschussquote geben? Die Kernfrage in der neuen Folge "Thema in Sachsen".
Sollte es für den Wolf eine jährliche Abschussquote geben? Die Kernfrage in der neuen Folge "Thema in Sachsen". © [M] Klaus-Dietmar Gabbert/dpa/SZ

Dresden. "Der Wolf ist kein Kuscheltier", das ist der Titel eines aktuellen Positionspapiers der sächsischen CDU. Darin verleiht die Partei ihren Forderungen nach einem Umdenken im Umgang mit dem Raubtier in mehrerlei Hinsicht Nachdruck, unter anderem nach einer jährlichen Abschussquote. In der neuen Folge des Podcasts "Thema in Sachsen" erklärt Georg-Ludwig von Breitenbuch, Fraktionsvize der CDU im sächsischen Landtag: "Wir brauchen endlich diese Entscheidung der Vernunft."

Von Breitenbuch, selbst Landwirt und Jäger in Nordsachsen, hält eine aktive Bestandsregulierung für unerlässlich und stellt klar: "Der jährliche Zuwachs liegt bei 30 Prozent. Wenn man den Bestand halten will, muss man also 30 Prozent schießen."

Doch wäre eine Quote wirklich das richtige Mittel, um Nutztierbestände zu schützen und Wölfe von Gebieten fernzuhalten, in denen sie mehr Schaden als Nutzen stiften? Marie Neuwald, Referentin für Wölfe und Beweidung beim Naturschutzbund NABU, hält dagegen: "Eine Quote würde bei Wölfen nichts bringen, weil sie territoriale Tiere sind. Es ist rein biologisch nicht zu erwarten, dass es auf einer kleinen Fläche massenhaft Wölfe gibt."

Ein Rudel, in der Regel bestehend aus rund acht Tieren, besetze durchschnittlich ein Territorium mit einer Fläche von 200 bis 250 Quadratkilometer. Zum Vergleich: Das entspricht etwa der Fläche der Stadt Chemnitz. Bei einer Quote von 30 Prozent dürften auf dieser Fläche folglich zwei oder drei Tiere pro Jahr abgeschossen werden. Es blieben also trotzdem fünf Wölfe übrig, die für Nutztierhalter gefährlich werden könnten, rechnet Neuwald vor und stellt klar: "Eine Quote entbehrt nicht vom Herdenschutz."

Weitere Schwerpunkte und Fragen in diesem Podcast:

  • Spaltet das Positionspapier der CDU die sächsische Landesregierung?
  • Nutzt die CDU das Thema, um gegen die AfD im ländlichen Raum zu punkten?
  • Ist das sächsische Wolfsmanagement gut oder verbesserungswürdig?
  • Wie sieht die Lage in anderen Bundesländern aus?
  • Warum stellt sich die Bundesregierung gegen die Unionspläne zur Abschussquote?
  • Was schreibt der Rechtsrahmen in Sachsen, dem Bund und der EU zum Schutz von Wölfen vor?

🎧 Die Folge "Thema in Sachsen" hören Sie direkt über den oben eingebetteten Player. 🎧

Schnelle Fakten zum Wolf in Sachsen und Deutschland

In Sachsen gibt es nach aktuellem Wolfsbericht 31 Rudel, vier Paare und ein territoriales Einzeltier. 1996 hat in Sachsen nachweislich nur ein einziges Tier gelebt. In einem Rudel leben in der Regel rund acht Tiere.

Im zurückliegenden Monitoringjahr 2021/22 berichtet die Fachstelle Wolf, die am Landesamts für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie angebunden ist, von 36 Territorien, in denen sich Wölfe aufhalten.

Die meisten Territorien befinden sich im Osten Sachsens. Inzwischen ist das Tier aber auch in der weiteren ländlichen Umgebung der Großstädte Dresden und Leipzig heimisch geworden. Im Südwesten des Freistaats gibt es bis auch drei Territorien im Erzgebirge so gut wie keine bestätigten Vorkommen.

Bundesweit herrscht nach Beobachtungen der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW) in Sachsen die größte Wolfsdichte. Stärker Verbreitet sind Wölfe auch in Brandenburg, Teilen Mecklenburg-Vorpommerns und in Niedersachsen. In West- und Süddeutschland leben nur vereinzelt Wölfe.

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Gäste in dieser Folge

Marie Neuwald ist Referentin für Wölfe und Beweidung beim NABU in Berlin. Sie koordiniert bei dem Naturschutzbund bundesweit die Wolfsarbeit von rund 300 Wolfsbotschaftern. Zudem hat Neuwald an der Berliner Humboldt-Universität "Integrated Natural Resource Management" studiert und ist für ihre wissenschaftliche Arbeit mit dem THESys Award der renommierten Hochschule ausgezeichnet worden.

Marie Neuwald, Referentin für Wölfe und Beweidung beim Naturschutzbund NABU
Marie Neuwald, Referentin für Wölfe und Beweidung beim Naturschutzbund NABU © NABU/Klemens Karkow

Georg-Ludwig von Breitenbuch sitzt seit 2009 als Abgeordneter der CDU im sächsischen Landtag, aktuell als Vize-Fraktionschef. Zudem ist er Mitglied im Haushalts- und Finanzausschuss sowie im Ausschuss für Energie, Klima, Umwelt und Landwirtschaft. Das Thema Wolf ist für ihn ein politisches und persönliches: von Breitenbuch führt einen landwirtschaftlichen Betrieb und ist auch als Jäger tätig.

Georg-Ludwig von Breitenbuch, Fraktionsvize der CDU im sächsischen Landtag
Georg-Ludwig von Breitenbuch, Fraktionsvize der CDU im sächsischen Landtag © Fabian Deicke

Ergänzende Links zu Themen, auf die in der Podcastfolge Bezug genommen wird:

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