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Darum sind jetzt viel mehr Corona-Tests möglich

Das Dresdner Uniklinikum hat Hilfe vom DKMS-Labor bekommen. Jetzt sind sogar mehr Corona-Tests möglich, als derzeit nötig. So funktioniert's.

Von Christoph Springer
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Katja Lehmann arbeitet im DKMS Life Science Lab an der Maschine, in die die Corona-Tests aus dem Uniklinikum kommen.
Katja Lehmann arbeitet im DKMS Life Science Lab an der Maschine, in die die Corona-Tests aus dem Uniklinikum kommen. © DKMS Life Science Lab

Dresden. Am 16. März ging gar nichts mehr. Zu viele Menschen wollten Corona-Tests, sie standen Schlange im Uniklinikum, die Mitarbeiter im Labor kamen nicht mehr hinterher. 520 Proben haben die Kollegen in der Corona-Ambulanz an diesem Tag genommen, nur reichlich die Hälfte davon schafften die Mitarbeiter am Ende wirklich. Denn ihre Technik war für diesen Ansturm nicht ausgelegt. 

100 Tests waren vor der Corona-Krise pro Tag möglich, dann stockte das Uniklinikum auf und kam schließlich auf 300. Das war immer noch zu wenig. Jetzt haben die Mitarbeiter des Krankenhauses Hilfe, bis zu 600 zusätzliche Tests können nun innerhalb von 24 Stunden ausgewertet werden. Das war noch nie nötig, im Schnitt werden derzeit pro Werktag 230 Abstriche genommen und müssen danach untersucht werden. Doch die neuen Kapazitäten entsprechen dem, was die Fachleute sagen: Es könnte noch viel schlimmer werden.

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Hilfe kommt seit Montag vom DKMS Life Science Lab. Der technische Name steht für ein Labor mitten in der Stadt. Es ist ein Tochterunternehmen der Stammzellenspenderdatei DKMS. Normalerweise werden dort Proben von potenziellen Stammzellspendern typisiert, also von Freiwilligen, die sich bei der DKMS als mögliche Stammzellspender für Blutkrebspatienten registrieren lassen. "Mund auf. Stäbchen rein", ist ein Slogan der DKMS. Er passt genauso gut zur Suche nach Stammzellenspendern wie zum Corona-Test. 

Denn auch da wird mit einem übergroßen Wattestäbchen unter anderem ein Abstrich aus dem Mund genommen. Der Rest ist reine Technik und genau die hat auch das DKMS Labor im Stadtzentrum. Rund 5.000 Proben bearbeiten die Mitarbeiter in dem braunen Haus nahe der Carolabrücke an jedem Tag. Sogar 7.000 pro Tag sind vorübergehend möglich, sagt Manager Geoffrey Behrens. "Die Geräte, die wir hier einsetzen, sind sehr leistungsfähig und können sehr große Mengen an Proben verarbeiten" erklärt er, weshalb eine der drei Maschinen für die Verarbeitung der Proben für die Uniklinik reserviert werden konnte. "Bei uns geht es darum, Spender in unsere Datenbank aufzunehmen." Das passiert weiter, während nun parallel dazu Corona-Tests ausgewertet werden.

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Jeden Tag zwischen 12 und 14 Uhr kommt ein Kurier von der Corona-Ambulanz zum DKMS-Labor gefahren. Er bringt Probenplatten aus Kunststoff. Sie sind etwa so groß wie eine Tafel Schokolade und haben 96 Vertiefungen. Darin befinden sich die Proben von 96 Patienten. Sie schwimmen in einer Lösung, die Zellen zerstört, auch Viren, und damit das Erbmaterial freisetzt. Verschlossen sind sie mit einer Klebefolie.

Die DKMS-Mitarbeiter nehmen die Folie ab und schieben die Platten in ein großes Gerät, in dem die Proben dann weiterbearbeitet werden. Die Maschine trennt das Erbmaterial aus den Probenlösungen, Magnettechnik und feine Nadeln werden dafür unter anderem gebraucht. Zum Schluss kommt das Erbmaterial wieder auf eine Probenplatte in eine Lösung, die Platte wird zugeklebt und zurück ans Uniklinikum geliefert. Dort können die Laborkollegen dann nach mehreren weiteren Bearbeitungsschritten erkennen, ob die Proben Erbmaterial der Corona-Viren enthalten, ob der Patient also infiziert ist.

Etwa eine Stunde braucht die DKMS-Maschine für die erste Platte mit 96 Proben, dann geht es etwas schneller. Zum Vergleich: Das Uniklinikum hat auch eine solche Maschine, sie ist aber kleiner und verarbeitet maximal 16 Proben pro Stunde. Zusehen darf beim DKMS zurzeit trotzdem niemand, höchste Sicherheit muss gewährleistet werden, obwohl die dort angelieferten Proben "nicht mehr infektiös sind",  wie Geoffrey Behrens erklärt. Das bedeutet, man kann sich an ihnen nicht mehr mit dem Coronavirus anstecken. Trotzdem gilt auch im DKMS-Labor und gerade jetzt: Alles muss picobello sauber sein, nichts darf die Qualität der Arbeit negativ beeinflussen.

Damit auch das Labor der Uniklinik der neuen maximalen Probenmenge gewachsen ist, haben die Verantwortlichen dort zusätzliche Mitarbeiter organisiert. 900 Corona-Tests pro Tag in Dresden sind damit nun kein Problem mehr. "Und es geht pro Tag noch mehr", sagt der Manager, im Notfall könnten im DKMS Life Science Lab sogar am eigentlich arbeitsfreien Sonnabend Corona-Tests bearbeitet werden. Gebraucht wurde die volle 600er-Kapazität bis jetzt noch nie und nicht nur Geoffrey Behrens hofft, dass das auch nie nötig sein wird im Kampf gegen das Coronavirus.

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