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Günstige Wohnungen in Dresden: "Es ist nicht immer besser, wenn die Stadt es macht"

Dresden will bis zu 3.000 Vonovia-Wohnungen kaufen und in den Bestand der kommunalen "WID" überführen. Nicht jeder ist damit glücklich. Jetzt gibt es einen Änderungsvorschlag.

Von Dirk Hein
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Vonovia will 3.000 ihrer Dresdner Wohnungen an die Stadt verkaufen.
Vonovia will 3.000 ihrer Dresdner Wohnungen an die Stadt verkaufen. © Christian Juppe (Symbolbild)

Dresden. Um den Wohnungsbestand der kommunalen "Wohnen in Dresden" (WID) aufzubauen und so bezahlbaren Wohnraum anbieten zu können, will Dresden bis zu 3.000 ehemalige Woba-Wohnungen vom Konzern Vonovia zurückkaufen. Den Stein ins Rollen gebracht hatte die Dissidenten-Fraktion mit ihrem allerersten Antrag 2021. Diese Fraktion ist es auch, die nun einen neuen Vorschlag zum Rückkauf unterbreitet.

Die Gespräche zwischen Vonovia und der Stadt sollen sich mittlerweile auf der Zielgeraden befinden, verbindliche Ergebnisse liegen aber noch nicht vor. Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) und eine Mehrheit im Rat wollen die Wohnungen komplett in den Bestand der kommunalen Wohnungsbaugesellschaft "Wohnen in Dresden" (WID) überführen.

Die WID wurde 2017 neu gegründet und kommt aus eigener Kraft im Jahr 2026 auf maximal 1.317 Wohnungen. Sehr wahrscheinlich werden weniger Wohnungen fertig, da aktuell ein Baustopp verhängt wurde. Um das Ziel eines eigenen Bestandes von 5.000 Wohnungen überhaupt erreichen zu können, plant Dresden daher am Rückkauf der Vonovia-Wohnungen.

Die Dissidenten im Stadtrat wollen jetzt aber nicht mehr alle Wohnungen der WID zusprechen. Stattdessen sollen mindesten 100 Wohnungen aus dem Paket ausgeklammert werden.

"Mietshäuser Syndikat" und "Woge"

Diese Wohnungen sollen dann an kleine und neu gegründete Wohnungsgenossenschaften, an Baugemeinschaften oder an alternative Wohnformen wie zum Beispiel das "Mietshaus Syndikate" verkauft werden. Wichtigste Bedingungen dabei: Die Stadt gibt die Wohnungen im Erbbaurecht ab, sie bleibt aber weiter Eigentümerin der Grundstücke. Durch Verträge soll zudem ein Weiterverkauf der Wohnungen ausgeschlossen werden.

"Der geplante Ankauf der Vonovia-Wohnungen sollte genutzt werden, um möglichst vielen Dresdnerinnen und Dresdnern eine dauerhaft günstige Miete zu ermöglichen", sagt Dissident Michael Schmelich. "Es ist nicht immer besser, wenn dies ausschließlich die Stadt macht, es gib keinen Grund, warum nur die WID kaufen sollte", so Schmelich weiter.

Denkbar ist laut Schmelich zum Beispiel, dass das "Mietshäuser Syndikat" weitere als die bisher sieben Häuser in Dresden übernimmt. Die Organisation versucht, Ziele der Hausbesetzer-Szene in der Realität zu verankern, und ermöglicht den gemeinschaftlichen und nicht-kommerziellen Erwerb einer Immobilie. Entscheidungen wie Wohnungsvergabe, Gestaltung, Finanzierung und Miethöhe obliegen im Rahmen der Wirtschaftlichkeit den dort lebenden Menschen.

Neue Pläne um "Häuser der Spekulation zu entziehen"

Denkbar ist laut Schmelich auch, das neue und kleinere Genossenschaften wie die Dresdner "Woge" die Vonovia-Wohnungen in Erbpacht übernehmen dürfen. Die "Woge" sieht sich als besonders solidarische Genossenschaft und will wachsen, um so "möglichst viele Häuser der Spekulation zu entziehen".

Beide Projekte haben dabei das gleiche Problem: Häuser für die eigenen Ideen zu finden. Vor allem die Stadt verkauft oder hat kaum noch eigene Grundstücke, die dafür zur Verfügung stehen könnten.

Eine Zustimmung im Stadtrat für die Pläne der Dissidenten ist jedoch eher unwahrscheinlich. Schmelich wirbt dennoch um Zustimmung. "Wir wollen mit anderen Fraktionen in die Diskussion kommen, wir sind offen für weitere Aspekte."