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70.000 Euro Extrakosten pro Woche: Die Bautzner Straße in Dresden wird zum Problem für die DVB

Seit knapp einem Jahr und noch bis mindestens Mitte 2025 ist die Bautzner Straße Dauerbaustelle. Pro Woche kostet das die DVB 70.000 Euro. Jetzt gibt es eine neue Forderung.

Von Dirk Hein
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Jede Woche Ersatzverkehr auf der Bautzner Straße und -Landstraße kosten die DVB 70.000 Euro.
Jede Woche Ersatzverkehr auf der Bautzner Straße und -Landstraße kosten die DVB 70.000 Euro. © René Meinig

Dresden. Die Bautzner Straße ist die Dauerbaustelle in der Landeshauptstadt. Seit vielen Jahren wird abschnittsweise gebaut. Seit Anfang Mai 2023 ist die Straße erneut bis mindestens Sommer 2025 Baustelle. Mindestens zwei Bauabschnitte folgen ab 2031. Autofahrer stehen während dieser Zeit "nur" im Stau, für die DVB entwickeln sich die vielen Sperrungen zum echten Fiasko.

Warum wird aktuell gebaut?

Die Stadt baut an der Bautzner Straße im Bereich Prießnitzstraße bis zur Stolpener Straße, um Hochwasserschäden zu beseitigen und die Prießnitzbrücke zu erneuern. Die Brücke wurde beim Hochwasser 2013 stark beschädigt.

Besonders aufwendig sind die Arbeiten, da die Prießnitzbrücke stückweise und damit ohne Vollsperrungen erneuert wird. Zunächst wurden die Oberleitungen der Straßenbahn abgerissen und unterirdische Leitungen anders verlegt. Danach brachen Bauleute die Nordseite ab, anschließend folgt die Südseite der Brücke.

Bei einer Vollsperrung hätte der Abriss und Neubau der maroden Brücke ohne aufwendige Provisorien und damit deutlich schneller erfolgen können. Eine bis zu sechs Monate kürzere Bauzeit wäre denkbar gewesen. Das war beispielsweise der Wunsch der Verkehrsbetriebe. Die Stadt entscheid sich dagegen, unter anderem um noch umfangreichere Umleitungen zu vermeiden.

Welche weiteren Arbeiten folgen auf der Bautzner Straße?

Frühestens ab 2031 wird die Bautzner Straße wieder zur Dauerbaustelle. Dann wird im Bereich zwischen Grundstraße und Ullersdorfer Platz und im Abschnitt Ullersdorfer Platz bis zur neuen Gleisschleife gebaut. Darauf hat sich der Stadtrat in einem langen strittigen Kompromiss geeinigt. Beide Bereiche sollen separat geplant und später einzeln nochmals vom Stadtrat beschlossen werden. Gebaut wird sicher drei oder mehr Jahre.

Im Anschluss daran, so die momentanen Pläne der Stadt, soll der Abschnitt der Bautzner Landstraße zwischen Mordgrundbrücke und Grundstraße saniert werden. Weil das noch viele Jahre dauert, will Baubürgermeister Stephan Kühn (Grüne) zeitnah den Radweg am Hirschberg, also das steile Stück kurz vor dem Weißen Hirsch, bauen lassen. Für die Komplettsanierung der Straße inklusive Gleisen kann die Stadt zum jetzigen Zeitpunkt weder "Bauabschnitte, Bautermine noch Bauzeiten abschätzen", so Oberbürgermeister Dirk Hilbert auf eine schriftliche Ratsanfrage von Stadtrat Stefan Engel (SPD).

Der mahnt zur Eile: "So wie die Stadt jetzt plant, haben wir irgendwann einen fertig sanierten Ullersdorfer Platz und eine neue Gleisschleife samt Parkhaus. Allerdings fährt wegen des dazwischenliegenden Bauabschnittes viele Jahre keine Straßenbahn zur neuen Gleisschleife, sondern wieder nur Ersatzbusse", so Engel.

Was kostet die Baustelle die DVB?

In einer umfangreichen Anfrage hat Stefan Engel bei der Stadt die Kosten abgefragt, die den DVB durch den Ausfall der Straßenbahnen und den Ersatzverkehr mit Bussen entstehen. Die Antworten darauf sind überraschend deutlich.

Die DVB sparen sich zwar drei bis vier Straßenbahnen pro Tag, müssen dafür aber zwischen sieben und elf Busse einsetzen, um den Ausfall der Bahnen zu kompensieren. "Die Kosten für den Ersatzverkehr belaufen sich derzeit auf 70.000 Euro pro Woche", sagt OB Dirk Hilbert (FDP) in der Antwort auf die Ratsanfrage. Pro Jahr entstehen den Verkehrsbetrieben damit alleine durch den Ersatzverkehr Zusatzkosten von über 3,6 Millionen Euro.

"Im Rahmen der Wirtschaftsplanung werden die einzelnen Maßnahmen mit ihren Kosten für Schienenersatzverkehr geplant. Somit ist für jede Baumaßnahme eine entsprechende Finanzierung hinterlegt. Bei Verlängerung der Baumaßnahmen entstehen entsprechende Mehrkosten", erklären dazu die DVB.

Wie reagieren die Fahrgäste?

Viele Fahrgäste meiden das Umsteigen in die Busse des Ersatzverkehrs. Je nach Streckenabschnitt nutzen 10 bis 20 Prozent weniger Passagiere die DVB auf der Linie E11. Am deutlichsten ist der Rückgang in der östlichen Neustadt mit 20 Prozent. Am geringsten in Bühlau mit 10 Prozent. "Wir beobachten derzeit einen Verlust von etwa 2.900 Fahrgästen pro Werktag im Vergleich zur Straßenbahnlinie 11 im Vorjahreszeitraum", sagt DVB-Sprecherin Anja Ehrhardt.

"Es gibt massive Beschwerden vor Ort. Die Busse sind extrem voll, die Abstimmung zwischen Ersatzverkehr und Straßenbahnen klappt nicht wirklich", ergänzt Stadträtin Kristin Sturm (SPD).

Die SPD-Stadträte Kristin Sturm und Stefan Engel an der DVB-Haltestelle Plattleite. Noch bis Sommer 2025 fährt hier nur der Ersatzbus der Linie 11.
Die SPD-Stadträte Kristin Sturm und Stefan Engel an der DVB-Haltestelle Plattleite. Noch bis Sommer 2025 fährt hier nur der Ersatzbus der Linie 11. © René Meinig

Welche Forderungen gibt es jetzt?

"Die Kosten für den Ersatzverkehr haben uns nachdenklich gemacht. Zwischen 2019 und 2025 werden auf der Bautzner Straße drei Jahre und acht Monate Busse statt Straßenbahnen fahren", sagt Stefan Engel. Insgesamt sind den DVB dadurch Kosten von weit über zehn Millionen Euro entstanden.

Vor diesem Hintergrund hat die SPD konkrete Forderungen an die Stadt. "Die Verwaltung muss sich jetzt Gedanken machen: Wenn ab 2031 der große Umbau am Ullersdorfer Platz kommt, müssen verschiedene andere Maßnahmen in einem Rutsch mit gebaut werden." Im Idealfall soll auch der noch offene Abschnitt zwischen Mordgrundbrücke und Grundstraße mit saniert werden. Stefan Engel: "Das wäre extrem nervig für alle, aber dann ist endlich ein Haken dran. Wir befürchten, dass die Bautzner Straße sonst zur Ewig-Baustelle wird und dass ein Ende erneut saniert werden muss, wenn das andere Ende gerade fertig ist."

Zudem sollten alle Möglichkeiten genutzt, werden, um schneller zu bauen. Denkbar sei das Arbeiten in zwei Schichten und der Einsatz anderer Technologien.

Auch an andere Stelle verursacht Ersatzverkehr aktuell hohe Extra-Kosten für die DVB. Auf der Strecke Wehlener Straße, Alttolkewitz und Österreicher Straße sind aktuell statt Straßenbahnen bis zu sieben Busse im Einsatz. Die Mehrkosten im Vergleich zum regulären Betrieb belaufen sich auf 51.600 Euro pro Woche.