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Das ist Sachsens bester Hotelfachmann

Jovin Langbein kommt aus Görlitz und startete seine Gastro-Karriere im Zittauer Café Jolesch. Nun hat er seine Ausbildung abgeschlossen und erfüllt sich seinen Traum im Görlitzer Hotel "Insel der Sinne".

Von Connor Endt
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Jovin Langbein kann sich über seine erfolgreiche Ausbildung im Strandkorb des Hotels "Insel der Sinne" freuen.
Jovin Langbein kann sich über seine erfolgreiche Ausbildung im Strandkorb des Hotels "Insel der Sinne" freuen. © Paul Glaser/glaserfotografie.de

Man könnte Jovin Langbein als Überflieger bezeichnen, er selbst würde das vermutlich abstreiten. „Das hat alles gut hingehauen“, fasst der 24-jährige Hotelfachmann die vergangenen zwei Jahre bescheiden zusammen.

Dabei hat Langbein jeden Grund zur Freude: Im Juli hat er seine Ausbildung zum Hotelfachmann nach zwei Jahren abgeschlossen. Eigentlich dauert die Ausbildung drei Jahre, aber wegen Praxiserfahrung und einem bereits absolvierten Abitur konnte der Görlitzer seine Ausbildungszeit verkürzen.

Jovin Langbein ist aber nicht nur schneller als gewöhnlich fertig geworden, er hat die Ausbildung auch mit Auszeichnung abgeschlossen: Er wurde Kammerbester der Industrie- und Handelskammer Dresden. Nach der Ehrung in der Lounge des Rudolf-Harbig-Stadions konnte er gleich dableiben: Ein paar Stunden später bekam er auch noch die Auszeichnung „Landesbester Berufsabschluss Sachsen 2022“ verliehen.

Bei der Abschlussprüfung als Hotelfachmann musste Langbein mehrere Theorieprüfungen und eine Praxisprüfung bestehen, im Theorieteil sein Wissen im Bereich Marketing, Gästebetreuung und Wirtschafts- und Sozialkunde beweisen. Bei der Praxisprüfung hat Langbein seinen Prüfern unter anderem ein Vier-Gänge-Menü serviert.

„Dann muss man eine Stunde warten und bangen“, schildert Langbein die Prüfungssituation. Bei der anschließenden Besprechung betonten seine Prüfer aber bereits, dass er eine außerordentlich gute Prüfung abgelegt hatte.

Über Umwegen zur Gastronomie

Jovin Langbein kommt über Umwege zur Gastronomie. Der Hotelfachmann macht 2017 sein Abitur in Görlitz und arbeitet gelegentlich in der Landskron Kulturbrauerei, um sich „ein paar Mark“ dazuzuverdienen. Dann zieht er nach Zittau und beginnt an der Hochschule Immobilienwirtschaft zu studieren. Nebenbei arbeitet er im Café Jolesch, seiner Lieblingsbar, als Aushilfe.

Jovin Langbein (i.) und Mitarbeiter Jannis Koppatsch im Café Jolesch in Zittau. Vor zwei Jahren war Langbein in dem Café als Restaurantleiter tätig.
Jovin Langbein (i.) und Mitarbeiter Jannis Koppatsch im Café Jolesch in Zittau. Vor zwei Jahren war Langbein in dem Café als Restaurantleiter tätig. © Archivfoto: Matthias Weber/photoweber.de

Nach ein paar Semestern beginnen die Studienwünsche zu bröckeln. „Ich war etwa vier Semester aktiv dabei“, erzählt Langbein und lacht. Das Studium ist ihm zu theoretisch, die Arbeit im Jolesch reizt ihn mehr. Als die Geschäftsbetriebsleitung aufhört, wird Langbein gefragt, ob er sich vorstellen kann, als Restaurantleiter zu arbeiten. Er sagt zu – mit gerade einmal 22 Jahren.

Die folgenden Monate verbringt das Team des Jolesch damit, das Restaurant zu renovieren. Die Neueröffnung wird ordentlich gefeiert. Aber dann kommt alles anders: Es ist März 2020, zwei Tage nach der Neueröffnung muss die Kneipe wegen der Corona-Pandemie schließen. Eineinhalb Jahre dauert es, bis das Café Jolesch wieder öffnet. Das Konzept hat sich grundlegend geändert: mittlerweile verzichtet Inhaber Robert Matzeck auf eine große Speisekarte, es werden nur noch kleinere Snacks angeboten. Regelmäßig finden Lesungen und Konzerte in der Kneipe statt.

Ein Händchen für guten Wein

„Ich habe meine Stelle als Restaurantleiter damals in gute Hände gelegt und mich neu orientiert“, erinnert sich Langbein. Er beginnt die Ausbildung als Hotelfachmann, um seine bisherigen Gastronomie-Erfahrungen einzubringen und neue Dinge zu lernen. Langbeins Ausbildung startet im Romantik-Hotel Tuchmacher, später wechselt er zum See-Hotel "Insel der Sinne", wo er seine Ausbildung beendet. Neben dem Lehrplan belegt Langbein einen Kurs für Business-Englisch und lernt von einem Barkeeper, einem Barista und einer Wein-Expertin. „Die Schule lief gut, da konnte ich so etwas gut nebenbei machen“, so Langbein.

In der Welt der Gastronomie bezeichnet man Jovin Langbein als „Chef de Rang“. Seine Aufgabe ist es, die Gäste zu empfangen, Bestellungen aufzunehmen und dabei Empfehlungen auszusprechen. In seiner Position kann der Chef de Rang zudem Weinempfehlungen aussprechen.

Eine entsprechende Ausbildung zum Sommelier wird Langbein im Januar 2023 beginnen. „Üblicherweise beginnt man diese Ausbildung später, wenn man älter ist und mehr Erfahrung hat“, sagt Langbein. Aber auch hier wird er die Wartezeit verkürzen, denn er bringt einige Berufserfahrung mit. So war Langbein beispielsweise im vergangenen Jahr in Düsseldorf und hat dort zusammen mit einem Kollegen einige neue Weine für die Weinkarte der "Insel der Sinne" herausgesucht.

Langbein beteiligt sich an der Ausbildung

Nachdem Jovin Langbein seine eigene Ausbildung abgeschlossen hat, kümmert er sich jetzt auch um die angehenden Service-Mitarbeiter. „Ich schaue nach unseren neuen Auszubildenden und helfe ihnen bei den Prüfungen“, erklärt er. Seine eigene Ausbildungszeit sei ja gerade einmal ein halbes Jahr her, da könne er sich noch sehr gut an die Inhalte erinnern. Und eines ist sicher: Es ist bestimmt nicht verkehrt, vom Besten zu lernen.