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"Ich muss für Monate aufhören": Dresdner Stadtrat Frank Hannig zieht sich zurück

"Einige Monate" will sich der umstrittene Ex-Anwalt und Stadtrat Frank Hannig zurückziehen. Ein denkbarer Hintergrund: Ein Fraktionsausschluss steht womöglich bevor.

Von Dirk Hein
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Der Dresdner Stadtrat Frank Hannig (Freie Wähler/Freie Bürger) will sich über Monate zurückziehen.
Der Dresdner Stadtrat Frank Hannig (Freie Wähler/Freie Bürger) will sich über Monate zurückziehen. © René Meinig

Dresden. Die Ereignisse um Stadtrat Frank Hannig überschlagen sich. Seit Anfang November 2022 ist bekannt, dass Hannig kein Anwalt mehr ist. Er hatte seine Anwaltszulassung zurückgegeben. Er müsse kürzertreten, sagte er gegenüber Sächsische.de. Einem Prozess um Menschenhandel und Zwangsprostitution vor dem Landgericht Dresden war er einfach ferngeblieben.

Sein Geld werde er als Influencer verdienen. Er plane auch, ein Buch über kuriose Strafverfahren zu schreiben, die er selbst erlebt habe, darunter etwa den Prozess um den Mord am Kassler Regierungspräsidenten Walter Lübcke. Hannig hatte dessen Mörder vertreten, war aber abberufen worden.

Seit Ende Dezember ist zudem klar, dass Hannig pleite ist. Der 52-Jährige hat damit keinen Zugriff mehr auf sein Vermögen. Er darf auch keine Rechnungen mehr einfordern oder Zahlungen entgegennehmen. Das obliegt fortan allein dem vom Gericht eingesetzten Insolvenzverwalter, einem anderen Dresdner Rechtsanwalt.

Jetzt meldete sich Hannig erneut per Homepage und Videobotschaft zu Wort. Thema ist dabei vor allem seine Arbeit als Stadtrat und Fraktionsmitglied der Freien Wähler/Freien Bürger. Hannig sei "weiterhin angeschlagen" und habe OB Dirk Hilbert über eine mehrwöchige Rekonvaleszenz unterrichtet. Auf "Betreiben seiner Ärzte" werde er sich etwa "zehn bis zwölf Wochen zur Gesundung aus allen Aktivitäten des Stadtrates zurückziehen." Anschließend will er weiter als Stadtrat arbeiten: "Ich hoffe danach wieder mit aller Kraft für die Bürger der Landeshauptstadt da sein zu können."

Hannig kritisiert seine eigene Fraktion

In dem Video kritisiert er auch seine Fraktion. Lediglich "Teile" seiner Fraktion würden ihn unterstützen. "Teilweise läuft es nicht so, dass man auch in schlechten Zeiten zueinander steht."

Die Freien Wähler äußern sich zurückhaltend. Fraktionschef Jens Genschmar: "Wir haben das Video zur Kenntnis genommen. Es wird zum Thema Frank Hannig eine Fraktionssitzung geben. Diese ist aber keine Reaktion auf das Video, sondern war bereits vorher geplant."

Im Rathaus rechnen viele mit einem Ausschluss Hannigs aus der Fraktion. Seit Wochen ist bekannt, das man dort mit seiner Arbeit unzufrieden ist. Hannigs Anwesenheit in verschiedenen Pflicht-Sitzungen soll bereits überprüft worden sein. Hannig selbst war für Nachfragen nicht zu erreichen.

Der krankheitsbedingte Ausfall von Frank Hannig hat auch Auswirkungen auf die engen Mehrheitsverhältnisse im Stadtrat. Grüne, Linke, SPD und Dissidenten kommen zusammen auf 35 Stimmen. So viele haben auch AfD, CDU, Freie Wähler/Freie Bürger und FDP zusammen. Sind alle Räte anwesend, war bisher das Votum von OB Dirk Hilbert (FDP) ausschlaggebend. Durch das jetzt angekündigte andauernde Fehlen von Frank Hannig verschiebt sich die Mehrheit im Rat leicht zugunsten von Grünen, Linke, SPD und Dissidenten.