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Konsum-Kunden gehen seltener einkaufen

Die Dresdner Handelskette Konsum hat von Corona profitiert. Sie nahm voriges Jahr deutlich mehr Geld ein. Trotzdem gibt es jetzt weniger Konsum-Filialen.

Von Georg Moeritz
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Frisch renoviert: Vor dem Konsum-Lebensmittelmarkt in Dresden an der Spitzwegstraße stehen die Vorstände Sören Goldemann (links) und Roger Ulke. Im Corona-Jahr nahmen sie deutlich mehr Geld ein.
Frisch renoviert: Vor dem Konsum-Lebensmittelmarkt in Dresden an der Spitzwegstraße stehen die Vorstände Sören Goldemann (links) und Roger Ulke. Im Corona-Jahr nahmen sie deutlich mehr Geld ein. © Konsum Dresden

Dresden. Als die Modeläden und Schuhgeschäfte wegen Corona schließen mussten, da blieben zum Einkaufen fast nur noch die Lebensmittelhändler. Vor den Filialen von Konsum Dresden standen zeitweilig Sicherheitskräfte, die jedem Kunden einen Einkaufswagen zuteilten. Kleine Fläschchen mit Desinfektionsmittel für rund fünf Euro kamen ins Sortiment.

Wenn Vorstandschef Roger Ulke nun Bilanz über das Corona-Jahr 2020 zieht, dann ist von Krise keine Rede. Die Dresdner Genossenschaft ist eindeutig ein Gewinner der Corona-Zeit: Um mehr als neun Prozent stieg der Umsatz im vorigen Jahr, auf 122 Millionen Euro. Ulke berichtet von 2,6 Millionen Euro Betriebsergebnis. Das Unternehmen habe seine „Position als regionaler Nahversorger“ ausgebaut. Dabei kamen die Kunden seltener.

Toilettenpapier für 100 Euro

Wie andere Lebensmittelhändler spürte auch der Konsum Dresden, dass mehr auf Vorrat gekauft wurde. In der Sprache des Konsumvorstands: „Während die Anzahl der realisierten Einkäufe abnahm, stieg der Durchschnittsbon um über 30 Prozent“. Der einzelne Kunde brachte also mehr Umsatz.

Ulke spricht von stetiger Treue und Vertrauen der Konsum-Kunden. Vorstandsmitglied Sören Goldemann dankt den Mitarbeitern, weil sie täglich die Verfügbarkeit der Waren sicherten.

Freilich war auch im Konsum zeitweise das Klopapier knapp. Ulke betont zwar, die Genossenschaft habe von einem „sächsischen Netzwerk“ profitiert. Dank Partnerschaften mit Lieferanten habe er schnell reagieren können, wenn die Nachfrage nach einzelnen Waren stieg. Doch beim Toilettenpapier behalf sich auch Konsum mit Rationierung und schrieb zeitweilig ans Regal: Wer zwei Packungen kaufen wolle, müsse für die zweite 100 Euro zahlen.

Als der Staat dann die Mehrwertsteuer auf Lebensmittel senkte und Aldi wie Netto ankündigten, die Preisvorteile komplett an die Kunden weiterzugeben, machte Konsum nicht mit. Ulke teilte damals mit, von einem pauschalen Rabatt sehe er ab. Er senke aber gezielt die Preise von Frischeprodukten, um durch die erhöhte Nachfrage regionale Lieferanten zu unterstützen.

Zwei Dresdner Innenstadt-Filialen aufgegeben

Das Netz der Dresdner Handelskette mit ihren Konsum- und Frida-Filialen ist trotzdem geschrumpft. Schon 2018 hatte Konsum seine letzte Filiale außerhalb Sachsens geschlossen und damit das Abenteuer Franken mit einer „blutigen Nase“ beendet. 2019 verließ das Unternehmen das Einkaufszentrum in Radeberg, nachdem Vermieter Defama nur noch eine deutlich größere und teurere Fläche an den Konsum vermieten wollte.

Seit Anfang dieses Jahres sind nun auch die Filialen im Dresdner World Trade Center und an der Annenstraße geschlossen. In der Innenstadt blieben damit nur der Konsum in der Centrum-Galerie sowie der kleine „Konsum Express“ am Neumarkt.

Aus 35 Filialen vor zwei Jahren sind 32 geworden. Ein Bauprojekt in Graupa scheiterte, statt Konsum baute dort Penny. Für den lange angekündigten Neubau im Bannewitzer Ortsteil Hänichen allerdings gab es einen Spatenstich. Die Eröffnung soll nun rechtzeitig zum Ostergeschäft 2022 stattfinden.

Angestellte auf Filialen verteilt, trotzdem weniger

Die Zahl der Konsum-Beschäftigten ist im vorigen Jahr von 831 auf 805 geschrumpft. Allerdings gab es nach Angaben des Unternehmens keine Kündigungen wegen der Filialschließungen. Vielmehr habe das Unternehmen immer Bedarf an Mitarbeitern.

Die Angestellten aus den geschlossenen Filialen seien auf andere verteilt worden. Zudem verzeichne der Lieferservice konsum-bringts.de stetiges Wachstum. Saniert hat das Unternehmen voriges Jahr den Markt auf der Spitzwegstraße, dessen Parkplatz jetzt auch eine Ladesäule für Elektroautos bietet. Bis November ist der Konsum auf der Schandauer Straße zur Sanierung geschlossen. Außerhalb Dresdens ist das Unternehmen mit je einer Filiale in Plauen, Pirna, Radebeul und Moritzburg-Boxdorf vertreten.