SZ + Wirtschaft
Merken

So geht es mit den Energiepreisen in Sachsen weiter

Vor über einem Jahr hat Sachsen-Energie die Strompreise erhöht. Wie reagieren die sächsischen Energieversorger jetzt auf den Markt, was passiert bei Gas und Fernwärme?

Von Georg Moeritz
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Womit müssen Strom-, Gas- und Fernwärmekäufer in Sachsen in den kommenden Monaten rechnen?
Womit müssen Strom-, Gas- und Fernwärmekäufer in Sachsen in den kommenden Monaten rechnen? © Uli Deck/dpa (Symbolbild)

Dresden. Die großen sächsischen Stromversorger Sachsen-Energie und Envia-M werden ihre Strompreise zum März und April erneut nicht senken. Die Sprecherinnen der Konzerne in Dresden und Chemnitz teilten auf Nachfrage von sächsische.de mit, derzeit seien keine Änderungen geplant. Mitte Februar werden üblicherweise die Verbraucherpreise für April festgelegt.

Damit bleiben die Preise auf hohem Niveau: Sachsen-Energie hatte die Strompreise in der Grundversorgung zum Januar vorigen Jahres um fast drei Cent pro Kilowattstunde erhöht, zum Februar dann den häufig genutzten Tarif „Dresdner Strom privat“ um fast sechs Cent auf 36,66 Cent brutto. In der Grundversorgung zahlen Kunden seitdem in Dresden bei der Marke Drewag 38,75 Cent, im Umland bei der Marke Enso 39,95 Cent. Der Regionalversorger Envia-M, der außerhalb der Stadtwerke in West- und Mittelsachsen und Teilen der benachbarten Bundesländer aktiv ist, verlangt für Haushaltsbedarf 43,51 Cent in der Grundversorgung.

Beim Erdgas planen beide Unternehmen nach eigenen Angaben zwar von sich aus derzeit auch keine Änderung. Doch auf Nachfrage teilen sie mit, die erwartete Erhöhung der Mehrwertsteuer auf Gas den Kunden voll in Rechnung stellen zu wollen. Wegen der Energiepreiskrise hatte die Bundesregierung Erdgas vorübergehend mit 7 statt 19 Prozent Mehrwertsteuer belastet. Zum April endet diese Zeit voraussichtlich. Laut Envia-M müssen sich Vermittlungsausschuss und Bundesrat in Berlin noch damit beschäftigen, der formale Beschluss über den Zeitpunkt der Steuererhöhung steht also noch aus.

Erdgas: Höhere Mehrwertsteuer schon in Abschlagszahlung

Beim Strom hatte sich Sachsen-Energie zu Jahresanfang noch großzügig gezeigt, als ein staatlich beeinflusster Preisbestandteil teurer wurde: Damals stiegen die Kosten für die Nutzung der Übertragungsnetze um mehr als drei Cent pro Kilowattstunde. Sachsen-Energie-Vorstandschef Frank Brinkmann teilte damals mit, der Konzern in kommunalem Besitz übernehme diese Kosten in Höhe eines zweistelligen Millionenbetrags für seine Kleinkunden. Wie stark die Strompreise dank der gesunkenen Börsenpreise sonst hätten gesenkt werden können, rechnete die Sachsen-Energie nicht vor.

Beim Erdgas hat das Unternehmen die erwartete Mehrwertsteuer-Erhöhung nach eigenen Angaben „bereits in den monatlichen Abschlagsplänen“ ab April berücksichtigt. Ein typischer Vierpersonen-Haushalt im Einfamilienhaus mit einem Jahresverbrauch von 20.000 Kilowattstunden muss laut Sachsen-Energie für ein Jahr rund 280 Euro mehr für die Rücknahme der Mehrwertsteuersenkung ausgeben. Beim Gasversorger Mitgas aus dem Envia-M-Konzern geht es um 324 Euro mehr für ein ganzes Jahr. Die genaue Höhe der Brutto-Gaspreise pro Kilowattstunde ab April wurde noch nicht veröffentlicht.

Fernwärme in Dresden weit über ehemaliger Preisbremse

Die Preise für Fernwärme bleiben in dieser Heizperiode bei vielen Energieversorgern ebenfalls auf hohem Niveau. Für Februar berechnet die Sachsen-Energie-Marke Drewag einen Arbeitspreis von 15,254 Cent pro Kilowattstunde, für März sind 14,661 Cent angekündigt. Das ist zwar wesentlich weniger als vor einem Jahr: In der Spitze mussten in Dresden im Dezember 2022 mehr als 28 Cent bezahlt werden, im März vorigen Jahres noch gut 21 Cent.

Fernwärmepreise der Drewag: Der Arbeitspreis (blaue Kurve) ist seit dem Höhepunkt Dezember 2022 zwar wieder stark gesunken, liegt aber weit über der ehemaligen Preisbremse von 9,5 Cent.
Fernwärmepreise der Drewag: Der Arbeitspreis (blaue Kurve) ist seit dem Höhepunkt Dezember 2022 zwar wieder stark gesunken, liegt aber weit über der ehemaligen Preisbremse von 9,5 Cent. © Screenshot: SZ/Georg Moeritz

Doch damals griff die staatliche Preisbremse bei 9,5 Cent, für 80 Prozent des Verbrauchs. Der Staat bezahlte also zeitweise mehr als die Hälfte des Preises für Heizen und Wasser-Erhitzen der Dresdner Fernwärmekunden. Dass die Preisbremsen seit Jahresanfang nicht mehr greifen, hat die Fernwärmekosten aus Sicht der Haushaltskunden in den ersten Monaten des Jahres um rund 50 Prozent erhöht. Die Stadtwerke Riesa haben für das neue Jahr 20,32 Cent brutto pro Kilowattstunde festgesetzt. (Anmerkung: In einer früheren Version dieses Textes stand hier 19,99 Cent, aber die Stadtwerke Riesa haben den Preis inzwischen erhöht und dabei erhöhte Abgaben für Brennstoffemissionen und Gasspeicherumlage angegeben.)

Die Fernwärme wird in den Dresdner Kraftwerken mit Erdgas erzeugt. Dresdner Stadträte hatten im Januar kritisiert, Fernwärme sei in Dresden teuer. Der Vermieterverband VSW sah den sozialen Frieden gefährdet und wies die Mieter darauf hin, dass die hohe Nebenkostenrechnung nicht Schuld der Wohnungseigentümer sei.

Viele Vermieter werden erst bei der Abrechnung im kommenden Jahr die jüngste Erhöhung zu spüren bekommen, oder die Vermieter fordern eine Erhöhung der Vorauszahlung. Die Sachsen-Energie kauft nach eigenen Angaben kontinuierlich Gasmengen im Voraus ein, sodass die Preise insgesamt geglättet werden. Dadurch wirken sich Preissenkungen an der Börse aber erst nach einiger Zeit auf die Preise für die Haushaltskunden aus.