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Bahnhof Görlitz: Sanierung vorerst geplatzt

Im Januar sollten die Arbeiten an der Bahnsteighalle beginnen. Das klappt nicht, weil die Bahn kein passendes Angebot erhalten hat.

Von Ingo Kramer
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So soll die Görlitzer Bahnsteighalle nach ihrer Sanierung aussehen. Im Frühling 2023 sollte es eigentlich so weit sein, doch nun verzögert sich der Bau.
So soll die Görlitzer Bahnsteighalle nach ihrer Sanierung aussehen. Im Frühling 2023 sollte es eigentlich so weit sein, doch nun verzögert sich der Bau. © Bild: ZPP/DB S&S AG

Doppelter Rückschlag für den Bahnhof Görlitz: Weder die Sanierung der Bahnsteighalle noch der Bau einer Fahrradstation im Bahnhofstunnel finden wie geplant statt. Das teilt eine Sprecherin der Deutschen Bahn auf SZ-Nachfrage mit.

„Die Deutsche Bahn hat wie geplant im Frühsommer die Ausschreibung für den Bau des Görlitzer Hallendaches durchgeführt“, sagt sie. Doch offenbar waren sämtliche Angebote zu teuer. „Keines der Angebote entsprach den Erwartungen und so konnte kein Zuschlag erfolgen“, sagt die Sprecherin. Aus diesem Grund habe sich die DB dazu entschlossen, eine neue Ausschreibung mit geändertem Terminplan zu erarbeiten. Wann genau die Arbeiten am Dach in der Bahnsteighalle beginnen können, sei derzeit noch offen.

So sollen Schriftzug und Wappen neben Gleis 7 und Gleis 12 im Bahnhof Görlitz nach der Sanierung der Bahnsteighalle einmal aussehen.
So sollen Schriftzug und Wappen neben Gleis 7 und Gleis 12 im Bahnhof Görlitz nach der Sanierung der Bahnsteighalle einmal aussehen. © Quelle: ai Consult

Bei der Fahrradstation für etwa 35 Räder, die mitsamt Gepäckfächern, Service- und Info-Angeboten eigentlich schon im Sommer fertiggestellt werden sollte, ist es genau das Gleiche. „Die Ausschreibung konnte aufgrund der aktuellen Marktsituation ebenfalls nicht erfolgreich beendet werden“, sagt die Sprecherin. Durch die Vorbereitung und Durchführung einer erneuten Ausschreibung werde sich der Baubeginn der Anlage voraussichtlich in das erste Halbjahr 2022 verschieben.

Das weitaus größere von beiden Vorhaben ist aber die Bahnsteighalle über den Gleisen 7 bis 12. Die dreischiffige Bahnsteighalle ist etwa 125 Meter lang, 60 Meter breit, 14 Meter hoch und wurde um 1914 errichtet. Die Bahn will dort einen zweistelligen Millionenbetrag investieren. Hallendach, Glasfensterflächen und Beleuchtung sollen richtig schick werden. Außerdem erhalten die Bahnsteige 9/10 erstmals einen Aufzug. Gleise und Bahnsteige bleiben aber, wie sie sind. Damit die Sanierung bis ins letzte Detail geplant werden kann, fanden im Februar schon einmal Probearbeiten vor Ort im Bahnhof Görlitz statt.

Kurzer Abschnitt wurde eingerüstet

Ganz am Ende von Gleis 7 haben Arbeiter damals einen kurzen Abschnitt eingerüstet, vom Fundament bis hoch ans Dach. „Dann haben wir die Gläser ausgebaut, um an die Konstruktion heranzukommen“, erklärt Jan Riedel, Projektleiter Bauausführung bei der DB Station & Service AG. Das Silikon wurde entfernt, anschließend alles per Hochdruck gereinigt und getrocknet. „Dann wurde die Konstruktion sandgestrahlt, um einen sauberen, haftungsfähigen Untergrund zu bekommen“, erklärt der Projektleiter. Schließlich wurden Farben in verschiedenen Varianten aufgetragen und mit dem Bestand abgeglichen.

Am Ende wurden auch Gläser eingebaut, um zu überprüfen, wie sich der Klebstoff mit dem Farbsystem verträgt. Das wird seither regelmäßig geprüft. Ein Heidenaufwand, der einerseits dazu dient, die Materialverträglichkeit zu prüfen, die optimalen Farben und die bestmögliche Qualität auszuloten, andererseits aber auch, um alle Arbeitsschritte zeitlich zu dokumentieren und noch verlässlichere Zeitpläne aufstellen zu können.

Aktive Zusammenarbeit mit dem Denkmalschutz

Der Denkmalschutz ist auch ein Grund für den enormen Aufwand im Vorfeld: „Wir wollen aktiv mit dem Denkmalamt zusammenarbeiten“, erklärt Riedel. Aber auch, um die Qualität zu sichern, sei der Aufwand gerechtfertigt. Die Regel sei das jedoch nicht: „Wir haben es hier mit einer sehr alten Konstruktion zu tun, im Bestand existieren schon jetzt verschiedene Farbsysteme und es gab schon oft Sanierungen“, so Riedel. Zuletzt seien Anfang der 1990er-Jahre wohl alle Fenster in den Längsfassaden getauscht worden.

Im letzten Quartal 2021 sollten die vorbereitenden Arbeiten beginnen. Unter anderem sollten auf dem Bahngelände an der Sattigstraße Sträucher weichen, damit dort die Baustelleneinrichtungsfläche mitsamt Materiallager entstehen kann. Auf ihr werden dann auch schon Teile des Hallendachs vormontiert und die Kräne aufgebaut.

Die eigentliche Sanierung der Bahnsteighalle sollte im Januar beginnen. Gebaut werden soll immer nur in einer der drei Hallen – und dort wird auch immer nur eines der beiden Gleise gesperrt, sodass also durchweg fünf von sechs Gleisen in Betrieb sein werden. In den Hallen soll auf verschiebbaren Gerüsten gearbeitet werden, unter denen die Züge hindurchfahren. Für jedes der drei Hallendachschiffe ist eine Bauzeit von jeweils vier Monaten vorgesehen. Im Frühling 2023 sollten die Arbeiten abgeschlossen werden.

„Beide Ausschreibungen müssen nochmals angepasst werden. Deshalb laufen die Ausschreibungen noch nicht weiter“, erklärt nun die Bahn-Sprecherin. Folglich ist unklar, ob die zweite Ausschreibung zum Erfolg führt, und, falls ja, wann die Arbeiten beginnen. Ein neuer Fertigstellungstermin ist also erst recht noch nicht absehbar.