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17 Fragen zum Thema Schlaf – und die richtigen Antworten

Zum Abschluss unserer großen Serie beantworten Schlafspezialisten Fragen von SZ-Lesern.

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© Mario Lars

Ich habe Probleme mit dem Durchschlafen. Ich gehe 22.30 Uhr ins Bett, lese bis 23.15 Uhr oder höre Radio. Gegen vier schrecke ich schweißgebadet aus einem Traum hoch und kann nicht einschlafen. Der Schlaf fehlt mir.

Gehen Sie später ins Bett – möglichst nicht vor Mitternacht, um den Schlafdruck zu erhöhen. Kommen Sie rechtzeitig runter. Nicht jede Literatur eignet sich für das Bett. Sie sollte beruhigen. Sie dürfen auch nicht zu spät essen, müssen sich von den Sorgen des Tages befreien und sollten gut lüften.

Wann ist ein Schlaflabor sinnvoll?

Sinnvoll ist diese Untersuchung bei Durchschlafstörungen oder bei ungewöhnlichen Verhaltensweisen im Schlaf, zum Beispiel Schlafwandeln oder REM-Schlaf-Verhaltensstörungen. Im Schlaflabor können auch Atemaussetzer und unruhige Beine diagnostiziert werden. Dafür werden 36 Elektroden angeschlossen. Bei einer reinen Einschlafstörung sind Schlaflabore oft nicht zielführend.

Ich schlafe gut ein. Meist wache ich aber nach vier Stunden auf und finde selten wieder Schlaf. Wenn ich von Arbeit komme, halte ich deshalb oft eine Mittagsruhe von 30 Minuten, was mir auch guttut. Sollte ich das lieber lassen?

Es gibt keine Schlafdauer, die man einhalten muss. Wenn Sie mit dem Rhythmus zurechtkommen, sollten Sie ihn beibehalten.

20 Jahre lang habe ich in geringer Dosis Zolpidem eingenommen. Da der Bedarf zunahm, habe ich Neurologin und Psychotherapeutin hinzugezogen. Jetzt nehme ich Mirtazapin. Nach einem unruhigen Abend zudem Blutdrucksenker. Was können Sie mir empfehlen?

Da gibt es keine Empfehlung. Sie müssen das mit Ihrem Hausarzt besprechen. Wenn Sie mit den Medikamenten zurechtkommen, die Dosierung nicht zu hoch ist, die Fahrtauglichkeit nicht eingeschränkt ist und Sie nicht an Gewicht zunehmen, können Sie die Einnahme beibehalten.

Wegen meiner Ein- und Durchschlafprobleme hat mir der Psychologe erst Quitiapin und jetzt Trazodon empfohlen. Beides hat meine Schlafstörungen nicht behoben. Ich bin 81. Muss ich mich damit abfinden?

Beide Medikamente haben schon eine hohe schlafinduzierende Wirkung. Helfen sie nicht, sollten Sie unbedingt zu einem Schlafmediziner gehen.

Ich schlafe nur sechs Stunden. Ist das normal? Ich fühle mich ausgeruht.

Sie müssen sich keine Gedanken machen. Es gibt sogenannte Kurzschläfer, die weniger Schlaf brauchen als andere.

Ich muss nachts oft auf Toilette und schlafe daher schlecht. Woran liegt das?

Das kann verschiedene Ursachen haben. Entweder Sie haben vor dem Zubettgehen zu viel getrunken. Möglich wären auch urologische Probleme oder eine Herzinsuffizienz. Lassen Sie das über einen Internisten abklären.

Vor fünf Jahren wurde bei mir eine rezidivierende mittelgradige Depression diagnostiziert. Durch Schübe haben sich meine Schlafprobleme verstärkt, trotz Antidepressiva und Promethazin.

Ja, es gibt einen engen Zusammenhang zwischen Schlafstörung und Depression. Die richtigen Medikamente kann aber nur der untersuchende Arzt verordnen.

Ich habe eine leichte Depression und Schlafstörungen. Würde mir ein Aufenthalt in einem Schlaflabor helfen? Ich reduziere seit zehn Tagen meinen Schlaf. Wie lange ist dies einzuhalten?

Eine Schlafrestriktion muss geplant sein und individuell abgestimmt werden. Erste spürbare Erfolge sollten sich nach zwei Wochen einstellen. Ist der Schlafentzug zu hoch, können depressive Symptome auftreten. Deshalb sollte man das von einem Psychotherapeuten oder Neurologen abklären lassen. Ein Schlaflabor hilft nicht.

Ich bin ein Kopfmensch. Manchmal klappt deshalb das Einschlafen nicht. Meine Heilpraktikerin fand mit mir heraus, dass mein Körper kaum Melatonin bilden kann. Cortisol, das Stresshormon, ist erhöht. Was kann ich tun?

Melatonin wird bei Dunkelheit produziert. Sie sollten deshalb ab dem späten Nachmittag auf helle Lichtquellen und Displays mit hohem Blauanteil verzichten. Blau sorgt dafür, dass wir wach bleiben. Cortisol macht uns leistungsfähig. Sie sollten also versuchen, ab dem Nachmittag Dinge, die Stress verursachen, zu vermeiden. Ärger treibt den Cortisolspiegel nach oben.

Wegen meiner Schlafstörungen hat mir meine Frauenärztin empfohlen, Melachron, ein Melatonin-Präparat, auszuprobieren. Ich nehme es jetzt regelmäßig, kann aber oft trotzdem nicht besser oder länger schlafen. Gibt es bekannte Nebenwirkungen?

Das ist ein Nahrungsergänzungsmittel. Es schadet nicht. Aber wenn es nicht hilft, können Sie es absetzen. Achten Sie auf einen ausgewogenen Tagesablauf, minimieren Sie, so gut es geht, Stress und Ärger.

Werden bei Schlafproblemen auch Rehas verordnet?

Viele Patienten sind durch Schlafstörungen nahe am Burn-out. Um einer Erschöpfung entgegenzuwirken, kann durchaus eine Reha in Betracht kommen. Psychosomatische Kliniken bieten dafür ein passendes Behandlungsprogramm an. In Sachsen befindet sich eine solche Klinik in Bad Elster.

Am Telefon waren: Dr. Moritz Brandt, Facharzt für Neurologie (l.), Dr. Carolin Marx-Dick, Leiterin des Zentrums für gesunden Schlaf, Prof. Thorsten Döring, Schlafmediziner.
Am Telefon waren: Dr. Moritz Brandt, Facharzt für Neurologie (l.), Dr. Carolin Marx-Dick, Leiterin des Zentrums für gesunden Schlaf, Prof. Thorsten Döring, Schlafmediziner. © René Meinig

Mein Mann hat unruhige Beine und ein brennendes Gefühl vor allem in der Nacht. Deshalb steht er oft auf und läuft herum. Der Hausarzt meinte, dass das vom Diabetes kommt. Oder könnte es auch andere Ursachen haben?

Ihre Beschreibungen deuten auf ein Restless-Legs-Syndrom hin. Ihr Mann sollte zum Neurologen gehen und eine Therapie machen. Die Krankheit lässt sich gut mit Medikamenten behandeln.

Ich bin Schichtarbeiter. Dadurch hatte ich Schlafstörungen und Burn-out. Nun soll ich die Schlafzeit begrenzen. Seit vier Wochen liege ich nur fünf Stunden im Bett – ohne Erfolg.

Durch die Schichtarbeit ist der Biorhythmus so durcheinander, dass man ihn nur mit einer ausgeglichenen Tagesstruktur wieder ins Gleichgewicht bringen kann. Versuchen Sie es mit körperlicher und geistiger Aktivität. Wichtig sind ausgewogene Mahlzeiten. Am Ende des Tages brauchen Sie Zeit, um gedanklich zu entspannen.

Ich habe seit einem Jahr Albträume. Ich merke, dass ich mich im Traum bewege. Ist das für mich als 87-Jährige normal?

So etwas kann auch im Alter auftreten. Sie sollten das von einem Schlafspezialisten abklären lassen.

Ich habe seit vier Jahren Ein- und Durchschlafstörungen. Damals ereilten mich viele Schicksalsschläge.

Die Schlafstörungen sind als Belastungsreaktion auf den psychischen Stress entstanden. Deshalb müsste man sich genau anschauen, was die Schicksalsschläge mit Ihrem Körper gemacht haben. Wenden Sie sich an einen Psychotherapeuten.

Ich habe Probleme mit den Nasennebenhöhlen und schnarche. Ich habe die Nase schon mit Salz gespült und einen Nasenspreizer probiert. Dadurch bekam ich aber Druckstellen. Was kann ich naturheilkundlich tun?

Ich empfehle Ihnen ansteigende Fußbäder. Stecken Sie die Füße bis zum Knöchel ins Wasser, steigern in kleinen Schritten die Temperatur von 34 auf 39 Grad und kühlen Sie das Wasser danach wieder langsam herunter, oder duschen Sie die Füße kalt ab.

Notiert von Gabriele Fleischer.