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Bautzens Landrat zur AfD: „Bau einer Brandmauer ist nicht vorgesehen“

Bautzens CDU-Landrat Udo Witschas lehnt eine strikte Ausgrenzung der AfD im Kreistag ab und zweifelt im Gespräch mit Sächsische.de am Sinn der Demos gegen Rechtsextremismus.

Von David Berndt
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Udo Witschas (CDU) ist Landrat des Landkreises Bautzen. Als solcher sei es seine Aufgabe, mit dem Kreistag zusammenzuarbeiten, sagt er. Neben der CDU stellt dort die AfD die größte Fraktion.
Udo Witschas (CDU) ist Landrat des Landkreises Bautzen. Als solcher sei es seine Aufgabe, mit dem Kreistag zusammenzuarbeiten, sagt er. Neben der CDU stellt dort die AfD die größte Fraktion. © Matthias Schumann

Bautzen. Für Udo Witschas sind „Brandmauern“ der Tod der Demokratie, weil sie den Volkswillen negieren würden. So wurde der CDU-Landrat des Kreises Bautzen Mitte März in einem Beitrag des Digitalmediums „Neue Lausitz“ zitiert. Erst wenn die AfD verboten werden sollte, wolle er nicht mehr mit deren Vertretern sprechen, sagte er. Zudem erklärte er, dass Demos gegen Rechtsextremismus die Spaltung der Gesellschaft verstärken würden.

Bedeutet das, dass sich Witschas nicht von der in Sachsen als rechtsextremistisch eingestuften AfD abgrenzt? Im Interview mit Sächsische.de erklärt Udo Witschas, wie seine Position zur AfD ist und warum er bei manchen Demos spricht und bei anderen nicht.

Herr Witschas, wie ist Ihre Position zur AfD im Allgemeinen und besonders in Sachsen und im Landkreis Bautzen, auch bezogen auf ein mögliches AfD-Verbotsverfahren?

Die AfD stellt aufgrund der Wahlergebnisse der Kommunalwahl von 2019 mit 29 Mitgliedern eine von zwei großen Fraktionen im Bautzener Kreistag. Hier müssen und wollen wir zum Wohle des Landkreises arbeiten. Da gibt es, nicht unüblich, auch unterschiedliche Auffassungen in der Sache, aber auch in der Frage, wie man zusammenarbeitet.

Wie ist Ihre?

Als Landrat ist es meine Aufgabe, mit dem Kreistag zusammenzuarbeiten. Ich bin Vorsitzender dieses Gremiums. Der Kreistag besteht aus Fraktionen und diese aus den gewählten Vertretern. Da ist der Bau einer Brandmauer vom Landrat nicht vorgesehen. Die politische Neutralität des Landrates ist eine Vorgabe, auf die gern durch die Aufsichtsbehörden hingewiesen wird. Eine Partei ist verboten oder nicht. Das entscheidet aber nicht der Landrat, sondern die Justiz. Ein Verbot hätte freilich entsprechende Auswirkungen bis hin zum Mandatsverlust. Aktuell sehe ich nicht, dass ein Verbotsverfahren ernsthaft erwogen wird.

Zu seiner Haltung gegenüber der AfD im Allgemeinen äußerte sich Landrat Udo Witschas nicht (Anm. d. Red.).

Warum reicht es für eine Brandmauer im Fall der AfD nicht aus, dass diese in Sachsen als gesichert rechtsextrem gilt?

Die Einschätzung des Landesamtes für Verfassungsschutzes hat für die Organe des Landkreises, den Kreistag und den Landrat, keine rechtlichen Auswirkungen. Die Prüfungen des Verfassungsschutzes gelten als Frühwarnsystem. Das bedeutet, dass man in bestimmten Bereichen genauer hinschauen wird.

Wie ist Ihre Haltung zu anderen als rechtsextremistisch eingestuften Parteien wie Die Heimat (ehemals NPD) oder die Freien Sachsen?

Beide Gruppierungen sind nicht im Kreistag vertreten, daher ergeben sich für mich als Landrat auch keine Berührungspunkte.

Die Freien Sachsen arbeiten daran, mit Vertretern der Mahnwache Bautzen und anderen als „Bündnis Oberlausitz“ eine Liste für die Kreistagswahl Bautzen aufzustellen. Es kann also sein, dass Vertreter dieser Liste im nächsten Kreistag sitzen werden. Wie wollen Sie die Zusammenarbeit mit diesen Vertretern gestalten?

Ich kann und will nicht den Ergebnissen einer Kreistagswahl vorgreifen. Warten wir doch erst einmal die Wahl ab, dann werden wir weitersehen.