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Bautzener Unternehmer: Rechtsextreme gefährden Wirtschaft und Wohlstand

Steffen Roschek ist Bautzener Unternehmer mit Migrationshintergrund - mit einer klaren Meinung zu den Themen Zuwanderung und politischer Extremismus.

Von David Berndt
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Steffen Roschek ist Geschäftsführer der Flugservice Bautzen GmbH und der fkon Consulting GmbH für IT-Projekte mit zehn festen Mitarbeitern, überwiegend mit Migrationshintergrund. Er gehört auch dem Kreisvorstand der CDU an.
Steffen Roschek ist Geschäftsführer der Flugservice Bautzen GmbH und der fkon Consulting GmbH für IT-Projekte mit zehn festen Mitarbeitern, überwiegend mit Migrationshintergrund. Er gehört auch dem Kreisvorstand der CDU an. © Steffen Unger

Bautzen. Als einziger Unternehmer hat Steffen Roschek bei der Demo gegen Rechtsextremismus in Bautzen am 27. Januar 2024 gesprochen. Im Interview erklärt der 51-Jährige, welche persönliche und wirtschaftliche Motivation dahintersteckt und wie Zuwanderung seiner Meinung nach besser funktionieren kann.

Herr Roschek, warum haben Sie bei der Demo gegen Rechtsextremismus in Bautzen gesprochen?

Personen aus dem rechtsextremen Lager verlegen sich auf eine völkische Hass-Rhetorik, welche nicht nur Menschen gegeneinander aufhetzt, sondern ernsthaft die Grundlage unseres Zusammenlebens, unseren Wohlstand und unseren Ruf gegenüber Investoren und Geschäftspartnern gefährdet. Durch die seitens des Recherchenetzwerkes Correctiv bekannt gewordenen Ereignisse aus dem November 2023 in Potsdam, in welchen offen über die Methoden einer „Remigration nicht deutsch Assimilierter“ gesprochen wurde, ist hier eine Grenze überschritten worden.

Haben Sie selbst entschieden, in Bautzen zu sprechen?

Nachdem ich vom Auftritt des Sächsischen Ministerpräsidenten auf einer Demo gegen Rechts in Görlitz gelesen hatte, fragte ich nach, ob auch etwas für Bautzen geplant sei, da ich gern unterstützen würde. Durch die Rede des MP wurde ich motiviert, weil er ein CDU-Vertreter ist. Vorher hatte ich das Ganze eher als Aufgabe der Linken gesehen, aber jetzt sage ich, dass es erst recht die Aufgabe der CDU ist, sich so zu positionieren.

Klingt so, als war es nicht ihr letzter Auftritt.

Ich werde mich weiter gegen Extremismus einsetzen, nicht nur von rechts. Mir hat nicht gepasst, dass bei der Demo gegen Rechtsextremismus neben der Bühne Vertreter der Antifa standen. Das ist auch eine extremistische Organisation. Alle Arten von Extremismus schädigen uns und sind ein schlechtes Aushängeschild für unsere Region.

Sie sprachen auch über ihre eigene polnisch-sorbische Familiengeschichte. Welche Rolle spielt sie in diesem Zusammenhang?

Meine Mutter ist Sorbin aus Wittichenau. Mein Vater hat einen polnischen Migrationshintergrund. Sowohl Polen als auch Sorben wurden von den Nazis 1933 und später verfolgt, soweit sie sich nicht assimilierten. Ich bin hier im Landkreis Bautzen geboren und aufgewachsen, und mir haben diese Ereignisse in Potsdam und die anderen genannten Entwicklungen gezeigt, dass dies auch wieder ganz schnell auf mich und meine Kinder durchgreifen kann.

Welche Parallelen sehen Sie?

Damals hat die NSDAP in ihren Wahlprogrammen auch nicht alles verraten, was sie machen will, aber man hätte ihre späteren Absichten bereits durch ihre Worte und Handlungen erkennen können. Wie damals sind heute sehr viele Menschen empfänglich für Rechtsextremismus und frustriert. Und auch in einer weiteren Tatsache, nämlich den Ursachen, warum die Menschen den Rechtsextremen auf den Leim gehen oder in deren Arme getrieben werden, ähneln unsere Zeiten den damaligen.

Inwiefern?

Bei vielen Menschen herrscht mittlerweile der Eindruck vor, dass die Politik die Interessen der „einfachen Leute“ nicht mehr vertritt und Menschen durch immer mehr Forderungen seitens der Politik überfordert werden. Politiker müssen ihre Politik besser erklären. Wir sehen es derzeit an den Bauernprotesten, dass sich die Menschen an die Wand gedrängt fühlen.