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Mikrochipkonzern TSMC eröffnet Fabrik in Japan als Vorbild für Dresden

Der taiwanische Mikrochiphersteller TSMC hat seine Fabrik in Japan feierlich eröffnet. Was dort zum Vorbild für die geplante Dresdner Chipfabrik wird.

Von Georg Moeritz
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So sieht die neue Mikrochipfabrik des taiwanischen Konzerns TSMC in Japan aus. Sie soll nur mit erneuerbarer Energie laufen.
So sieht die neue Mikrochipfabrik des taiwanischen Konzerns TSMC in Japan aus. Sie soll nur mit erneuerbarer Energie laufen. © TSMC

Dresden. Eine Frau und 15 Männer nebeneinander, alle mit weißen Handschuhen und einer Schere in der Hand: In Kumamoto in Japan hat der taiwanische Mikrochipkonzern TSMC feierlich seine jüngste Fabrik eröffnet. Das Bauwerk ist teilweise Vorbild für die Dresdner Chipfabrik, die 2027 die Produktion neben dem Betrieb des Partners Bosch aufnehmen soll.

Die japanische Mikrochipfabrik soll ausschließlich erneuerbare Energie nutzen, sobald dort Ende dieses Jahres die Produktion beginnt. Das sei Ziel für alle TSMC-Fabriken in Übersee, teilte der taiwanische Konzern mit. Außerdem betonten die Fabrikanten, dass sie möglichst sparsam mit Wasser umgehen wollen - davon werden in jeder Halbleiterfabrik gewaltige Mengen benötigt.

Es sei gelungen, den geplanten Wasserverbrauch für die japanische Fabrik um 30 Prozent zu verringern, heißt es im Pressematerial zur Eröffnung. Ursprünglich seien 13.000 Tonnen Wasserverbrauch pro Tag vorgesehen gewesen, nun gehe der Konzern von 8.500 Tonnen aus. Die japanische Fabrik werde hauptsächlich Grundwasser nutzen, aber mehr als die entnommene Grundwassermenge wieder einspeisen. Das Unternehmen wisse um die Bedeutung des Grundwassers in Kumamoto. In Dresden ist ein neues Flusswasserwerk geplant, das Wasser aus der Elbe zapfen wird.

TSMC beteiligt in Japan und Dresden mehrere Konzerne

In Japan wie in Dresden hat sich TSMC Partnerkonzerne gesucht, die sich an der Finanzierung der Milliardenprojekte beteiligen. Daher heißen die Betriebe auch nicht TSMC. Die Fabrik in Japan wird den Namen Japan Advanced Semiconductor Manufacturing (JASM) tragen. Demnach geht es um "fortgeschrittene Halbleiterproduktion".

In Dresden ist die European Semiconductor Manufacturing Company (ESMC) gegründet worden, also die europäische Halbleiter-Herstellungs-Gesellschaft. Diese ESMC gehört zu 70 Prozent den Taiwanern. Je zehn Prozent gehören Infineon, Bosch und dem niederländischen Konzern NXP, der aus Philips hervorgegangen ist. Diese Elektronikunternehmen dürfen Teile der Fabrik nutzen.

Feierliche Einweihung: In Japan trägt man weiße Handschuhe zum Scherenschnitt.
Feierliche Einweihung: In Japan trägt man weiße Handschuhe zum Scherenschnitt. © TSMC

Bei JASM in Japan besitzt TSMC 86,5 Prozent der Anteile. Sechs Prozent gehören Sony, 5,5 Prozent dem großen japanischen Autoteileproduzenten Denso und zwei Prozent dem Autokonzern Toyota. Der Toyota-Vorstandschef Akio Toyoda sagte anlässlich der Eröffnung laut Pressemitteilung, die ganze japanische Autoindustrie sei sehr dankbar für die geplante Produktion von Halbleitern für Autos. Er werde nie vergessen, dass TSMC der Branche geholfen habe, als die Autofabriken wegen Nachschubmangels bei Chips nicht produzieren konnten.

Der Bau der japanischen Chipfabrik hat im April 2022 begonnen, Ende dieses Jahres soll sie die ersten Siliziumscheiben zu Mikrochips verarbeiten. Die Partnerkonzerne haben inzwischen angekündigt, dort eine zweite Fabrik zu bauen, mit Produktionsstart Ende 2027. Beide Fabriken zusammen sollen pro Monat mehr als 100.000 Scheiben bearbeiten können. Mehr als 20 Milliarden US-Dollar werden dort investiert, mit "starker Unterstützung der japanischen Regierung", wie es in der Pressemitteilung heißt. Mehr als 3.400 Arbeitsplätze entstehen in den beiden japanischen Chipfabriken.

Intel kündigt für Magdeburg neue Technologie an

Für ESMC in Dresden sind 2.000 Arbeitsplätze vorgesehen. Für die Investition in Höhe von rund zehn Milliarden Euro hat die Bundesregierung rund 50 Prozent Zuschuss aus dem Klima- und Transformationsfonds zugesagt. Eine Produktion von 40.000 Scheiben pro Monat wurde angekündigt. Die feinsten Strukturen auf den Chips sollen 12 bis 28 Nanometer fein sein, das genüge für den Bedarf der europäischen Industrie. In Japan sollen zum Teil auch 6/7 Nanometer erreicht werden.

Der US-Konzern Intel baut in Magdeburg unterdessen zwei Fabriken mit zusammen 3.000 Arbeitsplätzen, die ebenfalls 2027 fertig sein sollen. Während TSMC ausschließlich Aufträge für andere Elektronikkonzerne ausführt, produziert Intel für den Eigenbedarf, will aber auch Kunden aus der Branche anwerben. Globalfoundries mit Werk in Dresden ist wie TSMC ein reiner Auftragsfertiger, die Kapazität der sächsischen Fabrik liegt bei 850.000 Scheiben pro Jahr.

Laut Handelsblatt will Intel als Erstkunde des niederländischen Anlagenherstellers ASML für eine neue Produktionstechnologie das High-NA-EUV-Verfahren einsetzen, das besonders feine Auflösungen ermöglicht, und damit die fortschrittlichsten Halbleiter der Welt herstellen. Die Pilotlinie wird allerdings in den USA aufgebaut. Die neue Herstellungs-Technik mit dem Namen 14A soll voraussichtlich 2026 die Marktreife erreichen. Für den Standort Magdeburg plane man aktuell mit dem darauffolgenden Verfahren, sagte Intel-Chef Pat Gelsinger der Deutschen Presse-Agentur.