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Chipkonzern TSMC hofft auf Erholung 2024 - Gewinn über Erwartungen

Der Mikrochip-Hersteller TSMC macht mehr Gewinn als erwartet. Das Interesse an Smartphones und Computern steigt wieder. Nächstes Jahr beginnt sein Fabrikbau in Dresden.

Von Georg Moeritz
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Taiwan Semiconductor Manufacturing (TSMC) ist der wichtigste Chiphersteller für Apple und Nvidia. In Dresden baut der Konzern nächstes Jahr eine Fabrik.
Taiwan Semiconductor Manufacturing (TSMC) ist der wichtigste Chiphersteller für Apple und Nvidia. In Dresden baut der Konzern nächstes Jahr eine Fabrik. © Chiang Ying-Ying/AP/dpa

Dresden. Der taiwanische Mikrochipkonzern TSMC wird nach einem überraschend guten Sommergeschäft optimistischer. Konzernchef C. C. Wei sagte am Donnerstag in einer Telefonkonferenz mit Analysten, er sehe erste Anzeichen einer Stabilisierung der Nachfrage nach Computern und Smartphones. Diese beiden Sparten sind die wichtigsten des Unternehmens. TSMC beliefert Elektronikhersteller weltweit mit Mikrochips und ist der wichtigste Lieferant für Apple und Nvidia. Der Manager geht von einem "sehr gesunden Wachstum" im kommenden Jahr aus, nachdem TSMC zuletzt eine schwache Nachfrage verzeichnet hatte.

Wei wiederholte die Ankündigung, in der zweiten Hälfte des nächsten Jahres mit dem Bau der Dresdner Fabrik zu beginnen. In dieser ersten TSMC-Fabrik in Europa sollen 2.000 Arbeitsplätze entstehen. Die Chips aus Dresden sollen vor allem in Autos und Industrieroboter eingebaut werden. Der Nachschub an solchen Chips stockte in den vergangenen Jahren zeitweise, sodass Autofabriken stillstanden. Doch im vergangenen Quartal sank der TSMC-Umsatz mit Chips für die Autobranche um ein Viertel. Allerdings macht diese Kundschaft nur fünf Prozent vom Konzernumsatz aus. Der Umsatz mit TSMC-Chips für Smartphones wuchs dagegen um 39 Prozent zum Quartal davor.

Die Konjunkturschwankungen machen sich in der Bilanz des taiwanischen Konzerns stark bemerkbar: Der Umsatz im vergangenen Quartal war um mehr als ein Zehntel kleiner als während der hohen Nachfrage ein Jahr zuvor. Doch er erreichte immer noch umgerechnet 16 Milliarden Euro. TSMC machte dabei hohe Gewinne: Wei beziffert den Gewinn auf 54 Prozent vom Umsatz brutto und rechnet auch für die Zukunft mit so hohen Anteilen.

Hohe Subventionen in Deutschland und in den USA

Mit dem Quartalsgewinn schnitt TSMC besser ab als von Branchenkennern geschätzt. Wie seine Konkurrenten hatte TSMC zuletzt mit der getrübten Verbraucherlaune und der überraschend schwachen Erholung Chinas nach der Corona-Pandemie zu kämpfen. Die Volksrepublik gilt als größter Markt für Smartphones und Halbleiter.

In der Corona-Pandemie hatte TSMC die Produktionskapazitäten hochgefahren, auch weil elektronische Halbleiter vielfach Mangelware waren. Mit dem Krieg Russlands gegen die Ukraine sowie der hohen Inflation brach die Nachfrage dann aber ein. Der Konzern investiert dennoch kräftig und bekommt dafür hohe Subventionen: Sowohl die Europäische Union als auch die USA wollen ihre Chip-Produktion ausbauen, weil viele Branchen davon abhängen.

Viele Angestellte zur Schulung nach Taiwan geholt

Wei wiederholte, zum Ausgleich der höheren Produktionskosten in Übersee sei dort die "gute Zusammenarbeit mit den Regierungen" notwendig. Für die Fabrik in Dresden hat die Bundesregierung rund 50 Prozent Zuschuss zu den zehn Milliarden Euro für Gebäude und Maschinen in Aussicht gestellt. In Taiwan sei die Produktion billiger, weil dort schon ein "reifes Ökosystem" für die Fabriken bestehe, sagte der Konzernchef.

TSMC-Konzernchef C.C. Wei lässt in Dresden und in Arizona Mikrochipfabriken bauen.
TSMC-Konzernchef C.C. Wei lässt in Dresden und in Arizona Mikrochipfabriken bauen. © TSMC

In Arizona in den USA macht der laufende Ausbau laut Wei gute Fortschritte. 1.100 Beschäftige seien eingestellt worden. Vor einigen Monaten war bekannt geworden, dass dort die Personalsuche schwierig ist und der Zeitplan für den Ausbau verschoben wurde. Wei sagte nun auf die Frage eines Analysten, TSMC stelle weiterhin "Talente aus der Region" ein und sei zuversichtlich, genügend Ressourcen zu finden. Viele Mitarbeiter seien zu Schulungen nach Taiwan geholt worden.

Sachsens Landesregierung hat laut Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) in dieser Woche wieder Gespräche mit TSMC geführt. Kretschmer sagte danach auf einer Tagung zum neuen Integrations- und Teilhabegesetz über das Investitionsprojekt: "Das wird uns sehr fordern, wir werden viele Ressourcen brauchen." Kretschmer wiederholte, dass Sachsen auch Zuwanderung brauche, weil sonst manche Arbeitsplätze nicht besetzt werden könnten.

Der US-Mikrochipkonzern Intel baut unterdessen eine Fabrik in Magdeburg. Wei sagte auf die Frage, ob Intel 2025 die Technologie-Führerschaft in der Branche übernehmen könnte: "No." Er nehme Konkurrenten sehr ernst, aber TSMC bringe neue Technologien früher zur Reife und habe niedrigere Kosten. TSMC betont regelmäßig, führend bei Chips mit den kleinsten Strukturen zu sein. Im vergangenen Quartal machten Chips der modernsten Klasse drei Nanometer bei TSMC sechs Prozent vom Umsatz aus. Diese "führende Technologie in der Branche" baue der Konzern weiter aus, sagte Wei.

Wechsel bei Infineon: Neue Frau im Vorstand

In Dresden wird TSMC das Rennen um immer feinere Chips allerdings nicht vorantreiben: Dort sollen laut Ankündigung vom August Mikrochips mit den Technologien "28/22 Nanometer CMOS und 16/12 Nanometer Finfet" entstehen. Diese Größenordnung richte sich nach dem Bedarf der Industriekunden - die feinsten Strukturen werden eher für Computer und Smartphones gebraucht, und die werden in Asien hergestellt. Die EU-Kommission hatte trotzdem gehofft, mit ihrem Förderprogramm - dem Europäischen Chip-Gesetz - auch bei neuen Technologien aufzuholen.

An der geplanten Fabrik in Dresden unter dem Namen ESMC European Semiconductor Manufacturing Company beteiligen sich mit je zehn Prozent auch Infineon, Bosch und NXP. 2027 soll dort die Produktion beginnen. Der Infineon-Konzern baut unterdessen seine Fabrik in Dresden ebenfalls aus und hat 1.000 zusätzliche Arbeitsplätze dort angekündigt.

Am Donnerstag berichtete Infineon über einen Wechsel im Konzernvorstand in München: Elke Reichart folgt auf Constanze Hufenbecher, die seit April 2021 den neuen Posten als Chief Digital Transformation Officer bekleidete, aber ihren Vertrag nicht verlängert und Infineon wieder verlässt. Nachfolgerin Reichart war von 2018 bis 2021 Chief Digital Officer der TUI Group und dort für die Digitalisierungsstrategie verantwortlich. Sie tritt ihren Vorstandsposten bei Infineon zum November an. (mit dpa)