Nach Schließung: Dresdner Wirtshaus Lindenschänke zieht in den Trobischhof
Dresden. Noch scheint es etwas befremdlich für Andrea und Uwe Engert zu sein, hier im Kaminzimmer des Trobischhofes zu stehen. Erst vor drei Wochen, am 4. Januar, haben sie die Schlüssel "ihrer" Lindenschänke in Altmickten abgegeben. Das Wirtshaus war zwölf Jahre lang ihr Traum und Terrain, doch nun ist es Geschichte. Nun startet ein neues Kapitel.
"Es ging jetzt alles so schnell", sagt Andrea Engert und lächelt. Die beiden hätten Unmengen an Angeboten in ganz Dresden erhalten, Lokale standen Schlange, um die erfahrenen Gastronomen zu sich zu holen. "Die Gastronomie ist unser Leben", sagt Uwe Engert. Sie wollen im Trobischhof alles einbringen, was sie können.
Für das Gastronomen-Paar ist das genau das richtige. "Ich habe noch fünf Jahre bis zur Rente. Ein neues Lokal zu eröffnen, wäre zu riskant gewesen", sagt Uwe Engert. Schweren Herzens musste er nach zwölf Jahren das Wirtshaus Lindenschänke aufgeben, weil der Immobilieneigentümer den Ende 2022 auslaufenden Pachtvertrag nicht verlängert hatte.
"Es zieht viel Lindenschänke mit in den Trobischhof ein"
Von Altmickten geht es für das Gastronomen-Paar knapp zwei Kilometer weiter in den Ortskern von Alttrachau. Dort steht der Trobischhof, ein alter Dreiseitenhof aus den 1880er-Jahren. Seit 1995 befand sich hier eine Pension mit Restaurant. Hier treffen also zwei namhafte Traditionshäuser aufeinander. "Der Name Trobischhof bleibt, aber es zieht viel Lindenschänke mit ein", sagt Uwe Engert.
Zwei urig eingerichtete Räume sollen künftig für die Bewirtung zur Verfügung stehen. In dem Kaminzimmer im Erdgeschoss können 45 Gäste bewirtet werden, im oberen Gastraum 30. Letzterer kann auch für Feierlichkeiten gemietet werden. Auf der Terrasse im Innenhof können weitere 40 Gäste im Sommer ihr Feierabend-Bierchen genießen. Damit können etwa halb so viele Gäste wie in der Lindenschänke bedient werden. Die Engerts werden auch die Pension mit 14 Zimmern unter ihre Fittiche nehmen.
"Ein großer Teil des Lindenschänke-Teams wird mit uns hier weitermachen", sagt Uwe Engert. Erhalten bleibt beispielsweise der Koch, Ronald Reicher. Mit ihm feilt das Gastronomen-Paar derzeit an einer Speisekarte. Dabei bleiben den Gästen beliebte Klassiker wie das Bautzner Senfsteak erhalten. Die Speisekarte solle kleiner werden, dafür werde es aber eine zusätzliche saisonale Karte geben.
Mit regionalen Produkten und Partnern soll die Karte gestaltet werden - so, wie es eben in der Lindenschänke auch war. Fleisch und Gemüse, aber auch Säfte und Weine sollen aus der Region kommen. Nach einer Haus-Brauerei wird noch gesucht, die Likörfabrik Gustav Müller aus Dürrröhrsdorf kreiert spezielle Brände für das künftige Gasthaus. "Wir wollen es noch besser machen als in der Lindenschänke", so Engert.
Trobischhof war seit Corona dauerhaft geschlossen
Doch bis zur Eröffnung, die für den 1. April vorgesehen ist, hat das Paar in dem Restaurant des Dreiseitenhofs noch einiges zu tun. In der Küche wird schon bald gekocht, abgeschmeckt und angerichtet, damit am Eröffnungstag alles perfekt wird. Außerdem wird die Küche umgebaut, die Gasträume werden verändert.
Fast drei Jahre lang stand die Zeit hier still, das Restaurant im Trobischhof schloss während der Corona-Pandemie und öffnete nicht wieder. "Während der Pandemie haben wir viele Mitarbeiter verloren und konnten den Betrieb nicht mehr stemmen", sagt Stefanie Dietmann. Sie ist Geschäftsführerin der Canal-Immobilien GmbH. Zu diesem Unternehmen gehört der Trobischhof. Im Jahr 2015 übernahm sie das Areal mit Pension, Restaurant, einem Apartmenthaus und einer Ferienwohnung. Stefanie Dietmann bleibt auch weiterhin Geschäftsführerin, die Engerts werden federführende Angestellte.
Für das Gastronomen-Paar ist der unverhoffte Neustart ein Glücksgriff. "Die Nachricht hat sich bereits herumgesprochen. Mein Telefon steht seit Tagen nicht mehr still", sagt Uwe Engert und schmunzelt. Viele Buchungen kommen rein, obwohl erst in drei Monaten eröffnet wird. Die Gäste stehen für den Neustart also schon bereit.