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Hofewiesen-Wirt Holger Zastrow soll Winter-Event auf dem Dresdner Altmarkt übernehmen

Seit 2014 findet der Dresdner Winterzauber auf dem Altmarkt statt. Für 2024 wurde neu ausgeschrieben. Den Zuschlag soll die Firma von Holger Zastrow erhalten. Doch es gibt Ärger.

Von Dirk Hein
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Will als Marktbetreiber auf den Altmarkt: Stadtrat Holger Zastrow.
Will als Marktbetreiber auf den Altmarkt: Stadtrat Holger Zastrow. © Marion Doering

Dresden. Aus dem "Dresdner Winterzauber" soll der "Dresdner Wintermarkt" werden. Mit einem neuen Konzept, mehr Handel, neuen Schaustellern und neuen Attraktionen hat sich die Firma Plan de Saxe von FDP-Stadtrat Holger Zastrow und Gastronom Matteo Böhme im Wettbewerb um die begehrte, gerade erst mit hohem Aufwand sanierte, Innenstadt-Fläche gegen den bisherigen Betreiber durchgesetzt. Doch der Wirtschaftsförderungsausschuss verweigerte die Zustimmung. Jetzt kommt es zum Showdown im Rat.

"Wintermarkt" statt "Winterzauber"

Seit 2014 darf die Arnold Bergmann Eventgastronomie den "Dresdner Winterzauber" auf dem Altmarkt umsetzen. Das Konzept war damals ins Leben gerufen worden, um den Altmarkt noch stärker mit Leben zu füllen. Regelmäßig schreibt die Stadt solche Veranstaltungen im Anschluss neu aus, damit auch andere Händler mitbieten können. In den letzten Monaten wurde im Rathaus die Vergabe einer "Dienstleistungskonzession für die Organisation und Durchführung eines Winterevents auf dem Dresdner Altmarkt" für die Zeit von 2024 bis 2028 durchgeführt.

Neben Eventgastronom Arnold Bergmann hatte sich aktuell auch die Firma von Holger Zastrow und Matteo Böhme beworben. Die beiden zusammen organisieren bereits den Weihnachtsmarkt auf der Hauptstraße und den Pirnaer Weihnachtsmarkt. Holger Zastrow hatte in den Jahren zuvor auch die optische Neugestaltung des Striezelmarktes übernommen.

Die Konzepte beider Anbieter hat die Stadt in den vergangenen Wochen bewertet. Der bisherige Anbieter konnte knapp die erforderliche Mindestpunktzahl von 175 erreichen. Das Angebot der Plan de Saxe GmbH lag acht Punkte über dem des Mitbewerbers. Aus Sicht der Stadt hat der Wintermarkt ein "überzeugendes und umfassendes Gesamtkonzept" geboten.

Was sich am Neumarkt ändern soll

Zum einen wird, wie von der Stadt gefordert, der Winteraspekt stark im Zentrum bleiben. Zastrow und Böhme planen einen Familienbereich mit Eisrutsche und eine größere Eisbahn als bisher samt angeschlossenem befahrbaren Eiskanal. "Der gesamte Altmarkt wird von uns gestaltet", sagt dazu Holger Zastrow.

Neben den winterlichen Aspekten sollen historisch anmutende Schausteller-Attraktionen den Markt bereichern, ein Karussell ist geplant. Zudem sollen mehr Händler als bisher für einen echten Markt sorgen.

In Bezug auf Nachhaltigkeit ist der jährlich zunehmende Einsatz von Solarenergie beim Betrieb der Eisbahn geplant. Hierbei sind anfangs Solarpanels auf den Servicecontainern angedacht, welche fortlaufend durch zusätzliche Komponenten zum Beispiel an den Eisbahn-Banden ergänzt werden.

Zastrow will die Weihnachtsbäume seines Pirnaer Weihnachtsmarktes auf dem Altmarkt als winterliches Grün nachnutzen. Stimmt die Stadt zu, soll auch die Striezelmarkt-Tanne länger stehen bleiben und bis Mariä Lichtmess leuchten dürfen.

Warum der Rat bisher nicht zugestimmt hat

Der Plan der Stadt sah eigentlich vor, dass die Vergabe im dafür zuständigen Wirtschaftsförderungsausschuss beschlossen wird. Die Räte dort dürfen nur unter sehr strengen Vorgaben dem Vergabevorschlag der Verwaltung widersprechen. Erlaubt ist dies nur, wenn Zweifel an der Rechtmäßigkeit des Verfahrens bestehen. Zuletzt hatte sich der Ausschuss unter derselben Maßgabe dazu entschlossen, den Hüttenzauber vom Postplatz zu verbannen. Einige Räte hatten großen Zweifel daran, dass die Stadt mit dem finnischen Winterdorf den besseren Anbieter ausgewählt hatte, wollten aber keinen rechtswidrigen Beschluss fassen.

Auf Antrag der Linken stimmte der Ausschuss über den Wintermarkt jedoch nicht ab. Stattdessen wurde beschlossen, dass sich der Stadtrat mit dem Thema beschäftigen muss. Das kann eine Minderheit im Ausschuss so beschließen. "In der von der Stadtverwaltung vorgenommenen Bewertung liegen die Bieter sehr eng beieinander. Daher ist hier eine sorgfältige Prüfung der Vorlage erforderlich. Anderenfalls besteht die Gefahr einer Anfechtung der Vergabeentscheidung durch unterlegene Bieter", begründet Linke-Chef André Schollbach seinen Antrag.

"Die Hebung in den Rat war nicht notwendig, es gab keine inhaltliche Diskussion im Ausschuss, welche dies rechtfertigen würde. Man spürt, dass es rein um Neid und persönliche Missgunst geht. Die Linke ist einmal mehr einfach nur dagegen", entgegnet FDP-Stadtrat Robert Malorny.

Wie es jetzt weitergeht

Die Vergabe ist nun Thema in der nächsten Ratssitzung. Weil der Rat Mitte November Donnerstag und Freitag zu einer Doppelsitzung zusammentritt, bestehen gute Chancen, dass die Vergabe trotz voller Tagesordnung beraten wird. Sicher ist das aber nicht. Zudem besteht die Möglichkeit, dass vertagt wird.

Dem neuen Marktbetreiber läuft daher die Zeit davon. Der Wintermarkt soll nahezu unmittelbar nach dem Striezelmarkt beginnen und vom 8. Januar bis 24. März andauern. Jede Woche weniger Vorbereitungszeit behindert die Umsetzung, zumal die Plan de Saxe GmbH bereits angekündigt hat, 2024 nicht mit dem kompletten Markt starten zu können, die vertraglich geforderten Mindestanforderungen aber garantieren konnte.

"Die zusätzliche Befassung im Stadtrat bringt keine neuen Informationen. Alle Fragen wurden im Wirtschaftsausschuss gut beantwortet. Für die Vorbereitung des Winterevents wird die Zeit immer knapper", sagt CDU-Stadtrat Steffen Kaden.