Dresden. Für Dynamo war es so etwas wie ein Kaltstart - und die Leistung dafür sehr passabel. Zu einem Punktgewinn hat es für die Dresdner bei ihrem verspäteten Wiedereinstieg in der 2. Fußball-Bundesliga dennoch nicht gereicht, wobei ein 0:2 gegen Aufstiegskandidat VfB Stuttgart selbst unter normalen Umständen auch ein normales Ergebnis gewesen wäre. Während die Schwaben seit drei Wochen als Mannschaft trainieren und bereits drei Partien absolviert hatten, kamen die Schwarz-Gelben quasi vom Balkon, wie es Trainer Markus Kauczinski bildlich formuliert hatte.
Dennoch zieht auch Kapitän Florian Ballas nach Dynamos erstem Spiel nach 84 Tagen ein zwiespältiges Fazit. Seine Meinung in fünf Stichpunkten.
Die Einordnung
Dynamo erhielt für die Leistung sogar "ein großes Kompliment" vom Gegner: "Sie haben unfassbar leidenschaftlich gespielt. Man hat nicht
erwartet, dass sie nach so einer Situation so geschlossen und mit so
viel Energie auf dem Platz stehen können", sagte VfB-Trainer Pellegrino Matarazzo. Erst mit dem 2:0 durch Darko Churlinov in der 88. Minute macht der Aufstiegsfavorit seinen Erfolg gegen den Abstiegskandidaten klar. Ballas sieht es so:
"Es war schon eine Enttäuschung zu spüren in der Kabine. Wir hätten uns gewünscht, wenigstens einen Zähler mitnehmen zu können. Nichtsdestotrotz muss man ganz klar sagen, dass es ein recht ordentlicher Auftritt war. Man hat gesehen, dass in den Spielzügen nach vorn die letzten Entscheidungen, die wir getroffen haben, nicht zu hundert Prozent funktionierten. Es hat der letzte Pass, der letzte Zentimeter gefehlt, um uns zu belohnen. Man hat aber auch gemerkt, dass unser Hauptaugenmerk darauf lag, unsere defensive Grundordnung aufrechtzuerhalten und stabil zu stehen. In der ersten Halbzeit war es ein offenes Spiel. Wir hatten unsere Möglichkeiten, kriegen aber unglücklich das Tor gegen uns. Schade, Stuttgart wäre heute schlagbar gewesen, hätten wir das letzte Quäntchen Glück vielleicht auch erzwungen."
Das erste Gegentor
VfB-Stürmer Al Ghaddioui schießt aus der Drehung, sein Mitspieler Gonzalo Castro steht etwas im Sichtfeld von Torwart Kevin Broll, fälscht den Ball leicht ab. Doch Dynamo-Stürmer Patrick Schmidt hebt an der Grundlinie das Abseits auf. Ballas zum Rückstand in der 18.Minute:
"Natürlich ärgert das einen. Aber wir wollten uns von so einem Rückschlag nicht beinflussen lassen. Wir haben versucht, Stuttgart möglichst früh zu attackieren, wenn sich die Gelegenheit dazu geboten hat. Wir wussten aber auch um ihre Ballsicherheit im Mittelfeld."
Der Abstand im Tabellenkeller
Als Tabellenletzter hat Dynamo jetzt sechs Punkte Rückstand auf den
Relegations- und acht auf den ersten Nichtabstiegsplatz. Bei drei
ausstehenden Nachholspielen könnten sie sogar neun
Zähler holen. Ballas zuversichtlich:
"Wir sind noch drei Spiele hintendran. Der Rückstand beträgt sechs Punkte, es ist nach wie vor alles möglich. Wir haben es vorher gesagt, dass es wichtig sein wird, dass wir uns von Spiel zu Spiel steigern und die Tage dazwischen möglichst gut nutzen, um schnell zu regenerieren. Man hat auch gesehen: Die Jungs, die reingekommen sind, als die anderen ausgepowert waren, haben sich nahtlos eingefügt."
Die Aktion der Fans
Am Samstagabend hatten die Ultras Dynamo am Elbufer mit einer großen Pyro-Choreografie die Mannschaft noch mal auf den Abstiegskampf eingestimmt. Motto: "Wir gegen den Rest der Welt".
"Was da passiert ist, das ist unfassbar, einmalig. Die Jungs haben sich darüber super gefreut. Es war wichtig, dieses Zeichen zu setzen, dass wir trotz der Pause nach wie vor zusammenstehen. Im Stadion hat uns der zwölfte Mann absolut gefehlt, gerade in der kleinen Drangphase mit ein paar Standards, die wir hatten. Mit einer vollen Hütte, wäre mehr drin gewesen. Trotzdem versuchen wir so etwas, was wir am Abend vor dem Spiel im Hotel erlebt haben, aufzusaugen und auf dem Platz positiv umzumünzen."
Die Fragen an Florian Ballas stellte Dynamos Pressesprecher Henry Buschmann nach dem Spiel. Medienvertretern ist es laut Hygienekonzept der Deutschen Fußball-Liga (DFL) nicht erlaubt, im Stadion Interviews zu führen.
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