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Streitfall Margon-Arena: Wollen Dresdens Topvereine hier noch spielen?

Die Basketballer der Dresden Titans begrüßen die Idee, eine neue große Halle ins Flughafen-Terminal zu bauen. Die DSC-Volleyballerinnen dagegen beharren auf eine rasche Sanierung der Margon-Arena. Wie es jetzt weitergeht.

Von Daniel Klein & Michaela Widder
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Die Margon-Arena – ein Auslaufmodell für Bundesliga-Spiele? Die Meinung der Nutzer gehen – zumindest öffentlich – weit auseinander.
Die Margon-Arena – ein Auslaufmodell für Bundesliga-Spiele? Die Meinung der Nutzer gehen – zumindest öffentlich – weit auseinander. © kairospress

Dresden. Es ist eine Diskussion, die den Dresdner Sport wohl in den nächsten Jahren beschäftigen wird. Zwei Fragen stehen dabei im Fokus. Sie lauten: Die in die Jahre gekommene und an der Decke undicht gewordene Margon-Arena für etwa 40 Millionen Euro sanieren, modernisieren und von 3.000 auf 3.600 Sitzplätze erweitern? Oder aber in der Margon-Arena lediglich das Dach flicken und das so eingesparte Geld in den Neubau einer Multifunktionshalle stecken – zum Beispiel am Flughafengelände? Beide Vorhaben zu realisieren, so viel steht fest, kann sich die Stadt nicht leisten.

Die Diskussion hatte vor wenigen Wochen der Basketball-Zweitligist Dresden Titans angeschoben. Der müsste im Falle eines Aufstiegs mittelfristig in eine mindestens 5.500 Zuschauer fassende Halle umziehen. Die Basketball-Bundesliga wird dann in den Lizenzanforderungen eine Kapazität von fünf Prozent der jeweiligen Einwohnerzahl vorschreiben, wobei das Minimum bei 4.500 liegt und 7.000 nicht überschritten werden müssen.

Erreichen die Basketballer ihr sportliches Ziel, würden sie von einer XXL-Sanierung der Margon-Arena also nicht profitieren, sie müssten ausziehen. Thomas Bohn, seit sieben Jahren Gesellschafter der Titans und früherer Aufsichtsratschef von Dynamo Dresden, betont jedoch, dass der Neubau einer Multifunktionshalle „keine Forderung der Titans“ sei.

Bohn: "Müssen erst mal unsere Hausaufgaben machen"

„Wir müssen erst einmal unsere Hausaufgaben machen und bei unseren Heimspielen die Margon-Arena mit 3.000 Zuschauern füllen. Da sind wir bescheiden und bleiben auf dem Boden“, erklärt der Unternehmer, der nach dem millionenschweren Verkauf der Firmen Saxocom und Saxoprint nun die Holding-Gruppe Ventura Investment leitet und als Macher bekannt ist. Vergangene Saison lag der Zuschauerschnitt bei 2.071. „Allerdings würden wir es begrüßen, wenn die Stadt in die Margon-Arena nicht 40 Millionen Euro oder am Ende vielleicht noch mehr steckt, sondern stattdessen eine andere Variante favorisiert“, so Bohn.

Wie die aussehen könnte, hat die SPD-Stadtratsfraktion kürzlich präsentiert: Ins Terminal des Flughafens, das aufgrund der geringen Passagierzahlen völlig überdimensioniert ist, könnte die Multifunktions-Arena integriert werden.

Der Vorteil dabei: Die äußere Hülle bliebe stehen, es gäbe genügend Parkplätze und die Anbindung durch Autobahn sowie S-Bahn wäre optimal. Nach SZ-Informationen gibt es bereits eine Projektstudie für diese Variante.

Bohn würde sich an einer neuen Halle „wirtschaftlich beteiligen. Die Frage ist: Bis zu welchem Punkt?“ Die Sanierung der Margon-Arena muss dagegen komplett die öffentliche Hand stemmen. Derzeit seien „etwa 22 Millionen Euro gesichert verfügbar“, teilt Dresdens Sportbürgermeister Jan Donhauser auf Anfrage von Sächsische.de mit. Das heißt: 18 Millionen Euro fehlen noch.

Baustart für die Margon-Arena verzögert sich weiter

Im vergangenen Jahr wurde ein Fördermittelantrag an den Bund über vier Millionen Euro zurückgezogen, das Geld soll stattdessen in die Technischen Sammlungen Dresdens fließen. Der Baustart für die Margon-Arena verzögert sich so weiter, einen Termin gibt es laut Bürgermeister Donhauser bisher nicht. Das Augenmerk liegt derzeit offenbar auf dem Heinz-Steyer-Stadion, dessen Umbau nach derzeitigem Stand rund 47 Millionen Euro kostet.

Und es gibt weitere Punkte, die gegen eine kostspielige Sanierung der Margon-Arena sprechen: eine schlechte Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr und die Lage mitten in einem Wohngebiet. Gut möglich ist, dass nach der Fertigstellung aufgrund der Lärmschutzverordnung ein Spielende nach 21.30 Uhr verboten wird. Für die 13 Vereine, die derzeit dort trainieren, wäre das kein Problem, ihnen würde ein dichtes Dach genügen.

Betreffen würde es aber die Volleyball-Frauen des Dresdner SC, die auch in internationalen Wettbewerben antreten. Sie tragen, ebenso wie die Titans die Heimspiele in der Halle aus und drängen seit Jahren auf eine rasche Modernisierung. An dieser Forderung hält der DSC fest.

Der DSC will "nicht weiter vertröstet werden"

„Die Margon-Arena muss dringend saniert werden – unabhängig davon, ob auch über eine Alternative nachgedacht wird“, teilt Geschäftsführerin Sandra Zimmermann mit. Sie betont: „Die Nutzer wollen nicht weiter vertröstet werden. Für uns steht vor allem die Umsetzung des bestehenden Stadtratsbeschlusses im Fokus. Wir erwarten, dass die Sanierung spätestens 2025 beginnt.“ Die Frage, wie sich die Vereinsführung zum Flughafen-Projekt positioniert, bleibt indes unbeantwortet.

Dabei ist klar, dass auch die DSC-Frauen in eine neue Multifunktionshalle umziehen sollen, wenn eine solche gebaut wird. An den Kosten beteiligen könnte sich der Verein, der gerade erst eine Finanzierungslücke für die neue Saison stopfen konnte, aber wohl nicht. Bei der städtischen Margon-Arena muss er es nicht.

Bleibt die Frage, ob es noch alternative Standorte zum Flughafen gäbe. Bürgermeister Donhauser hatte im Gespräch mit Sächsische.de betont, dass Flächen in städtischer Hand rar sind. Titans-Gesellschafter Bohn hatte im Herbst 2018 im Ostrapark neben der Messe Grundstücke auf einer Fläche von 30.000 Quadratmetern erworben. Die kämen für eine Multifunktions-Arena, die auch für größere Konzert genutzt werden könnte, aber nicht infrage, betont er. „Es passt einfach von der Infrastruktur nicht. Staus und lange Wartezeiten wären vorprogrammiert. Außerdem liegen die Flächen teilweise im Überschwemmungsgebiet.“

Dass gebaut werden muss, steht für ihn jedoch außer Frage. „Ohne eine neue Halle wäre Dresden kein Erstliga-Standort im Basketball“, betont er.