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Mahnmal für den 13. Februar: So hat Dresden die Inschrift auf dem Altmarkt verändert

Dresden hat das Mahnmal für den 13. Februar auf dem Altmarkt entfernt. Zudem wurde der Erinnerungstext der Stele geändert. Das wurde ergänzt und so reagiert die Politik.

Von Dirk Hein
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Im Februar 2021 legte Dirk Hilbert (M., FDP) auf dem Altmarkt Blumen nieder. Links im Bild die Stele, um die es jetzt Streit gibt.
Im Februar 2021 legte Dirk Hilbert (M., FDP) auf dem Altmarkt Blumen nieder. Links im Bild die Stele, um die es jetzt Streit gibt. © Sven Ellger (Archiv)

Dresden. Auf dem Altmarkt gedenkt Dresden den Bombenangriffen auf die Landeshauptstadt auf unterschiedliche Art. Viele Jahre war in die Sandsteinwand des Tiefgaragen-Eingangs eine Gedenk-Inschrift eingearbeitet. Im Pflaster des Marktes findet sich eine eingelassene Metallspur des Künstlers Einhart Grotegut aus dem Jahr 2005 samt Inschrift. Weiterhin sollte eine Stele den Gedenkort erklären und einordnen. Ein Denkmal, die Gedenk-Inschrift, wurde nun zerstört, die Stele verändert. Die Aufarbeitung, was genau passiert ist, dauert weiter an.

So wurde der Stelen-Text auf dem Altmarkt verändert

Seit Anfang 2020 erklärt eine Inschrift auf dem Altmarkt die oft als unwürdig kritisierte Gedenksituation auf dem Platz. "Nach intensiver Abstimmung mit sämtlichen Fachämtern wurde die Stele im Kontext des 75. Jahrestages errichtet. Am 11. Oktober 2023 wurde die Stele beschädigt. Bei der notwendigen Ersatzbeschaffung wurden daran mehrere Änderungen vorgenommen", sagt dazu das Presseamt der Stadt.

Der Grund dafür war laut Rathaus unter anderem "die unnötige Thematisierung der politischen Instrumentalisierung im vorherigen Text. Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch entwarf daraufhin in Absprache mit dem Amt für Kultur und Denkmalschutz die neue Version."

So wurde unter anderem "Aufgrund der heterogenen und ambivalenten Quellenlage mit entsprechenden Vakanzen in den Zeitangaben zur Dauer der Leichenverbrennungen auf dem Altmarkt entschieden, auf eine konkrete Tagesnennung zu verzichten". Stattdessen wird in der Inschrift nun auf den Zeitraum von Februar bis März 1945 verwiesen.

In der neuen Text-Variante taucht erstmals die Zahl der 25.000 Toten auf, die bei den Bombenangriffen auf Dresden starben. Diese Aussage war lange umstritten. 2010 kam eine Historikerkommission unter Mitwirkung von Zeitzeugen nach Auswertung aller Dokumente wie etwa Friedhofsbücher, Bestattungslisten und Opferfunden beim Wiederaufbau Dresdens auf diese Zahl. In der DDR hatte sich die Zahl von 35.000 etabliert.

Ebenfalls geändert: Im alten Stelen-Text steht: "Heute erinnern wir uns in Trauer der Toten von damals." Im neuen Text wird der "Opfer der Bombardierung infolge des von Deutschland begonnenen Zweiten Weltkrieges und der Millionen Toten der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft gedacht."

Dresden trägt Kosten für die Entfernung des Denkmals

Neben dem Streit um den Stelen-Text arbeitet die Stadt noch immer die Entfernung des Denkmals auf. Die Verwaltung legt Wert darauf, dass 2018 ein Workshop der AG 13. Februar zu dem Ergebnis kam, dass die Bank und deren geschichtspolitische Inschrift "keine geeignete Form für die Erinnerungsstelle" sind. 2019 habe der Stadtrat die Umgestaltung "beauftragt". Tatsächlich findet sich dazu, als achter Unterpunkt des ersten von mehreren Beschlüssen zur Sanierung des Altmarktes, im Ratsbeschluss folgender Absatz.

OB Dirk Hilbert wurde beauftragt "die Erinnerungsstelle an den 13. Februar 1945 baulich so zu gestalten, dass die Spannung zwischen historischem Erinnern und der wirtschaftlichen Nutzung des Platzes in ein sensibles Verhältnis gebracht wird". Dazu solle "ein Beteiligungsverfahren auf der Basis der Vorschläge des Expertenworkshops" durchgeführt werden und Geld in den Haushalt eingestellt werden.

Das Rathaus leitet daraus nun den Auftrag ab, das Denkmal zu entfernen. Laut Pressestelle wurde in einem Vertrag zwischen der Landeshauptstadt Dresden und dem Parkhaus-Betreiber Ende 2022 die Entfernung der Inschrift im Zuge der Altmarkt-Sanierung vereinbart. "Die Kosten trägt die Landeshauptstadt Dresden. Die genaue Höhe ist noch unklar."

So sah das Denkmal auf dem Altmarkt in Dresden vor seiner Zerstörung aus.
So sah das Denkmal auf dem Altmarkt in Dresden vor seiner Zerstörung aus. © Steffen Füssel (Archivfoto)

Denkmal-Streit wird zum Thema im Rat in Dresden

"Ohne Information an die Öffentlichkeit oder den Stadtrat und vorbei an allen Akteuren der Stadtgesellschaft wurden Tatsachen geschaffen und einer der wichtigsten Erinnerungsorte in der Stadt umgestaltet", sagt FDP-Stadtrat Holger Hase. Seine Fraktion hat zu dem Thema daher jetzt eine aktuelle Stunde im Stadtrat beantragt. Die CDU-Fraktion hat die Stadt aufgefordert, dass auf der Stele zunächst wieder der Text aufgebracht wird, der bisher an der Rückseite der Bank angebracht war. Sollte dies nicht geschehen, soll darüber ebenfalls im Rat abgestimmt werden.

Die AfD im Stadtrat hat bereits einen Eilantrag eingebracht, der spätestens im Februar im Rat behandelt werden muss. Die Fraktion will so erreichen, dass die "auf dem Bauwerk der Tiefgarage entfernte Gravur in der Lehne der Sitzbank unverzüglich wiederhergestellt wird". Laut Fraktionschef Thomas Ladzinski sei es auch vorstellbar, dass der Text nicht auf der Bank, dafür aber auf der Stele angebracht wird.

Zudem soll ein Ideenwettbewerb für ein würdiges Gedenken auf dem Altmarkt begonnen werden. Die Ergebnisse sollen danach im Rat beschlossen werden.