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"Wir wünschen uns, dass der Hafen mehr leistet"

Der Chef der Segler von der Blauen Lagune über die verkorkste Saison, eigene Grenzen, Motorboote und Naturschutz auf dem See - und einen Geburtstagswunsch.

Von Anja Beutler
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Dass Kinder das Segeln lernen, ist den Mitgliedern des Schönauer Sportvereins an der Blauen Lagune sehr wichtig. Sie sind dabei international unterwegs. Hier ein Bild von 2018.
Dass Kinder das Segeln lernen, ist den Mitgliedern des Schönauer Sportvereins an der Blauen Lagune sehr wichtig. Sie sind dabei international unterwegs. Hier ein Bild von 2018. © Archiv: Pawel Sosnowsi

Matthias Fiebig ist mit dem Berzdorfer See eng verbunden. Der Schönau-Berzdorfer Gemeinderat ist auch Chef der Abteilung Wassersport beim Schönauer Sportverein und selbst begeisterter Segler. Er spricht über die schwierige Saison, die Anzahl der Boote am Stützpunkt und die Diskussion über Motorboote auf dem See.

Herr Fiebig, gerade ist die Diskussion um Motorboote auf dem See heftig entbrannt, der Görlitzer Stadtrat hat einen Beschluss gegen Boote mit Verbrennungsmotoren gefasst, Schönau-Berzdorf und Markersdorf, die anderen Seeanrainer, einen entgegengesetzten. Wie sehen die Segler das?

Matthias Fiebig: Für unsere Vereinssegler und ihre Jollen direkt ist dieses Thema eher weniger von Belang. Probleme bekommen wir höchstens beim motorisierten Begleitboot, das bei unserem Kinder- und Jugendtraining mit dabei ist und auch schnell von einem Boot zum anderen kommen muss. Mit einem Elektromotor wäre das schwierig, Leistung und Kosten stehen da in keinem Verhältnis. Insgesamt wollen wir uns in diese Situation als Verein aber nicht einmischen, kein weiteres Öl ins Feuer gießen. Wir stehen bereit, wenn es darum geht, den See zu beleben.

Apropos beleben: Dennis Weichert hat mit seiner Segelschule aus persönlichen Gründen dem See den Rücken gekehrt. Nun bildet nur noch Ihr Verein Segelnachwuchs aus. Ist das ein Problem?

Fiebig: Natürlich fehlt die Segelschule. Wir als Verein stoßen an unsere Grenzen. Jeder, der das Segeln lernen will, muss bei uns im Verein Mitglied werden. Aber mehr als 15 jugendliche Teilnehmer kann unser Kurs nicht aufnehmen. Eine Segelschule wie die von Dennis Weichert hat aber viele Vorteile - vor allem auch für Urlauber. Sie kann mehr bieten: zum Beispiel Kurse für Feriengäste, die die Zeit nutzen wollen, um sich mit dem Segeln zu beschäftigen oder gar einen Schein machen wollen. Sie kann auch Boote verleihen, etwas, das wir als Verein so nicht bieten können.

Ihr Verein hat 40 Liegeplätze - wünschten Sie sich, das auszubauen?

Fiebig: Nein. Wir haben 40 Plätze und nicht vor, das zu erweitern. Das hat zum einen den Grund, dass nicht mehr Boote Platz haben. Zum anderen soll unser Vereinscharakter gewahrt bleiben, wir wollen nicht noch weiter wachsen.

Matthias Fiebig leitet die Abteilung Wassersport des Schönauer Sportvereins. Hier ist er vor dem Vereinsstützpunkt in der Blauen Lagune.
Matthias Fiebig leitet die Abteilung Wassersport des Schönauer Sportvereins. Hier ist er vor dem Vereinsstützpunkt in der Blauen Lagune. © Schönauer Sportverein (Archiv)

Wachstum muss dann im Hafen stattfinden? Allerdings ist ein neuer Segelstützpunkt wegen fehlender Gelder dort nicht in Sicht...

Fiebig: Ja, das muss dann im Hafen oder an einer anderen geeigneten Stelle stattfinden, vor allem auch für größere Boote. Wir wünschen uns schon, dass der Hafen da mehr leistet. Alle Boote bei uns müssen hingegen von Hand slipbar sein - das schließt manches aus. Ich kenne auch einige Segler, die erst bei uns waren, sich dann ein größeres Boot zugelegt haben und deshalb in den Hafen gewechselt sind. Es besteht zwischen unserem Segelstützpunkt und den Nutzern des Hafens eine gute Koexistenz. Segler aus dem Hafen nehmen zum Beispiel auch an unseren Regatten teil.

Regatten, Treffen, Feste - das alles war auch in diesem Jahr schwierig. Gab es überhaupt Vereinsleben?

Fiebig: Es war ein holpriger Start. Die erste gemeinsame Aktion war erst am 18./19. Juni die feierliche Einweihung des nun umgebauten Steges an der Blauen Lagune in Verbindung mit dem Nachtsegeln. Das zu verbinden, hat sich angeboten. Großen Zuspruch hat dann auch unser Jugendcamp im August gefunden, wo rund 40 Teilnehmer aus Deutschland, Polen und Tschechien dabei waren und das mit einer Regatta endete.

Was den Stegumbau betrifft - hilft das den Seglern?

Fiebig: Auf alle Fälle. Jetzt ist der Anlegesteg erst richtig für eine breite Gruppe Wassersportler nutzbar. Das war vorher nicht der Fall. Jetzt können wir auch mal die Oma mitnehmen, weil sie jetzt am Steg sicher ein- und aussteigen kann. Wenn man bisher am noch nicht umgebauten Steg versucht hat, dort vom Boot oder auf das Boot zu kommen, war sehr grenzwertig, eigentlich gefährlich.

Sie feiern im kommenden Jahr zehn Jahre Bestehen - was wünschen Sie sich?

Fiebig: Das Ende der Diskussion um die wasserrechtliche Genehmigung. Es wäre gut, einmal einen endgültigen Stand der Dinge zu haben, mal einen Pflock einzuschlagen.

Könnten Sie denn mit den absehbaren Tabuzonen auf dem Wasser und den anderen Einschränkungen leben?

Fiebig: Ja, mit der anvisierten Lösung zu den Flächen könnten wir ganz gut leben. Wir akzeptieren, dass es am See auch andere Interessen gibt. Auch was die zeitlichen Einschränkungen angeht - beispielsweise das Nachtfahrverbot - so trifft uns das weniger. Das ist dann eher für ein Fahrgastschiff oder für die Angler ein Thema.