Dresden
Merken

Es kracht nahezu überall: Darum ist die Kesselsdorfer Straße in Dresden so gefährlich

22 Unfälle mit 19 Leicht- und drei Schwerverletzten machten die Kesselsdorfer Straße in Dresden 2022 zur sachsenweit drittgefährlichsten Straße. Die Gründe und was dagegen getan werden soll.

Von Dirk Hein
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Die Kesselsdorfer Straße in Dresden ist eine der Straßen im Freistaat mit den meisten Unfällen.
Die Kesselsdorfer Straße in Dresden ist eine der Straßen im Freistaat mit den meisten Unfällen. © Sven Ellger

Dresden. Der Kfz-Versicherer Allianz Direct hat amtliche Daten der Bundesanstalt für Straßenwesen und des Statistikportals des Bundes und der Länder ausgewertet, um herauszufinden, welche Straßen in Sachsen am anfälligsten für Verkehrsunfälle sind. Gleich vier Trassen in Dresden sind negative Spitze: Auf die Königsbrücker Straße folgt die Fetscherstraße und die Kesselsdorfer Straße.

Wie ist die Ausgangssituation?

Seit Jahrzehnten versucht Dresden, die Kesselsdorfer Straße zu entlasten. Statt als wichtige Hauptroute in die Innenstadt, soll die Trasse eher als Stadtteilstraße funktionieren. Wichtigster Baustein dafür war der vierspurige Ausbau der B173 bis zur Autobahn und die Führung des Autoverkehrs von dort über die Coventrystraße in Richtung Innenstadt.

Im Anschluss daran begann die Stadt mit dem Bau der weitgehend autofreien Zentralhaltestelle Tharandter Straße, einen weiteren Unfallschwerpunkt zu beseitigen. Acht Zusammenstöße zwischen einem Auto und einem Bus oder einer Bahn gab es dort in den Jahren vorher, dazu Unfälle mit Passanten.

Insgesamt hat sich die Zentralhaltestelle positiv ausgewirkt, deutlich weniger Autos als früher fahren über die Kesselsdorfer Straße. Im Abschnitt Lange Straße bis Williamstraße waren es im Jahr 2004 noch 15.000 Auto täglich. 2019 wurden nur noch 11.200 Kfz pro Tag gezählt. Im Abschnitt Poststraße bis Bünaustraße ist die Auswirkung der autofreien Haltestelle noch deutlicher. Hier fahren täglich nur noch 2.100 Autos statt 20.000 Fahrzeuge im Jahr 2003.

Wo passieren die meisten Unfälle?

Obwohl der Bereich der Zentralhalstestelle mittlerweile frei von Pkw ist, gab es laut Unfallatlas 2022 hier drei Unfälle mit Verletzen, in zwei Fällen war ein Radfahrer beteiligt. Im Bereich zwischen der Wernerstraße und Rudolf-Renner-Straße passierten im selben Zeitraum sechs Unfälle mit leicht verletzten Personen.

Ein weiterer Unfallschwerpunkt liegt im Bereich der großen Kreuzung mit der Julius-Vahlteich-Straße. Hier kreuzen auch Straßenbahn-Gleise. In diesem Bereich kam es zu sieben weiteren Unfällen mit Verletzen.

Im Rathaus sind entlang der Kesselsdorfer Straße fünf Unfallhäufungsstellen bekannt, betroffen sind unter anderem die Kreuzung mit der Wernerstraße, der Rudolf-Renner Straße, der Reisewitzer Straße und im Bereich der Tharandter Straße (Zentralhaltestelle).

Was unternimmt die Stadt gegen die Gefahrenstellen?

In drei Bauabschnitten lässt die Stadt Schritt für Schritt die Kesselsdorfer Straße sanieren. Mit der Fertigstellung der Zentralhaltestelle an der Kesselsdorfer Straße ist der erste Bauabschnitt bereits erfolgt. Bevor in vielen Jahren der Abschnitt zwischen Julius-Vahlteich-Straße und Rudolf-Renner-Straße saniert werden kann, plant das Rathaus aktuell die Erneuerung der Kesselsdorfer Straße zwischen Rudolf-Renner-Straße und Reisewitzer Straße. 2024 erfolgt dafür ein Verkehrsversuch.

Gebaut wird frühestens 2028, die momentan geschätzten Kosten liegen bei etwa sieben Millionen Euro. Der Abschnitt zwischen Wernerstraße und Rudolf-Renner Straße sollte eigentlich weitestgehend im Bestand saniert werden. Das heißt, Autofahrern wäre je Richtung eine separate Spur vorbehalten geblieben. Eine weitere Spur hätten sich ÖPNV und Autoverkehr geteilt. Zudem wären sichere Radwege entstanden.

Diese Pläne änderte der Stadtrat ab. In Richtung Rudolf-Renner-Straße sollen sich den neuen Plänen zufolge Autos und Bahnen stadtauswärts zukünftig eine Spur teilen. Durch den Verzicht auf eine Autospur können sieben Baumfällungen vermieden werden. Zudem werden Haltemöglichkeiten vor den Geschäften entlang der Kesselsdorfer Straße neu entstehen.

"Bei den Unfällen liegen unter anderem Abbiegeunfälle und Unfälle mit Radfahrern vor. Mit dem grundhaften Ausbau der Kesselsdorfer Straße, sowohl im 2. Bauabschnitt als auch im 3. Bauabschnitt wird unter anderem mit Radfahrstreifen der Verbesserung der Verkehrssicherheit Rechnung getragen", heißt es dazu aus dem Rathaus.

Warum ist die Straße so gefährlich?

Auch 2023 kracht es weiter regelmäßig auf der Kesselsdorfer Straße. Zuletzt stieß im September ein Polizeiauto mit einem Kia zusammen. Bei dem Crash wurde eine Polizistin leicht verletzt.

Neben den aufgeführten Autounfällen gab es 2022 laut Fahrradclub ADFC 20 weitere Unfälle mit Radbeteligung. Eine Ursache dafür ist laut ADFC-Geschäftsführer Edwin Seifert der insgesamt schlechte Zustand der Straße. "Die Kesselsdorfer Straße befindet sich in einem unsanierten, miserablen Zustand."

Oftmals müssen sich Fußgänger und Radfahrer den Gehweg teilen. Noch immer viele Autos, reichlich Kreuzungen und Straßenbahnen ohne eigenes Gleisbett erhöhen das Gefahrenpotenzial.

"Die Stadt hat das erkannt und gibt sich Mühe, einzelne Abschnitte grundhaft zu sanieren. Wir wünschen uns nur mehr Tempo bei der Umsetzung", so Seifert weiter.