Dresden. Es ist ein gerahmter Spruch auf dem Tresen, der hier das Motto vorgibt. "Die besten Partys finden immer in der Küche statt" ist dort zu lesen. Im "Finesse" in der Wilsdruffer Vorstadt wurde konzeptionell genau in diese Richtung gedacht - eine riesige, offene Küche, ein lauschiger Loft-Stil für wenig Gäste, Gastronomie der Extraklasse. Ein Erfolgsrezept.
Der Leitspruch auf dem Tresen ist auch einer der ersten, den Nicole Hieke sagt. Sie ist die "Partymacherin", sorgt für das perfekte Ambiente, wirbelt um die Gäste herum, serviert und plauscht. Im hinteren Teil ist seiner, Elvis Herbeks, "Tanzbereich". Er kocht inmitten von viel Stahl Menüs der gehobenen Küche. Das wichtigste Utensil: Die Pinzette, mit der jedes Einzelteil des Gerichtes perfekt angerichtet wird.
Und ja, das sind bereits alle Komponenten des Restaurants "Finesse". Zwei Menschen, vier Hände. "Wir sind eine Zwei-Mann-Show. Es sind immer die zwei selben Verrückten da", sagt Nicole Hieke und zeigt ihr herzlichstes Gastronomen-Lächeln. Es sei eine bewusste Entscheidung gewesen, das Lokal allein zu stemmen. "Man muss den Beruf leben und lieben, sonst geht es zu zweit nicht."
Restaurantguides empfehlen das Restaurant "Finesse" in Dresden
Der Erfolg gibt den beiden recht. Seit vier Jahren werden die vom Restaurantführer "Gault & Millau" als eine der gastronomischen Top-Adressen in Dresden aufgelistet. Auch der Restaurantführer "Schlemmeratlas" und das Genuss-Magazin "Falstaff" empfehlen einen Besuch hier. Wer auf der Website einen Tisch reservieren will, muss lange vorscrollen. Denn: Das Restaurant hat nur 20 Plätze. "Wenn man hier einen Tisch bekommt, weiß man, was man hat", so die 35-Jährige.
Das Lokal ist liebevoll in seinen Details eingerichtet, trumpft mit vergoldeten Wänden und stilvollen Sitzelementen auf, der gedeckte Tisch eine moderne Einladung. Die Macher bezeichnen es als zweites Wohnzimmer und beschreiben damit den heimelig-intimen Charme perfekt. Der Abend soll ein Erlebnis sein, kein schnödes Futtern.
Die beiden Inhaber sind nicht nur Geschäftspartner, sondern teilen sich auch ein Zuhause. Sie haben sich, wen mag es überraschen, in der Gastronomie kennengelernt. Damals, vor 14 Jahren, im "Brunetti" am Neumarkt. Er war Küchenchef, brachte alles Gelernte aus der Ausbildung der Fischgalerie Gerd Kastenmeiers ein, sie bediente die Gäste als gelernte Restaurantfachfrau. "Auf den ersten Blick haben wir uns nicht gemocht", sagt Nicole Hieke und jeder weiß, dass so doch oft die besten Geschichten anfangen. Irgendwann funkte es - beruflich und privat.
Gehobene Kulinarik als schweres Pflaster in Dresden
Elvis Herbek hegte den Traum der Selbstständigkeit, sie unterstützte ihn. Fine Dining, Gastronomie auf Gourmet-Niveau, sollte es werden. In Dresden gibt es in der gehobenen Kulinarik nur wenige Lokale, trotzdem wollten sie das "schwierige Pflaster" betreten. Es sollte ihr "gemeinsames Baby" werden im Musikerviertel in der Wilsdruffer Vorstadt, einem ihrer Meinung nach aufstrebenden Stadtteil. 2016 starteten sie und überzeugten die Gäste kulinarisch und, wenn man die beiden mal erlebt hat, ziemlich sicher auch persönlich.
Und das ist es auch, dass die beiden über die Corona-Pandemie, die dunkelste Zeit für die Gastronomie in den vergangenen Jahrzehnten, gerettet hat. Unzählige Stammgäste zählten auf sie, holten mehrgängige Menüs vor der Tür ab oder ließen sie sich liefern, um nicht auf die Küche von Elvis Herbek zu verzichten. Er hatte ein gehobenes Menü aufs To-Go-Geschäft vereinfacht. "Wir hätten nicht gedacht, dass das möglich ist."
Es ist sicher die eigene Handschrift des Küchenchefs, die die Gäste anzieht. "Die Gerichte haben einen leicht asiatischen Einschlag, das mag ich persönlich auch", sagt der 42-Jährige. Ansonsten sei die Crossoverküche, also die Kombination möglichst vieler Aromen unterschiedlicher Esskulturen und Kontinente, sein kulinarisches Zuhause. Die Geschmäcker kombiniert er zuerst im Kopf, später auf dem Teller. "Man spinnt sich ein paar Komponenten zusammen und packt es in ein Menü", sagt er, als wäre das ein Kinderspiel.
Menü für Kochsternstunden - spektakulär und einfallsreich
Jeden Monat überrascht der gebürtige Kamenzer die Gäste mit einem neuem Menü, das in vier, fünf oder sieben Gängen und mit oder ohne Weinbegleitung gebucht werden kann. Auf der Website des "Finesse" wird nichts Geringeres als "Gaumensex" versprochen. Das Wort sei von einem Gast benutzt worden, seit drei Jahren ist es ihr Werbewort schlechthin. "Wir provozieren manchmal mit den Kombinationen auch ein bisschen."
Davon können sich Gäste ab Februar überzeugen. Mit einem Menü der Extraklasse wollen sie bei den Kochsternstunden, einem Menü-Wettbewerb unter 32 Gastronomen aus Dresden und Umgebung, die Herzen der Hobby-Gourmets höherschlagen lassen. Vom 2. Februar bis 10. März können Gastro-Fans sich durch die Küchen schlemmen. Ein "Freestyle"-Menü gibt es im "Finesse" - "orientalisch, nostalgisch, französisch, asiatisch, aufgepeppt". Vier Gänge sind für 79 Euro, fünf für 89 Euro zu genießen, mit Weinbegleitung 129 Euro und 139 Euro. Gäste können sich auf ein paar "näckische Sachen" freuen, die recht spektakulär und einfallsreich daherkommen.
Weitere Informationen und die Menüs gibt es unter sächsische.de/kochsternstunden.
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