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Klappt es diesmal mit dem Rathaussessel für die AfD?

An diesem Sonntag blickt die sächsische Politik unter anderem auf Arnsdorf. Dort engagierte sich sogar der Ministerpräsident im Wahlkampf.

Von Ulrich Wolf
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Um den CDU-Kandidaten Frank Eisold (rechts) zu unterstützen, machte sogar Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer Wahlkampf in Arnsdorf.
Um den CDU-Kandidaten Frank Eisold (rechts) zu unterstützen, machte sogar Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer Wahlkampf in Arnsdorf. © Marion Doering

Dresden. Im Schatten der Oberbürgermeisterwahlen in Chemnitz und Zwickau unternehmen AfD-Kandidaten in Sachsen an diesem Wochenende erneut den Versuch, erstmals an die Spitze einer Gemeindeverwaltung gewählt zu werden. Zudem fällt am Sonntag die Entscheidung über das neue Stadtoberhaupt in Hoyerswerda.

Gute Chancen auf den Bürgermeisterposten rechnet sich die AfD in Arnsdorf bei Dresden aus. Dort tritt das ehemalige CDU-Mitglied Detlef Oelsner für die Partei an. Er sitzt für die AfD bereits im Kreistag. Sächsische.de sagte er, er stehe „ganz bewusst“ als parteiloser Kandidat der bürgerlichen Mitte zur Wahl und nicht als Mitglied irgendeiner Partei. Oelsner ist auch bekannt, weil er gemeinsam mit drei anderen Männern im Mai 2016 einen psychisch kranken Flüchtling an einen Baum fesselte. Das Amtsgericht Kamenz stellte ein Verfahren wegen Freiheitsberaubung gegen das Quartett jedoch schon am ersten Verhandlungstag ein. Infolgedessen ging ein tiefer Riss durch den Ort, psychisch angeschlagen trat die Bürgermeisterin von der SPD vorfristig von ihrem Amt zurück.

Während Oelsner in der zurückliegenden Woche im Wahlkampf von AfD-Bundeschef Tino Chrupalla Besuch erhielt, konnten seine Konkurrenten ebenfalls mit hochrangiger Politprominenz aufwarten. Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer unterstützte den 47 Jahre alten Wirtschaftsingenieur und örtlichen Karnevalschef Frank Eisold, der für die CDU antritt. Der Sozialfachwirt Ilko Keßler ist SPD-Mitglied und tritt für das Bürgerforum 1990 an; er hatte Sachsens Sozialministerin Petra Köpping und Prinzen-Sänger Sebastian Krumbiegel zu Gast. Bei der Bundestagswahl im Herbst 2019 lag in dem Ort die AfD bei den Zweitstimmen mit 34,8 Prozent vorn.

Nicht nur in Arnsdorf, auch in Steinigtwolmsdorf in der Oberlausitz könnte die AfD vom Sonntag an erstmals in Deutschland einen gewählten Bürgermeister stellen.
Nicht nur in Arnsdorf, auch in Steinigtwolmsdorf in der Oberlausitz könnte die AfD vom Sonntag an erstmals in Deutschland einen gewählten Bürgermeister stellen. © SZ/Uwe Soeder

Drei Kandidaten stellen sich am Sonntag auch in Steinigtwolmsdorf in der Oberlausitz zur Wahl. Außer David Wolf vom Verein Dorfkultur bewerben sich die Verfahrenstechnikerin Kathrin Gessel für CDU/Bürgerbewegung und der Elektrotechniker Alexander Zapke für die AfD. Der Wahlkampf war zuletzt überschattet, weil erst in dieser Woche publik wurde, dass der rechtsextreme Rapper Chris Ares in der Ortsteil Weifa gezogen sein soll. Bei der Bundestagswahl kam die AfD in Steinigtwolmsdorf auf 40,4 Prozent.

Nicht ganz so viel, aber immerhin 37,5 Prozent holte die Partei im Herbst 2019 in Stauchitz im Kreis Meißen. Für die AfD will dort nun Enrico Barth Bürgermeister werden. Der Kreisrat ist Geschäftsführer einer Firma für Teich- und Poolbauten und hat gleich sechs Konkurrenten. Sein ärgster Rivale ist wohl Bauamtsleiter Dirk Zschoke.

Gewinnt ein SPD-Mann die OB-Wahl in Hoyerswerda?

Dass das Stimmverhalten zu Parlamentswahlen nicht ausschlaggebend sein muss für Personenwahlen, zeigt das Beispiel Hoyerswerda. Dort holte die SPD im vergangenen Herbst gerade einmal 7,7 Prozent; ihr Oberbürgermeister-Kandidat hingegen gewann den ersten Durchgang mit 31,8 Prozent. Vier Prozentpunkte dahinter landete die Bewerberin von Grünen, Linken und dem Bürgerbündnis Aktives Hoyerswerda auf Rang zwei. Zur Stichwahl an diesem Sonntag treten außer den beiden noch zwei weitere Bewerber an, darunter einer für die AfD. 

2016 hatte der Bürgermeister der vogtländischen Gemeinde Reuth von der DSU zur AfD gewechselt, doch fünf Wochen später verlor der Ort seine Eigenständigkeit und die AfD ihren bis dahin einzigen Bürgermeisterposten. Immerhin 18 Monate währte die Regentschaft eines AfD-Bürgermeisters im schwäbischen Burladingen, der allerdings im Streit mit seinem Gemeinderat sein Amt vorzeitig aufgab.