"Wir sind die Brandmauer" in Dresden: Tausende demonstrieren gegen Rechts
Vor den Kommunal- und Europawahlen protestierten am Samstag Tausende Menschen in Dresden gegen Rechtsextremismus. So lief der Demo-Tag - der Newsblog zum Nachlesen.
Demo "Wir sind die Brandmauer" - das Wichtigste in Kürze
Das Aktionsbündnis "Wir sind die Brandmauer Dresden" hat am Samstag zu einer Großdemonstration auf dem Theaterplatz aufgerufen.
Das Motto der Demo lautet "Rechtsextremismus stoppen – Demokratie verteidigen".
Die Demonstration zog auch durch Dresdens Innenstadt.
Musikalisch unterstützt wurde die Demonstration dem Prinzen-Sänger Sebastian Krumbiegel, 01099 und dem Dresdner Indie-Rock Sänger Shelter Boy.
18.19 Uhr: Demo-Tag neigt sich dem Ende
Nach knapp einer halben Stunde endet der Auftritt von 01099. Vor ihrem letzten Song appellieren sie an die Demo-Teilnehmer, am Sonntag wählen zu gehen. Die drei Rapper hätten ihre Briefwahlunterlagen bereits eingereicht.
Das Aktionsbündnis "Wir sind die Brandmauer Dresden" kündigt eine weitere Großdemo am Wochenende vor der Landtagwahl am 1. September an. Danach machen sich viele Demo-Teilnehmer, die den ganzen Nachmittag Teil der Demo waren, wieder auf den Heimweg.
17.53 Uhr: "Dresden ist bunt"
"Wir wissen ganz genau, dass Dresden mehr ist als das, was man draußen oft davon hört", sagt Rapper Zachi nach dem ersten Song. "Wir wissen aber auch, dass es ein Problem ist. Man sollte dagegen kämpfen, dafür sind wir heute alle hier." Man wolle die Demokratie verteidigen. Dann sagt er einen Satz, für den er vom jungen Publikum bejubelt wird: "Dresden ist bunt!"
An der Synagoge wird dafür ein Beispiel gegeben. Hier gibt es inzwischen Gegenprotest gegen die Kundgebung der Freien Sachsen und Querdenker, die ebenfalls durch die Stadt ziehen.
17.44 Uhr Hiphop-Crew 01099 spielt auf dem Theaterplatz
Das Warten hat ein Ende, die drei Rapper von 01099 stürmen die Bühne in Dresden. Sie begrüßen die Menge mit: "Hallo Dresden! Schönes Wetter heute!" Das Publikum ist ziemlich aus dem Häuschen und singt ihre Texte stimmgewaltig mit.
17.41 Uhr: Redebeiträge auf der Bühne
Noch müssen sich die Musikfans gedulden, denn vor dem Auftritt sind weitere Redebeiträge anberaumt. Ein junger Mann vom Verein Campact spricht sich für diese starke Zeichen aus Dresden gegen Rechtsextremismus aus. "Die Demokratie wird durch die AfD und Marine Le Pen in Frankreich angegriffen. Das werden wir nicht dulden."
Währenddessen läuft die Kundgebung von Querdenken und Freien Sachsen weiter über die Albertbrücke. Laut Angaben von Sächsische.de-Reportern vor Ort haben sich hier etwa 500 Teilnehmer angeschlossen. Der Dresdner Querdenker-Chef Marcus Fuchs spricht von 1.100.
17 Uhr: Demo-Zug ist am Pirnaischen Platz angekommen
Der Demo-Zug von "Wir sind die Brandmauer Dresden" hat laut Reportern von Sächsische.de den Pirnaischen Platz erreicht. Von dort aus geht es über die Wilsdruffer Straße zurück zum Theaterplatz.
16.38 Uhr: Zweiter Demo-Zug setzt sich in Bewegung
Die Teilnehmer der Kundgebung auf dem Neumarkt aus dem Querdenker-Spektrum und mit Unterstützung der Freien Sachsen setzt sich ebenfalls in Bewegung. Sie laufen in Richtung Wilsdruffer Straße. Der Demonstrationszug von "Wir sind die Brandmauer Dresden" ist inzwischen an der Carolabrücke angekommen.
16.29 Uhr: Demo-Zug füllt die gesamte Augustusbrücke
Während die ersten Teilnehmer des Demo-Zuges am Ende der Augustusbrücke in Höhe des Goldenen Reiters angekommen sind, ist der Rest noch auf der anderen Elbseite. Der Demonstrationszug füllt damit die gesamte Augustusbrücke. Damit dürften dem Aufruf von "Wir sind die Brandmauer Dresden" deutlich mehr Teilnehmer gefolgt sein als die ursprünglich angepeilten 5.000.
16.03 Uhr: Demo-Zug vom Theaterplatz setzt sich in Bewegung
Die Teilnehmer der Großdemo gegen Rechtsextremismus setzen sich vom Theaterplatz aus in Bewegung. Auf einem Banner des Aktionsbündnisses "Wir sind die Brandmauer" steht: Rechtsextremismus stoppen. Demokratie verteidigen. Diese Wahl entscheidet!" Vom Theaterplatz aus laufen die Teilnehmer auf die Neustädter Seite und anschließend wieder zurück. Gegen 17.30 Uhr wird der Auftritt der Rapcrew 01099 erwartet.
16.02 Uhr: Querdenker und Freie Sachsen auf dem Neumarkt
An diesem Nachmittag plant auch das Querdenker-Spektrum mit Unterstützung der rechtsextremistischen "Freien Sachsen" eine Kundgebung und einen Demonstrationszug durch die Stadt. Die Versammlung auf dem Neumarkt ist gestartet, wie ein Reporter vor Ort berichtet.
16.01 Uhr: Indie-Rock-Sänger Shelter Boy spielt auf der Bühne
Der Dresdner Solokünstler Shelter Boy betritt die Bühne. Er dürfte vor allem dem jungen Publikum bekannt sein. Der Sänger Simon Graupner ist unter dem Namen Shelter Boy zwar solo unterwegs, ist aber auch Teil der Indieband Still Trees.
Nach dem Auftritt von Sebastian Krumbiegel gibt es weitere Redebeiträge auf der Bühne. "Wir Geflüchtete wollen gemeinsames Verständnis wachsen lassen. Wir wollen zusammen Gespräche suchen und gemeinsam gegen Krieg und Ausbeutung kämpfen", sagt Dave vom Sächsischen Flüchtlingsrat. Es sind Sprechchöre zu hören: "Alle zusammen gegen den Faschismus!"
15.27 Uhr: Mehrere Linien der Dresdner Verkehrsbetriebe werden umgeleitet
Aufgrund der Großdemo auf dem Theraterplatz werden die Straßenbahnlinien 4, 8 und 9 in beide Richtungen derzeit umgeleitet. Das teilen die Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB) bei X, ehemals Twitter, mit. In der DVB-App sind die einzelnen Einschränkungen hinterlegt.
15.18 Uhr: Prinzen-Sänger Sebastian Krumbiegel betritt die Bühne
Nach kurzer Anmoderation betritt Sebastian Krumbiegel, Sänger der deutschen Band Die Prinzen, die Bühne auf dem Theaterplatz. "Wir sollten morgen das Kreuz ohne Haken machen und die Demokratie verteidigen", sagt er. Die Menge applaudiert. Drei Lieder lang dürfen sie dem gebürtigen Leipziger nun lauschen.
Der 58-Jährige hat sich schon mehrfach öffentlich gegen Rechtsextremismus geäußert und findet auch in Dresden klare Worte: "Ich will ein Leben lang auf dieser Barrikade stehen für die Demokratie!"
15 Uhr: Großdemo gegen Rechtsextremismus beginnt
Auf der Bühne richtet das Organisationsteam ein paar Worte an die Teilnehmer. Die Großdemo des Aktionsbündnisses "Wir sind die Brandmauer Dresden" beginnt. "Wir sind uns alle einig: Die Demokratie steht unter Beschuss und wir wollen den Rechtsruck aufhalten", sagt eine Moderatorin auf der Bühne.
Auch Johann Casimir Eule, Chefdramaturg und stellvertretender Intendant der Semperoper Dresden, spricht zu den Demo-Teilnehmern. "Wir freuen uns über Demonstrationen für Demokratie mehr als über Pegida-Demos. Der Theaterplatz ist geprägt vom Geist Europas", sagt er. "Nicht Ausgrenzung, sondern Gemeinschaft ist wichtig. Wir müssen im Dialog bleiben und nicht den Hetzern hinterherrennen."
14.53 Uhr: Hunderte Teilnehmer auf dem Theaterplatz
Der Theaterplatz füllt sich knapp 10 Minuten vor Beginn der Großdemo. Mehrere Gruppen haben sich zusammengeschlossen und schlagen gemeinsam auf. Der Prinzen-Sänger Sebastian Krumbiegel war für einen Soundcheck vor Ort. Es werden selbstgebackene Kuchen angeboten. Dort gibt es beispielsweise "Herzwaffeln für die Demokratie".
Bettina Ketzer und Ines Ketzer aus Dresden mischen sich unter die Demo-Teilnehmer. "Morgen sind Wahlen. Ich finde es wichtig, sich gegen Rechts zu positionieren. Die Entwicklung insgesamt macht mir Sorge", sagt Ines Ketzer. Sie ist Grundschullehrerin und arbeitet oft mit Kindern mit Migrationshintergrund. Ihre Begleitung sagt: "Vor den Wahlen wollte ich besonders Gesicht zeigen. Ich sehe Minderheiten gefährdet, wenn Rechte an Macht kommen."
Auch Basti, Kaoru und Philipp sind aus Radeberg angereist, um zu protestieren. "Wir sind da, damit sich die Geschichte nicht wiederholt. Wir wollen zeigen, dass Sachsen nicht Rechts ist."
14.19 Uhr: Organisationsteam ist breit aufgestellt
Zum Organisationsteam der Großdemo auf dem Theaterplatz gehören neben dem Aktionsbündnis "Wir sind die Brandmauer" auch Teilnehmer von Fridays for Future und anderen Organisationen. Das Team sei bunt gemischt - so gibt es einige 16-jährige Helfer, aber auch Senioren. Insgesamt 5.000 Teilnehmer wurden angemeldet. "Wir schauen mal, was da geht", heißt es vom Organisationsteam.
"Wir haben uns diesen Tag herausgesucht, um ein Zeichen für Demokratie zu setzen", sagt ein junger Mann vom Organisationsteam zu Sächsische.de-Reportern vor Ort. Man wolle die Menschen aufrufen, zur Wahl zu gehen und demokratische Parteien zu wählen. "Wir sehen die Gefahr, dass die AfD stärkste Kraft wird. Dem müssen wir etwas entgegen setzen."
Samstag, 8. Juni, 13.50 Uhr: Verkehrseinschränkungen rund um die Innenstadt
Die Veranstaltungen in der Innenstadt werden erhebliche Verkehrseinschränkungen mit sich bringen. Darauf weißt die Polizei bei X, früher Twitter, mit. Den Fokus des Einsatz bilde unter anderem die Demo gegen Rechts unter dem Motto "Wir sind die Brandmauer". Währenddessen trudeln eine Stunde vor Beginn die ersten Personen auf dem Theaterplatz ein.
Hintergründe zur Demo "Wir sind die Brandmauer" in Dresden
Mehrere Akteure in der Stadt haben dazu aufgerufen, sich an der Demo zu beteiligen und das Konzert zu besuchen. So sagt etwa Maria Noth, Geschäftsführerin der Stiftung Frauenkirche: "Als Stiftung Frauenkirche Dresden rufen wir alle, denen Demokratie, Respekt, Vielfalt und Gleichberechtigung wichtig sind, auf, aktiv und beherzt diese Grundwerte zu verteidigen: Zeigen wir Haltung! Engagieren wir uns! Treten wir bei den Europa- und Kommunalwahlen und hier im Herzen Europas ein für einen weltoffenen Freistaat Sachsen, ein demokratisches Deutschland und ein vereintes Europa!"
Außerdem ist - anlässlich der 65-jährigen Jubiläen der Städtepartnerschaften Dresdens mit Coventry und Breslau - ein Europakonzert unter dem Motto "Verleih uns Frieden" geplant. Das Konzert findet im Hauptraum der Frauenkirche Dresden statt. Einlass ist ab 19 Uhr über den Eingang D, das Konzert beginnt um 19.30 Uhr. Der Eintritt ist frei.
Mit dem Friedenskonzert feiere man am Vorabend der Europawahlen das Jubiläum der Partnerschaften von drei europäischen Städten, sagt Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP). "Musik verbindet! In diesem Sinne wollen wir mit den Mitteln der Musik ein Zeichen für Verständigung und Frieden setzen, gerade angesichts des russischen Angriffskrieges in der Ukraine und des Terrors in Israel und Gaza."
Johann Casimir Eule, Chefdramaturg und stellvertretender Intendant der Semperoper Dresden, ruft die Menschen dazu auf, wählen zu gehen: "An der Semperoper arbeiten über 750 Menschen aus über 30 Nationen. Wir stehen für Freiheit, Toleranz und Vielfalt – Werte, ohne die Kunst und Exzellenz nicht möglich wären." Er rufe deshalb dazu auf, "Vielfalt und Lebendigkeit durch die Teilnahme an den Wahlen zu stärken".
"Bei diesen Wahlen geht es um alles, um die Demokratie, das Klima und unsere Zukunft", sagt Ella Rox von Fridays for Future Dresden. "Das größte Geschenk, das wir den Faschisten machen könnten, wäre an diesem Wochenende zu Hause zu bleiben. Dieses Wochenende braucht es uns alle: am Samstag auf den Straßen und am Sonntag an der Urne."
Am Samstag plant jedoch auch das Querdenker-Spektrum mit Unterstützung der rechtsextremistischen "Freien Sachsen" eine Kundgebung und einen Demonstrationszug durch die Stadt. Hier ist um 16 Uhr auf dem Neumarkt eine Versammlung angemeldet.