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Görlitz: Wochenmarkt bald wieder geteilt – geht der Händler-Zoff dann weiter?

Nach Ostern sollen Händler und Imbiss-Betreiber in Görlitz wieder getrennt verkaufen. Das schmeckt nicht jedem. Doch Verwaltung und Marktgilde sehen keine Alternative.

Von Marc Hörcher
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Michau Rigiel präsentiert Blumen auf dem Markt auf dem Marienplatz in Görlitz. Er ist Mitarbeiter von Kamil Wojcik, der selbst nicht aufs Foto wollte.
Michau Rigiel präsentiert Blumen auf dem Markt auf dem Marienplatz in Görlitz. Er ist Mitarbeiter von Kamil Wojcik, der selbst nicht aufs Foto wollte. © Martin Schneider

Osterdeko, Süßigkeiten und zahlreiche bunte Blumen zieren den Stand von Kamil Wojcik auf dem Görlitzer Wochenmarkt. Er freut sich, der Standort auf dem Marienplatz sei für ihn super, es kommen sogar mehr Touristen des Weges als auf der üblichen Stellfläche auf dem Elisabethplatz. Bis nächste Woche darf er den Standort noch nutzen. Ab 8. April wird der Markt wieder zweigeteilt. Imbisse dürfen am sprichwörtlichen Sonnenplatz stehenbleiben, Händler wie Kamil Wojcik müssen ihre Waren auf dem unteren Elisabethplatz anbieten.

Hintergrund ist die Baustelle auf dem oberen Elisabethplatz. Die kostet rund 1,5 Millionen Euro und beinhaltet ein Bewässerungssystem mit Regenwasserspeicherung, neue Bäume und eine Erneuerung des Bodens. Eigentlich lauter Dinge, die den Markt besucherfreundlicher machen - nur die Lösung während des Baus ärgert manchen Händler. Das war bereits Ende November so. In den vier Monaten, in denen ohnehin weniger Händler den Platz in Anspruch nahmen, einigten sich Stadtverwaltung und Marktgilde auf die jetzige Übergangslösung: Die wenigen, die noch da waren, durften gemeinsam auf den Marienplatz. Darunter auch Lederwarenhändler Sukhdev Kubinski. Er bedauert ebenfalls, dass er bald wieder umziehen muss. Er habe ohnehin zu kämpfen, und die Zeit am unteren Elisabethplatz in schlechter Erinnerung - schlecht zu finden, kaum Kunden, wenig Umsatz. Ähnliches berichtet Blumenhändler Kamil Wojcik. Sein Lösungsvorschlag wäre, dass jeder Händler seinen Stand um zwei Meter verkleinert, dann wäre mehr Platz. Er habe darüber mit Händler-Kollegen gesprochen und den Vorschlag der Marktleitung unterbreitet.

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Für den Markt weiterhin zuständig ist die Deutsche Marktgilde, die Stadt hat deren Vertrag mit dem Betreiber jüngst automatisch verlängert bis Ende Januar 2025 - dann allerdings muss die Betreiber-Stelle neu ausgeschrieben werden. Katrin Schiel von der Marktgilde bestätigt, dass das Verkleinern der Stände als Idee an sie herangetragen wurde - aber auch damit wäre auf dem Marienplatz nicht genug Platz für alle. Und Alternativen wie Postplatz oder Sechsstädteplatz kämen nicht infrage. Andere Ausweichplätze seien im Vorfeld intensiv geprüft worden, heißt es auf SZ-Anfrage nochmals aus dem Rathaus. Auch eine wochentägliche Rotation der Händler - der Görlitzer „Rosenmann“ Lothar Franke schlug diese Lösung im Winter vor - ist aus Sicht der Verwaltung keine Lösung. Der weniger attraktiven Lage werde jedoch durch eine Reduzierung der Standgebühren Rechnung getragen, so Rathaus-Sprecherin Juliane Zachmann. Die Zweiteilung sei im Einvernehmen mit der Marktgilde vereinbart worden. Dafür sei extra die Infrastruktur mit Stromanschlüssen und Zufahrtswegen geschaffen worden. „In Anbetracht der, kalendarisch bedingt, wieder stetig ansteigenden Händlerzahlen ist das die Lösung, die den verschiedenen Anforderungen am besten gerecht wird.“

Kunden, die am Mittwoch auf dem Markt unterwegs sind, scheinen das Auseinanderreißen des Markts entspannt zu sehen. Ein bisschen Bewegung, zumal bei schönem Wetter, sei doch gesund und störe ihn überhaupt nicht, sagt der 66-jährige Andreas Klaus. Eine Frau, die gerade Obst am Stand des deutsch-polnischen Obst- und Gemüsehändlers Tomek Trodler kauft, sieht es ähnlich: „Ist doch eigentlich Gewohnheitssache, ob man nun hier einkauft oder dort unten.“ Aleksandra Trodler, Tochter des Händlers, die am Stand aushilft, berichtet von anderen Rückmeldungen, für ältere Kunden sei der Weg durchaus beschwerlich. Zudem befürchtet sie, dass einzelne Händler einfach Tatsachen schaffen und sich auf eigene Faust auf den Marienplatz stellen, so sei es im Winter auch gewesen. Dass das Auseinanderreißen des Marktes Probleme mit sich bringt, sprach in der Novembersitzung die Fraktion Motor Görlitz/Bündnisgrüne im Stadtrat an. Deren Vorsitzender Mike Altmann ist nun aber hoffnungsvoll gestimmt und meint, dass sich die Haupt-Schwierigkeiten nun mit den Frühlingstemperaturen erledigt hätten, Matsch und Frost beherrschen schließlich nicht mehr so sehr den Elli wie im Winter. Im Sommer sei der sonnige Marienplatz ohnehin nicht optimal für Obsthändler mit frischen Produkten. Zudem sei er dankbar, dass es die Übergangslösung überhaupt gebe.

Toilettengebühr künftig auf eigene Kosten

Blumenhändler Kamil Wojcik hingegen ist weniger glücklich - er denkt darüber nach, ob er mit seinen Blumen den weiten Weg von seinem Wohnort in Bad Muskau überhaupt noch machen oder auf Märkte in anderen Städten ausweichen würde. Unabhängig von der Zweiteilung schlägt in der neuen Saison bei den Händlern noch eine weitere Sache zu Buche: Sie müssen die Toilettengebühren im City-Center künftig auf eigene Kosten zahlen - bislang gab es die Möglichkeit, diese mittels eines Kärtchens über die Marktgilde abzurechnen. Frau Schiel begründet das so: „Dahinter steckt eine hundertprozentige Kostenerhöhung der Toilettengebühr im City-Center, von 50 Cent auf einen Euro.“ Das habe man nicht mehr leisten können und deswegen die Vereinbarung mit dem Einkaufszentrum gekündigt.