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Kreis Bautzen: So wird man Helfer beim THW

Hochwasserhilfe und Zaunbau gegen die Schweinepest: Die ehrenamtlichen Einsatzkräfte waren zuletzt besonders gefragt. Wer bei ihnen mitmachen kann.

Von David Berndt
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Jeder, der beim THW mitmachen will, ist willkommen, sagt Andreas Heinrich, stellvertretender Ortsbeauftragter des THW Bautzen.
Jeder, der beim THW mitmachen will, ist willkommen, sagt Andreas Heinrich, stellvertretender Ortsbeauftragter des THW Bautzen. © SZ/Uwe Soeder

Bautzen. Corona, Schweinepest und Hochwasser: Diese Katastrophen haben mit dafür gesorgt, dass der Ortsverband des Technischen Hilfswerkes (THW) in Bautzen in diesem Jahr bereits 9.500 Dienststunden gesammelt hat, vor allem durch Einsätze, wie der stellvertretende THW-Ortsbeauftragte Andreas Heinrich sagt. „2020 waren es insgesamt 11.000. In diesem Jahr ist schon viel los.“

Wegen der Schweinepest hat das THW Bautzen zusammen mit anderen Verbänden Zäune im Landkreis Görlitz gebaut. Für das Landratsamt haben die Ehrenamtlichen Corona-Testmaterial verteilt, und bei den jüngsten Überschwemmungen haben sie zum Beispiel in Neukirch Häuser leergepumpt. Aber für all das braucht es auch genug Einsatzkräfte. Wer kann also wie beim THW mitarbeiten?

THW-Einsatzkräfte bekommen Grund- und Fachausbildung

Im Landkreis Bautzen gibt es die Ortsverbände in Kamenz und Bautzen. Jeder, der hier mitmachen möchte, ist willkommen, erklärt Andreas Heinrich. „Vorkenntnisse sind nicht nötig. Unsere Einsatzkräfte werden ja ausgebildet.“ Man beginnt demnach als Helferanwärter und absolviert die Grundausbildung, die von einem halben bis zu einem Jahr dauern kann. Das hängt davon ab, wie schnell die Anwärter prüfungsreif sind.

Während dieser Zeit stehen beim THW Bautzen einmal im Monat Dienste am Standort in der ehemaligen Husarenkaserne an, jeweils Freitagabend und den darauffolgenden Sonnabend. Dazu kommen freiwillige Dienste jeden Mittwochabend, die auch für Dienstberatungen oder die Reinigung von Geräten genutzt werden. „Diese Dienste dienen der Prüfungsvorbereitung. Unsere Helfer beschäftigen sich mit der Holz-, Gesteins- oder Metallbearbeitung, lernen den Umgang mit Leitern, das Retten aus Höhen und Tiefen, wie man Dreiböcke baut und alles rund um Stiche, Wunden und Knoten“, zählt Andreas Heinrich auf.

Bei der Abschlussprüfung zur Grundausbildung müssen die Anwärter schriftlich Fragen beantworten, etwa zur Struktur des THW oder was beim Betrieb eines Stromaggregats beachtet werden muss. Dazu kommen sechs Stationen, „die alle grundsätzlich bestanden werden müssen“, hält Andreas Heinrich fest. Das könne zum Beispiel der Bau eines Lichtmastes sein.

Bei der jüngsten Prüfung Ende Mai wurde etwa der „Umgang mit Werkzeugen und Gerätschaften“ geprüft, wie das THW Bautzen auf seiner Facebookseite schreibt. Wer die Prüfung bestanden hat, darf auch an Einsätzen teilnehmen. Die jüngsten Einsätze der Bautzener drehten sich um die Hochwasser in Neukirch und der Sächsischen Schweiz. In Bad Schandau war ein unterirdischer Flutgraben durch Geröll nicht mehr komplett durchlässig und musste beräumt werden.

Auch das THW Kamenz war jetzt außerhalb des Landkreises Bautzen im Einsatz. Im Katastrophengebiet in Rheinland-Pfalz hat die Fachgruppe „Logistik Verpflegung" die Einsatzkräfte vor Ort verpflegt. Derzeit sucht der Ortsverband nach weiteren Einsatzkräften. „Wir freuen uns über jeden, der sich meldet. Durch unsere Fachgruppe hätten wir natürlich besonderen Bedarf an Helfern, die sich rund ums Kochen engagieren oder sogar ausgebildete Köche sind“, sagt Ringo Berg, der Kamenzer Ortsbeauftragte.

Auf der Internetseite des Kamenzer Verbandes gibt es weitere Informationen dazu. Etwa 40 Einsatzkräfte hat das THW Kamenz derzeit. „Viele Interessenten sagen, dass sie eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung suchen und gern anderen Menschen helfen wollen“, beschreibt Ringo Berg, mit welcher Motivation neue Helfer meist dazu stoßen.

60-Jährige macht THW-Ausbildung

Das THW Bautzen hat derzeit rund 90 Helfer, von denen die Hälfte in Einsätzen aktiv ist. Die andere Hälfte stecke noch in der Grundausbildung oder sei in der Jugendgruppe aktiv, so Heinrich. Für Einsätze gelte das Mindestalter 18 Jahre. „Wir sind bunt gemischt, durch alle Berufsgruppen, von jung bis alt. Aktuell macht eine 60-Jährige aus einem Verwaltungsberuf die Grundausbildung“, erzählt der stellvertretende Ortsbeauftragte. Insgesamt sei der Anteil der Frauen gestiegen. Während das Bautzener THW früher eine reine Männertruppe gewesen sei, gebe es derzeit rund zehn Prozent Frauen.

Wer Interesse an der ehrenamtlichen Arbeit beim THW Bautzen hat, müsse natürlich etwas Zeit mitbringen. Denn auch nach der Grundausbildung gebe es die monatlichen Dienste zu Beginn eines Wochenendes sowie die freiwilligen Dienste an den Mittwochabenden. Die Einsatzkräfte können verschiedene Fachausbildungen oder auch ihren Lkw-Führerschein machen.

Dazu kommt die Zeit bei Einsätzen. Im Februar zum Beispiel waren die Einsatzkräfte vom THW Bautzen wegen der starken Schneefälle drei Tage lang auf der A4 gefordert. „Bei einem Vollalarm werden alle benachrichtigt. Dass da nicht immer jeder Zeit hat, ist klar“, sagt Andreas Heinrich. Das hänge von den jeweiligen Einsätzen oder auch von den Arbeitgebern ab. „Aber wer kann, der kommt.“ Das sei auch die Motivation für die Einsatzkräfte. „Wir sind ja kein Verband, der nur übt. Wir wollen gefordert sein und gebraucht werden.“