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Studie: Gasleitungen taugen auch für Wasserstoff

Wenn Ökostrom als Wasserstoff gespeichert wird, muss der auch gelagert und transportiert werden. Das ostdeutsche Unternehmen Mitgas sieht Wege.

Von Georg Moeritz
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Die gelben Rohre halten dicht: Der ostdeutsche Erdgasverteiler Mitgas will seine Leitungen auch für Wasserstoff bereithalten.
Die gelben Rohre halten dicht: Der ostdeutsche Erdgasverteiler Mitgas will seine Leitungen auch für Wasserstoff bereithalten. © dpa/Thomas Frey (Archiv/Symbolfoto)

Leipzig. Die 7.000 Kilometer langen Erdgas-Verteilnetze des ostdeutschen Energieversorgers Mitnetz Gas können auch Wasserstoff durchleiten. Das Unternehmen aus dem Chemnitzer Envia-M-Konzern berichtete am Montag von einer gemeinsamen Studie mit der DBI Gas- und Umwelttechnik GmbH aus Leipzig. Mitnetz-Geschäftsführer Dirk Sattur sagte, die Infrastruktur des Unternehmens sei "für einen Betrieb mit bis zu 100 Prozent Wasserstoff geeignet".

Die Studie betrachtet unterschiedliche Szenarien, von einer dreißigprozentigen Beimischung bis hin zu einem Betrieb nur mit Wasserstoff. Viele Unternehmen und Forschungseinrichtungen arbeiten daran, das Gas aus Wassermolekülen abzuspalten und so als Energiespeicher zu nutzen. Überschüssiger Strom beispielsweise aus Windkraftanlagen kann so zeitweilig aufbewahrt werden.

Sattur sagte, die Eignung der vorhandenen Infrastruktur für Wasserstoff ohne größere technische Umstellungen sei eine wichtige Botschaft im Hinblick auf eine mögliche Transformation der heutigen Erdgastechnik. Der Mitgas-Verteilnetzbetreiber Mitnetz Gas mit Sitz in Kabelsketal besitzt gelbe Leitungen in Teilen von Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Brandenburg.

Wunsch der Energieversorger: Ökostrom ohne Abgaben

Weitere Untersuchungen sind laut Sattur allerdings nötig, wenn es um mögliche Abnehmer und Geräte der Kunden geht. Die angeschlossenen Verbraucher waren nicht Teil der Untersuchung. Endgeräte sind laut Sattur nur sehr eingeschränkt "H2-ready". Außerdem müsse die Messtechnik ergänzt werden. Bei nötigen Investitionen je nach Alter von Erdgastechnik werde schon heute auf einen künftigen Betrieb mit Wasserstoff geachtet.

Envia-M-Vorstandschef Stefan Lowis hatte kürzlich bei einem Pressegespräch zur angestrebten Klimaneutralität gesagt, schon jetzt sei eine Beimischung von 20 Prozent Wasserstoff zum Erdgas in den vorhandenen Netzen möglich. Die Gasverteilnetze seien von grundlegender Bedeutung, um bis 2045 Klimaneutralität zu erreichen - ebenso wie die Stromnetze. Die Politik müsse allerdings mehr Anreize schaffen, um die Nutzung und Verteilung von Wasserstoff attraktiver zu machen.

Der Strom aus erneuerbaren Energien, der zur Produktion des Speicher-Gases genutzt werden, sollte nach Lowis' Wunsch "von Abgaben und Umlagen befreit werden". Das Verteilnetz sei jedenfalls kein Engpass. "Wenn Wasserstoff da wäre, könnten wir unser Netz umstellen."