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Neue Dresdner Radrouten: Wo 2023 gebaut wird und warum 140 Parkplätze entfallen

Im Sommer beginnen an der Dresdner Comeniusstraße die Arbeiten für die Erweiterung der Radroute Ost. Wie viele Parkplätze wann entfallen - und welche Radroute danach entsteht.

Von Dirk Hein
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An der Comeniusstraße unweit des Straßburger Platzes werden Parkplätze entfallen, damit die Radroute Ost wachsen kann.
An der Comeniusstraße unweit des Straßburger Platzes werden Parkplätze entfallen, damit die Radroute Ost wachsen kann. © Marion Doering

Dresden. In der Landeshauptstadt sollen in alle Himmelsrichtungen sichere, große und leistungsfähige Radrouten gebaut werden. Diese Radrouten entstehen dabei meist als kilometerlange Aneinanderreihungen von Fahrradstraßen, auf denen Radfahrende besondere Rechte haben - Autofahrer im Gegenzug besonders viel Rücksicht nehmen müssen.

Ende 2023 soll die Radroute Ost größtenteils fertigstellt werden. 2024 will die Stadt das nächste umstrittene Großprojekt angehen.

Baustart im Sommer

Die Radroute Ost soll, beginnend im Stadtzentrum am Pirnaischen Platz, in den Dresdner Osten führen und so zur sicheren und schnellen Verbindung zwischen der Innenstadt und den Stadtteilen Johannstadt, Striesen, Blasewitz und Tolkewitz werden. Der Mittelabschnitt zwischen Henzestraße und Altenberger Straße wurde im Sommer 2022 eingeweiht.

Im Sommer 2023 erweitert das Rathaus die Radroute Ost um einen wichtigen Teilabschnitt: Die Comeniusstraße wird im Bereich zwischen Henzestraße und Straßburger Platz zur Fahrradstraße. Die Bauarbeiten dazu beginnen laut Simone Prüfer, Amtsleiterin des Straßen- und Tiefbauamtes, bereits im Juli.

In diesem Zeitraum konzentrieren sich die Arbeiten auf die Umgestaltung der Kreuzungsbereiche der Comeniusstraße mit der Wintergartenstraße, der Hähnelstraße, der Reißigerstraße und Schumannstraße. Konkret werden die Straßen in diesen Bereichen enger und die Gehwege breiter gebaut. Der engere Querschnitt hilft in erster Linie Fußgängern, die leichter queren können. Dresden investiert allein dafür 470.000 Euro.

Im Oktober will die Stadt dann durch neue Markierungen, durch das Aufstellen von Verkehrsschildern und den Wegfall von Parkplätzen die eigentliche Fahrradstraße anlegen.

Warum 14o Stellplätze wegfallen

Weil entlang einer Fahrradstraße, wenn überhaupt, nur parallel zur Fahrbahn geparkt werden soll, werden alleine auf dem Abschnitt an der Comeniusstraße 140 Stellflächen für Autos nicht mehr zur Verfügung stehen. Vor Ort ist das hochumstritten. Die Straße ist geprägt von bis zu elfgeschossigen Hochhäusern. Die Parkraumanalyse der Stadt hat für die komplette Straße eine Auslastung der Stellflächen von über 90 Prozent ergeben.

Die Radroute Ost in Dresden: Stadtweit soll das System der Fahrradstraßen in alle Himmelsrichtungen ausgeweitet werden.
Die Radroute Ost in Dresden: Stadtweit soll das System der Fahrradstraßen in alle Himmelsrichtungen ausgeweitet werden. © René Meinig

Dennoch werden von aktuell 390 verfügbaren Stellflächen 140 Plätze wegfallen. Laut Rathaus können zur Kompensation freie Stellplätze im Umfeld von etwa 300 Metern genutzt werden. Zum Vergleich: Wer zwischen 300 und 500 Meter zur nächsten Haltestelle laufen muss, gilt laut Dresdner Rathaus als gut erschlossen im ÖPNV.

Konkret entstehen 50 neue Plätze an der Hähnelstraße, indem dort zukünftig rechtwinklig geparkt werden kann. 90 Plätze können laut Stadt genutzt werden, weil der Parkdruck vor allem an der Canalettostraße geringer sei und dort noch Platz zum Parken wäre.

Eine erste Informationsveranstaltung zur Radroute Ost hat für den gesamten Abschnitt bereits im Juli 2022 stattgefunden. Laut Rathaus sind "weitere Presse- und Bürgerinformationen, einschließlich einer weiteren Informationsveranstaltung Ende Juni" geplant. So sollen vor allem Anwohner der Comeniusstraße nochmals informiert werden, bevor ihre Parkplätze wegfallen.

2024 startet die Radroute Süd

Neben der Radroute Ost, die Ende 2023 in großen Teilen fertig sein wird, soll eine weitere Radroute Süd ab 2024 vom neuen Fahrradparkhaus am Hauptbahnhof schrittweise über die Südvorstadt nach Plauen geführt werden. Radfahrer werden dabei hoch zur Budapester Straße, über die Brücke Budapester Straße und anschließend über die Wielandstraße auf die Hohe Straße geführt. Eine neue Radfahrbrücke über die Gleise mit einem direkten Anschluss zwischen Fahrradparkhaus und Hoher Straße wurde laut Baubürgermeister Stephan Kühn (Grüne) geprüft, allerdings als unrealistisch verworfen.

Die Hohe Straße soll dann womöglich auf der kompletten Länge zur Fahrradstraße werden. An der Kreuzung mit der Nürnberger Straße wird eine neue Ampelanlage den Verkehr regeln. Die Planungen entlang der Trasse sind laut Simone Prüfer noch nicht abgeschlossen. "Daher kann derzeit noch keine Aussage zu den zukünftigen Parkmöglichkeiten auf der Fahrbahn getroffen werden." Aktuell kann auf beiden Seiten der Straße parallel zur Fahrbahn geparkt werden. Zukünftig wird das wohl nur noch auf einer Seite möglich sein.

Viele Radfahrer und der ADFC loben die neuen Radrouten. Kritik gibt es von Anwohnern und Gewerbetreibenden, die auf Parkplätze verzichten müssen. Entlang der bereits gebauten Radroute Ost hat die Stadt innerhalb weniger Monate über 360 Knöllchen an Falschparker ausgestellt. "Dies ist eine Politik gegen den Bürger. Dresden ordnet der grünen Radfahrlobby alles unter", kritisiert FDP-Stadtrat Holger Zastrow.

Die Vorplanung für die Radroute Nord nach Klotzsche läuft ebenfalls. Dabei wird eine Radverkehrsachse parallel zur Königsbrücker Landstraße entstehen. Die Kieler Straße und die Alexander-Herzen-Straße sollen ebenfalls als Fahrradstraßen eingebunden werden. Die Umsetzung soll 2025 beginnen. Konkrete Pläne für die Radroute West gibt es noch nicht.