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Segler warten auf neuen Stützpunkt am Berzi

Der Bau ist am Hafen geplant. Jetzt gibt es dort einen kleinen Rückschlag, der aber eigentlich gar nicht so schlimm ist.

Von Ingo Kramer
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Immer beliebter bei Segelfreunden: der Berzdorfer See.
Immer beliebter bei Segelfreunden: der Berzdorfer See. © EGZ

Am Sonntag sollte im Tauchritzer Hafen am Berzdorfer See noch ein bisschen mehr los sein als sonst: Vor der Carari- Wiese in Deutsch Ossig sollte das Schausegeln stattfinden - doch es fiel dem Regen zum Opfer. Hätte es wie geplant stattgefunden, hätte sich den Zuschauern ein schönes Bild mit vielen bunten Segelbooten geboten. Denn es werden immer mehr, die den Berzdorfer See als Segelrevier für sich entdecken. Doch an Land einen Platz fürs Boot zu finden, ist nicht leicht. Der bislang einzige Segelstützpunkt am See - jener an der Blauen Lagune, den die Lausitzer Wassersportfreunde betreiben, ist voll.

„Wenn wir mehr Segler auf dem See sehen wollen, wird ein zweiter Segelstützpunkt auf jeden Fall benötigt“, sagt Manfred Dahms von den Lausitzer Wassersportfreunden. Der erste Stützpunkt – also jener an der Blauen Lagune bei Schönau-Berzdorf – ist mit 40 Booten voll ausgelastet, sagt er: „Wir haben 180 Mitglieder in drei Vereinen, aber nicht jeder hat sein eigenes Boot.“

Bedarf für einen zweiten Segelstützpunkt sei auf jeden Fall da. Als Standort schlägt Dahms das Ostufer vor. Kommt man auf dem Rundweg aus Richtung Görlitz, passiert man zuerst das Hotel „Insel der Sinne“, anschließend den Strand Hagenwerder, dann die beiden neuen Beachvolleyballplätze. „Und direkt nach diesen beiden Plätzen wäre ein idealer Ort für den Segelstützpunkt“, findet Dahms. Dort müsste lediglich die Wiese gemäht und ein Zaun gebaut werden. „Nach zwei Monaten wäre alles fertig – und das mit ganz wenig Geld“, sagt er. Sogar die Bäume könnten problemlos stehenbleiben, sagt Dahms: „An diesem flachen Strandabschnitt könnten die Segler ihre Boote ohne Probleme ins Wasser schieben.“ Die Segler haben diesen Ort mehrfach vorgeschlagen, sagt Dahms: „Wir wurden aber nicht gehört.“

An diesem Abschnitt am Hafen soll der Segelstützpunkt entstehen.
An diesem Abschnitt am Hafen soll der Segelstützpunkt entstehen. © Martin Schneider

Hintergrund: Die Stadt will lieber den Hafen zum Wassersportzentrum machen und hat dort auch schon einen konkreten Ort im Visier: Die Südseite des Tauchritzer Hafenbeckens, die sogenannte „südliche Hafenzeile“. Kommt man vom Hafencafé und geht am Hafenbecken in Richtung Wasserschloss Tauchritz, so soll man künftig zuerst 14 Ferienhäuser passieren, in denen 64 Ferien- und sechs Dauerwohnungen untergebracht werden. Dann würde eine kleine grüne Lücke folgen und dann der zweite Segelstützpunkt.

Beides – die Ferienhäuser und der Segelstützpunkt – sollten in einem gemeinsamen Bebauungsplan vorangebracht werden – in Trägerschaft der städtischen Tochtergesellschaft Kommwohnen. So jedenfalls war es bisher geplant. Doch daraus wird nun doch nichts. „Bei der Fördermittelbeantragung gab es ein Veto des Oberbergamtes“, erklärt Kerstin Mühle vom Amt für Stadtentwicklung im Görlitzer Rathaus. Das Problem aus Sicht des Oberbergamtes: Kommwohnen ist ein wirtschaftliches Unternehmen und darf die Fördermittel deshalb nicht beantragen. Das dürften nur Kommunen.

Deshalb hat der Görlitzer Stadtrat jetzt einen einstimmigen Beschluss gefasst: Der Segelstützpunkt wird aus dem Geltungsbereich des Bebauungsplanes entfernt.

Planungsverband tagt erst im Oktober wieder

Doch was bedeutet das für die Segler? Eigentlich gar nichts, sagt Kerstin Mühle. Beides – Ferienhäuser und Segelstützpunkt – wird weitergeplant. Aus einem gemeinsamen Bebauungsplan werden also zwei. „Ich sehe es sogar als Vorteil, weil die beiden Vorhaben inhaltlich so unterschiedlich sind“, sagt Kerstin Mühle. Jetzt könnten beide unabhängig voneinander vorangetrieben werden. Auch Zeit gehe nicht verloren: „Wir arbeiten am Segelstützpunkt ganz normal weiter.“

Der Planungsverband Berzdorfer See wird das Thema bei seiner nächsten Sitzung im Oktober auf dem Tisch haben, erklärt sie. Dann soll es zum einen um die Trennung beider Projekte und zum anderen um die getrennte Weiterarbeit an beiden gehen. Kommwohnen kann sich also weiter um die Gebäude kümmern, während der Segelstützpunkt zumindest während der Errichtung und Begleitung in der Fördermittelphase kommunal sein muss.

Wer ihn anschließend betreiben wird, ist noch nicht geklärt. Eine Möglichkeit wäre aber, dass Kommwohnen das – wie ursprünglich geplant – tun wird. Wann es soweit sein wird, vermag im Görlitzer Rathaus niemand einzuschätzen. Das sei nicht kalkulierbar und vor allem von der Bearbeitung durch den Bergbausanierer LMBV abhängig, sagt Kerstin Mühle: „Es gibt da viele Dinge, die wir schwer beeinflussen können.“ Zum Beispiel brauche es diverse Gutachten. Allein die Artenschutzerfassung dauere in der Regel ein Jahr, weil die Tiere sowohl in der Brutsaison als auch zu unterschiedlichen anderen Jahreszeiten erfasst werden müssen. Lange Planungszeiten gebe es heutzutage überall, sodass sie sich auch nicht auf ein ungefähres Fertigstellungsjahr festlegen möchte.

Und was ist mit den 64 Ferien- und sechs Dauerwohnungen? Geht es bei denen voran? Hier verweist die Stadt auf Kommwohnen. Wegen der Urlaubszeit kann dort aber momentan niemand etwas zu dem Thema sagen. Erst ab der zweiten Augustwoche wird das möglich sein.