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Autofreie Zone am Dresdner Altmarkt?

Der Bereich im Stadtzentrum soll für Passanten und Radfahrer sicherer werden. Dabei soll auch die Sanierung des Altmarktes eine Rolle spielen.

Von Nora Domschke
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Auf der Seestraße am Altmarkt dürfen zwar auch Autos fahren - genutzt wird sie aber vor allem von Fußgängern - wie hier an einem verkaufsoffenen Sonntag. Nun soll der Bereich autofrei werden.
Auf der Seestraße am Altmarkt dürfen zwar auch Autos fahren - genutzt wird sie aber vor allem von Fußgängern - wie hier an einem verkaufsoffenen Sonntag. Nun soll der Bereich autofrei werden. © Archiv: Sven Ellger

Dresden. Durch die Altstadt schlendern, shoppen gehen, am Altmarkt ins Restaurant setzen und das Treiben beobachten - all das ist derzeit kaum möglich.

Für die Zeit nach dem Lockdown, wenn Dresdner und Touristen ins Stadtzentrum zurückkehren und die Straßen und Wege voller Passanten sind, soll ein zentraler Bereich im Stadtzentrum autofrei gestaltet werden. Konkret geht es um die Seestraße, die vom Altmarkt zum Dr.-Külz-Ring führt. Sie ist zudem Teil der Verbindung zwischen Hauptbahnhof, Prager Straße und historischer Altstadt.

Dabei ist die Seestraße eine Art Nadelöhr, in der viele Menschen kaum wahrnehmen, dass die Straße auch für Autos freigegeben ist. Die Stadtbezirksbeiräte von CDU, SPD, Grünen und Linken der Dresdner Altstadt fordern nun, dass sich das ändert.

Mit einem gemeinsamen Antrag beauftragen sie die Verwaltung, dass die Seestraße in eine Fußgängerzone mit freigegebenem Radweg umgewandelt wird.

Barrierefrei ohne Bordsteine

Im Bereich des östlichen Ausgangs der Altmarkt-Galerie beginne für viele Einheimische wie auch Touristen das Flanieren in Richtung Kreuzgasse, Kulturpalast und Neumarkt, heißt es im Antrag.

Dabei queren die Passanten die Seestraße, die auch als Radwegeverbindung von der Prager Straße in Richtung Augustusbrücke genutzt wird. "Von motorisierten Fahrzeugen ist sie glücklicherweise wenig frequentiert, sodass schwere Unfälle bisher ausblieben", räumen die Antragsteller ein.

Dennoch soll dieser Bereich als Fußgänger- und Radverkehrszone für Passanten sicherer und attraktiver werden - auch, um Handel und Gastronomie in der Dresdner Innenstadt zu unterstützen.

Die Idee dazu stammt von den beiden Stadtbezirksbeiräten Edwin Seifert (SPD) und Lutz Hoffmann (CDU), die sich über den Bereich unterhalten haben und aus dem Gespräch einen ersten Entwurf erstellt haben.

Damit konnten sie auch die Beiräte der Grünen und Linken überzeugen, die dem Antrag nach kleineren Korrekturen zustimmten. Demnach soll die Stadtverwaltung prüfen, wie die Fußgängerzone samt Radverkehr mit entsprechenden Verkehrsschildern angeordnet werden kann.

Auch Vorschläge liefern die Stadtbezirksbeiräte gleich mit. So könnte im Abschnitt zwischen Kramergasse und Wilsdruffer Straße das Verkehrszeichen Fußgängerzone mit dem Zusatzzeichen "Rad frei" aufgestellt werden.

Der Abschnitt zwischen Kramergasse und Dr.-Külz-Ring soll als "Beginn eines verkehrsberuhigten Bereiches" ausgewiesen werden, so die Idee. Damit soll der Lieferverkehr etwa vom NH-Hotel in Richtung Dr.-Külz-Ring gewährleistet bleiben.

Außerdem soll untersucht werden, ob im Zuge der geplanten Altmarkt-Sanierung die Seestraße und ihre Verlängerung in Richtung Wilsdruffer Straße barrierefrei, das heißt ohne Bordsteine, gestaltet werden kann.

Bis zur Sitzung des Stadtbezirksbeirates Altstadt im Mai dieses Jahres soll die Stadt eine Vorlage erarbeiten, in der alle Punkte berücksichtigt sind, so die Forderung.

"Passanten nehmen Autostraße gar nicht wahr"

In ihrem Antrag verweisen die Stadtbezirksbeiräte darauf, dass die Seestraße im Jahr ohnehin für mehrere Wochen für den Durchgangsverkehr gesperrt wird, etwa, wenn der Striezelmarkt und andere Feste stattfinden.

Lutz Hoffmann würde sich insbesondere darüber freuen, wenn mit der neuen Regelung eine durchgängige Radverbindung von der südlichen Prager Straße bis zur Elbe entstehen würde. Edwin Seifert betont, dass sich Passanten an dieser Stelle ohnehin nicht erschließe, warum die Seestraße eine normale Autostraße ist.

"Jetzt geht es im ersten Schritt darum, den ohnehin geringen Durchgangsverkehr zu bannen und mehr Platz für Fußgänger und Radfahrer zu schaffen." Einzelhandel und Gastronomie bräuchten gerade jetzt mehr von solchen verkehrsberuhigten Arealen, die zum Verweilen und Einkaufen einladen.

Susanne Krause (Grüne) sieht darin einen wichtigen Lückenschluss im Stadtzentrum. "Auf dem Weg zu einer Fußgängerzone vom Albertplatz durch die Innenstadt bis zum Hauptbahnhof ist die Seestraße das letzte größere Teilstück und mit unserem Beschluss gehen wir diesen Schritt." Dieser trage auch zu einer saubereren, ruhigeren und lebenswerteren Stadt bei.

Die Dresdner Stadtbezirke wurden 2019 durch die Einführung der Ortschaftsverfassung auf kommunaler Ebene gestärkt und haben dadurch mehr Kompetenzen. Neben einem Mitspracherecht, welche Gehwege und Straßen bei der Sanierung berücksichtigt werden sollen, verfügt der Stadtbezirksbeirat Altstadt auch über ein Budget von 10 Euro pro Einwohner im Stadtbezirksgebiet.

Diese Mittel wurden neben der Förderungen von Vereinen und Initiativen auch für bauliche Entwicklungen verwendet. So wurde Geld in den Grünen Bogen und das Aufstellen von Bänken und Spielgeräten investiert, aber auch in neue Bäume und Streublumenwiesen.

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