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Mehr Räder, weniger Autos: Dresdner ADFC fordert Fahrradstraße für Löbtau

Der Fahrradclub ADFC fordert eine neue Radvorrangroute, die von Gorbitz über Löbtau zum Dreikaiserhof in Dresden führt. Wie sich die Radfahrerinnen und Radfahrer das vorstellen.

Von Theresa Hellwig
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Kristina Hoffmann und Markus Leibenath von der ADFC Stadtteilgruppe Löbtau/Dresdner Westen fordern eine weitere Fahrradstraße für Dresden. Bei einem Spaziergang haben sie die Idee Anwohnerinnen und Anwohnern vorgestellt.
Kristina Hoffmann und Markus Leibenath von der ADFC Stadtteilgruppe Löbtau/Dresdner Westen fordern eine weitere Fahrradstraße für Dresden. Bei einem Spaziergang haben sie die Idee Anwohnerinnen und Anwohnern vorgestellt. © Christian Juppe

Dresden. Die Autos im Kreuzungsbereich müssen weg, Parken nur noch ein- statt beidseitig, Tempo 30 soll gelten: Die Löbtauer Ortsgruppe des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) fordert eine neue Fahrradstraße für Dresden. Führen soll diese vom Dreikaiserhof an der Zentralhaltestelle Tharandter Straße zum Conertplatz in Löbtau.

Am Sonntag riefen die Interessensvertreter vieler Dresdner Radfahrer und -fahrerinnen deshalb zu einem gemeinsamen Spaziergang durch das Viertel auf, um sich zusammen Problemstellen anzusehen. Mehr als 40 Dresdnerinnen und Dresdner liefen mit.

Straßen in Löbtau zugeparkt: Gefahr für Radfahrer und Fußgänger

"Auf der Strecke sind morgens viele Schulkinder unterwegs", sagt Markus Leibenath vom ADFC. An vielen Straßenecken sei es unübersichtlich, weil die Autos im Kurvenbereich parken. Auch die Straßen an sich seien zugeparkt - und dadurch sehr eng. In der Straße Altlöbtau und in der Hermsdorfer Straße, zum Beispiel, zeige sich das ganz deutlich. "In der Woche kommt man hier als Fahrradfahrer kaum durch", sagt Markus Leibenath. "Autofahrer haben keinen Platz, um zu überholen - und drängeln dann."

Aber auch für spielende Kinder oder für Fußgänger, die zwischen den Autos über die Straße laufen wollen und durch die Fahrzeuge wenig sehen, sei die Situation gefährlich. Verbessern würde das eine Radvorrangroute wie die Radroute Ost, die derzeit in der Stadt eingerichtet wird, ist der ADFC überzeugt.

Etwa 1.000 Flyer hat der Fahrradclub deshalb im Viertel verteilt, um zu dem Spaziergang einzuladen. "In einer Fahrradstraße haben Radfahrer Vorrang", erklärt Kristina Hoffmann vom ADFC am Sonntag den Teilnehmerinnen und Teilnehmern. "Dort dürfen sie nebeneinander fahren - und Autofahrer müssen in der Geschwindigkeit der Radfahrer fahren." Maximal gelte Tempo 30, informiert sie die Gruppe über die Idee.

Dresden greift die Idee im Verkehrskonzept für Löbtau auf

Gemeinsam schaut sich die Gruppe die Kreuzungsbereiche an, tauscht sich über Ideen aus, misst die Straßenbreite. Das Ergebnis: Parken in beide Fahrtrichtungen Autos, bleibt in der Mitte tatsächlich nicht viel Platz.

Ein Teilnehmer wünscht sich, den Verkehr nur noch für Anwohnerinnen und Anwohner freizugeben. Eine andere träumt von einer Einbahnstraße. Poller könnten Schleichverkehr verhindern, findet die nächste Person. Und: Die Ampel, die über die Rudolf-Renner-Straße führt, müsste automatisch angefordert werden. Hier müssen Radfahrende sonst einen Umweg in Kauf nehmen.

Aber auch kritische Teilnehmer gegenüber der Idee einer Fahrradstraße gibt es: "Und die Radfahrer mähen dann die Fußgänger um?", wettert ein Mann lautstark. "Wo sollen die Leute denn dann hin mit ihren Autos?", ärgert sich ein anderer. Sie bekommen Gegenrede aus der Gruppe: "Warum glauben Autofahrer, einen Rechtsanspruch auf einen Parkplatz im öffentlichen Raum zu haben?", kontert etwa ein älterer Herr.

Wie die Stadt Dresden zu den Forderungen steht

Eine weitere Fahrradstraße für Dresden in Löbtau: Wie steht die Stadtverwaltung dazu? Tatsächlich ist eine Radvorrangroute von Gorbitz über Löbtau in die Innenstadt aber eine Möglichkeit für die Stadt; zumindest laut dem neuen Verkehrskonzept für Löbtau. Laut dem Konzept ist die Einrichtung einer Fahrradstraße technisch "möglich", bedeute allerdings einen erheblichen Eingriff in den ruhenden Verkehr. 95 Stellplätze im öffentlichen Raum müssten wegfallen, heißt es in dem Papier.

Schnell passieren wird hier allerdings nichts: Laut dem Konzept sieht die Stadt die Aufwertung der Strecke zur Radvorrangroute nur als mittel- bis langfristiges Ziel. Es sind noch weitere Untersuchungen notwendig.

Die Stadt erklärt zudem auf Nachfrage, sich gerade nicht weiter mit dem Projekt zu befassen. Zwar taucht es im Löbtauer Verkehrskonzept auf - nicht aber in dem Konzept für die ganze Stadt Dresden. "Es sind im betreffenden Gebiet keine Unfallhäufungsstellen vorhanden", berichtet die Verwaltung. "Perspektivisches Ziel ist es, die Radroute an einigen Problemstellen in der Befahrbarkeit zu verbessern", sagt Stadtsprecher Alexander Buchmann. Gemeint sei die Verbesserung des Straßenbelags und der Breite.

Derzeit liege die Priorität in Bezug auf Radrouten auf den Radvorrangrouten Ost, Nord und Süd. Also: Auf der Route durch Striesen, der in Richtung Klotzsche und der über die Hohe Straße.