Was wird am Berzdorfer See gebaut?
Passanten auf dem Rundweg um den Berzdorfer See bleiben in Deutsch Ossig derzeit öfter mal ungläubig stehen. Was ist da binnen kürzester Zeit für ein neues Gebäude entstanden? Zwei blaue Boxen unten, ein Holzhaus obendrauf. Und: Ist das jetzt fertig oder wächst es noch weiter?
Bernhard Trott und Dietmar Stope sind Eigentümer des Oberhofes, auf dessen Gelände das architektonische Juwel entstanden ist. „Ein neues Gebäude?“ Bernhard Trott schüttelt den Kopf: „Nein, das ist gar kein Gebäude.“ Um ein solches zu errichten, hätte es schließlich eine Baugenehmigung gebraucht. Die aber bekommt in Deutsch Ossig momentan noch niemand, denn die Zufahrt über die Strandpromenade ist noch nicht öffentlich gewidmet. Und selbst wenn das im Herbst passiert, liegen noch weitere bürokratische Steine im Weg, bevor es für Deutsch Ossig Baurecht gibt.
Doch die beiden Eigentümer sind clever: Container sind keine Gebäude. Man darf sie auch ohne Baurecht aufstellen, denn man kann sie später jederzeit wieder abtransportieren. Also stehen jetzt drei Container auf dem Oberhof. Die beiden unteren sind blau und beinahe neu. „Sie sind nur zweimal über See gegangen“, erklärt Trott. Einer davon ist an den „Görlitzer Ruderclub 2019 e. V.“ vermietet, der sein Domizil auf dem Oberhof hat und seine Boote in dem Container lagert. Im zweiten blauen Container hat Trott seine Werkstatt.
Beide sind überdacht, sodass dazwischen ein trockener Unterstand für noch mehr Boote entstanden ist. Jetzt im Hochsommer ist es überdies ein schöner Schattenplatz. Später soll hier noch eine Toilette für die Ruderer entstehen.
Vollholz-Container wiegt 12,5 Tonnen
Der dritte Container besteht nicht aus Metall, sondern aus Vollholz. Er wiegt 12,5 Tonnen und wurde unten zusammengeschraubt und anschließend mit einem Autokran auf Trotts Werkstattcontainer gehievt. Er erfüllt mehrere Funktionen. Vor allem dient er dem 69-Jährigen als Planungs- und Baubüro. Gemeinsam mit seinem 67-jährigen Schwager Dietmar Stope hat Trott nämlich große Pläne für den Oberhof. Hier sollen vor allem Ferienwohnungen entstehen. „Beginnen wollen wir mit dem Herrenhaus“, sagt Trott. Unten ist ein Restaurant geplant, darüber Ferienwohnungen. „Für all das braucht es ein Planungs- und Baubüro“, sagt Trott. Hinzu kommt: Mit dem erhöht montierten Container will er Erfahrungen sammeln mit den speziellen Wetterverhältnissen am See, vor allem dem Wind. Vorausschauend für spätere Bautätigkeiten auf dem Oberhof will er wissen: Was funktioniert hier und was nicht? Und schließlich dient der Vollholz-Container auch als Schauraum für eine mögliche künftige Bebauung des Oberhofes: „Ich will Interessenten ein Gefühl dafür geben, wie das aussehen kann.“
Wann das alles soweit ist, steht freilich in den Sternen. Insofern ist auch noch unklar, wie lange die drei Container auf dem Oberhof bleiben. Klar ist nur: Nicht für die Ewigkeit. Und: Es bleibt bei drei Containern, weitere kommen nicht mehr hinzu.
Schon deutlich klarer ist ein anderes Projekt: Ein Pizzabäcker aus Neugersdorf hat beantragt, auf dem Oberhof Pizza und Bier verkaufen zu dürfen. Inzwischen sei die Genehmigung da, sagt Dietmar Stope: „Er hat vor ein paar Tagen hier ein Gewerbe angemeldet.“ Noch in diesem Monat will er loslegen. Und 2023 soll es ganzjährig Pizza geben, so Stope. Dazu diene der blaue Anhänger auf dem Gelände: „Den hat mir der Pizzabäcker abgekauft.“ Daneben steht ein alter amerikanischer Schulbus. „Der ist nur Werbegag und Lager für den blauen Anhänger daneben“, sagt Stope.
Der Oberhof ist nicht die einzige Stelle am See, an der Passanten derzeit etwas Neues entdecken. Auch neben dem Bootssteg an der Blauen Lagune wird momentan gebaut. Es ist nur ein kleines Häuschen, das dort entsteht. Eine Toilette vielleicht?
So ist es tatsächlich. Zum einen soll darin eine öffentliche Toilette für Seebesucher untergebracht werden. Zum anderen ist geplant, für den Schiffsbetrieb auf dem See eine ganz dringende Sache zu gewährleisten – nämlich Abwasser zu entsorgen und Frischwasser aufzunehmen. Bisher gibt es dafür für Schiffe und Boote nämlich keine echte Möglichkeit. Geplant wurde das Gebäude von der Gemeinde Schönau-Berzdorf und den an der Blauen Lagune engagierten Investoren. Wie viele Wassersportler pro Saison jetzt schon eine solche Abwasserentsorgung benötigen oder eine Toilette an Bord haben, lässt sich schlecht sagen. Die Angaben dazu schwanken.
Fakt aber ist: Schiffe und Boote sind der Hauptgrund für den Neubau, die öffentliche Toilette für Seebesucher nur der zweite Baustein. Das Gebäude soll dieses Jahr noch fertiggestellt werden, die Inbetriebnahme ist spätestens zur Saison 2023 geplant.