SZ + Wirtschaft
Merken

Papiermangel verzögert Erhöhung der Gaspreise

Ab Oktober müssen Gasverbraucher die neue Umlage bezahlen. Große Versorger wie Sachsen-Energie und Envia-M können aber nicht allen rechtzeitig einen Brief schicken.

Von Georg Moeritz
 3 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Papier ist knapp und teuer geworden. Das bekommen nun auch Stadtwerke zu spüren, die viele Briefe gleichzeitig versenden sollen.
Papier ist knapp und teuer geworden. Das bekommen nun auch Stadtwerke zu spüren, die viele Briefe gleichzeitig versenden sollen. © Symbolfoto: dpa

Dresden. Die Energiepreise steigen nicht nur stark, sondern auch schnell. Das bringt Stadtwerke und regionale Energieversorger in die Klemme. Sie können gesetzliche Fristen kaum einhalten, wenn sie ihren Kunden die höheren Preise ankündigen wollen. Die Papierknappheit hemmt sie zusätzlich.

Vorstandsmitglied Andreas Auerbach vom Chemnitzer Regionalversorger Envia-M sagte bei einem Pressegespräch, sein Unternehmen werde die neue Gasumlage "definitiv nicht zum 1. Oktober" erheben. Dabei steigen die Gaspreise überall in Deutschland zu diesem Datum. Viele sächsische Gasversorger haben öffentlich bereits Preis-Erhöhungen angekündigt. Sachsen-Energie schlägt in verschiedenen Tarifen ab Oktober 3,95 bis 7,84 Cent netto auf die bisherigen Preise. Die Envia-M-Tochterfirma Mitgas hat schon zum Juli wichtige Gastarife erhöht. Doch die neue staatlich verordnete Gasumlage von 2,4 Cent kommt nun bei allen Tarifen noch hinzu.

Auerbach sagte, die Kunden in der Grundversorgung müssten sechs Wochen vor jeder Preiserhöhung per Brief informiert werden. Die genaue Höhe der Gasumlage sei aber auch der Mitgas erst sehr kurzfristig Mitte August "ins Haus geflattert". Die Folge: Die vorgeschriebene Information der Kunden "können wir von jetzt auf gleich nicht umsetzen".

Sachsen-Energie: Unmöglich, allen so schnell zu schreiben

Die Höhe der Gasumlage wird voraussichtlich alle drei Monate neu festgesetzt. Der Envia-M-Vorstand sagte, dann müssten jedes Mal Hunderte Energieversorgungsunternehmen in Deutschland ihre Kunden informieren. Millionen Briefe sind zu drucken, zu kuvertieren und zu versenden. "Es ist schwierig, dafür Papier zu organisieren". Das sei kein Scherz, betonte Auerbach. Im März hatten schon Krankenkassen den Papiermangel als Grund gegen eine Impfpflicht angeführt.

Papier ist derzeit knapp und teuer. Auch mit Druckkapazitäten in dieser Menge werde es eng, sagte Auerbach, "die sichern wir uns jetzt schon". Das Unternehmen setze sich dafür ein, dass künftig die Kunden auch "ganz normal übers Internet" informiert werden dürfen statt per Brief. Envia-M gehört zum Energiekonzern Eon, außerdem sind viele ostdeutsche Gemeinden an dem Unternehmen in Chemnitz beteiligt.

Der größte rein kommunale Energieversorger Ostdeutschlands, die Sachsen-Energie in Dresden, wird ebenfalls nicht alle Kunden fristgerecht über die Gasumlage zum Oktober informieren. Sprecherin Nora Weinhold sagte auf Nachfrage von Sächsische.de, die Fristen seien sehr knapp. Die Kunden in der Grundversorgung würden rechtzeitig angeschrieben, aber "alle Kunden in dieser kurzen Frist anzuschreiben war unmöglich".

Die verspätete Information führe allerdings nicht dazu, dass die Gasverbraucher Geld sparen können: Die Umlage werde trotzdem auf die Gasmenge ab 1. Oktober fällig, wenn auch nachträglich. Das Gesetz sei nachgebessert worden, sodass die Gasumlage auch noch ab November erhoben werden könne, sagte Weinhold. "An der Höhe ändert sich nichts."