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Riesa startet den Breitbandausbau in den "Weißen Flecken"

Bis 2025 werden in Riesa 345 Kilometer Glasfaser verlegt, um die Löcher im Breitbandnetz zu stopfen. Die ersten sind schon unter der Erde.

Von Stefan Lehmann
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Das Leerrohr samt Glasfaserkabel liegt schon parat: Jens Schaller, Geschäftsführer von Sachsen-Gigabit, erklärt vorm Spatenstich die technischen Hintergründe für den Glasfaserausbau in Riesa.
Das Leerrohr samt Glasfaserkabel liegt schon parat: Jens Schaller, Geschäftsführer von Sachsen-Gigabit, erklärt vorm Spatenstich die technischen Hintergründe für den Glasfaserausbau in Riesa. © Andreas Weihs

Riesa. Zu Spatenstichen gehe er am liebsten, sagt Manuel Weiße von der Projektberatung PWC. Da werde es nach teilweise jahrelanger grauer Theorie endlich praktisch. "Mein Beruf ist fast nur graue Theorie, da ist das ein schöner und emotionaler Punkt, wenn man hier stehen darf."

Geredet wurde in der Tat lang über den Breitbandbandausbau in Riesa, für den am Donnerstag der symbolische erste Spatenstich erfolgte. Das weiß nicht nur Weiße, der die Breitbandprojekte auf Bundesseite mitverantwortet.

Als man sich im Rathaus zum ersten Mal mit dem Thema befasste, hieß der Baubürgermeister noch Tilo Lindner. Der heutige Zweite Beigeordnete im Landratsamt erinnert sich: Damals, um 2015, sei man in Riesa selbst überrascht gewesen davon, dass das Bauamt für das Thema zuständig ist. "Über die Fördermittel waren wir zuständig, hatten keine Ahnung, wo überhaupt Leitungen liegen."

Er könne sich noch gut daran erinnern, als es nach ersten Untersuchungen hieß, das Stahlwerk müsse angeschlossen werden. "Von dort hieß es: 'Nee, wir haben Kabel!' Man hatte ein Luftbild genommen und einen großen Haufen Baustahl als Gebäude betrachtet. Dieses 'Gebäude' war natürlich noch nicht angeschlossen."

Die Anfänge sind schon gemacht - etwa hier in der Industriestraße.
Die Anfänge sind schon gemacht - etwa hier in der Industriestraße. © Andreas Weihs

Fast zehn Jahre hat es gedauert, ehe Riesa die "Weißen Flecken" nun auch praktisch angehen kann. "Viele Großstädter können sich kaum vorstellen, was es heißt, mit sechs bis acht Megabit pro Sekunde auskommen zu müssen", sagt Oberbürgermeister Marco Müller (CDU). "Aber das ist in vielen Gebieten in Riesa immer noch der Fall, vor allem in den Ortsteilen." Die Menschen seien ungeduldig, er könne das nachvollziehen. "Unsere Handwerker, unser Mittelstand und unsere Industrie warten darauf, dass es schnelle Leitungen gibt. Das ist ein wichtiger Standortvorteil." Weil mit Dirk Orlamünder ein Vertreter des Sächsischen Wirtschaftsministeriums da ist, erlaubt sich der OB auch noch die kleine Spitze, dass nach der schnellen digitalen Verbindung mit der B169 hoffentlich bald auch die schnelle Straßenverbindung zur Autobahn gebaut werde.

Zehn Millionen Euro fließen in den geförderten Breitbandausbau. "Man muss nach dem Geld einen Stift in die Hand nehmen und Anträge stellen." Kein leichtes Geschäft. "Breitbandausbau hat immer etwas mit Beharrlichkeit zu tun", sagt Dirk Orlamünder. Die Notwendigkeit von Breitband sollte man heute nicht mehr erklären müssen. Schon vor dem Treiber Corona sei die Bedeutung klar gewesen. Und er schiebt mit Blick auf die lange Vorbereitungszeit hinterher: "Ich würde mich freuen, wenn wir in nicht allzu langer Zeit den roten Buzzer drücken können."

Was das angeht, ist man bei Sachsen-Energie und der Tochter Sachsen-Gigabit vorsichtig. Im Sommer 2023 war noch das Frühjahr 2025 als Ziel ausgegeben worden. Mittlerweile steht nur noch das Ziel, 2025 fertig zu sein. Wann genau, lässt der Versorger offen. Losgelegt wurde dafür schon: Erste Arbeiten haben demnach bereits auf der Industriestraße und im Clara-Zetkin-Ring stattgefunden. Als Nächstes sind die Ortsteile dran, unter anderem sollen die Kabel zwischen Canitz und Merzdorf eingeblasen werden.

Alles in allem werden laut Sachsen-Energie 345 Kilometer Kabel verlegt, auf einer Trassenlänge von 62 Kilometern. Zehn Stadt- und Ortsteile sollen profitieren. 100 Unternehmen kämen mit ans Breitbandnetz, dazu etliche Bildungseinrichtungen.

Die weißen Flecken - hier grün dargestellt - sollen nun verschwinden.
Die weißen Flecken - hier grün dargestellt - sollen nun verschwinden. ©  SZ-Grafik

Der Breitbandausbau in Riesa wird über die sogenannte Wirtschaftlichkeitslücke realisiert. Bund und Land fördern den Bau der Infrastruktur, den dann in diesem Fall Sachsen-Energie betreibt. Für die anspruchsberechtigten Hauseigentümer ist der Anschluss kostenfrei, betont Sachsen-Energie. "Voraussetzung ist, dass sie den Vertrag zur Errichtung eines Glasfaseranschlusses, der ihnen zugesendet wurde, rechtzeitig unterzeichnen. Die anspruchsberechtigten Hauseigentümer in Riesa wurden bereits angeschrieben."

Sachsen-Energie-Vorstand Axel Cunow spricht von Glasfaser als "endgültiger Technologie" - und zieht Parallelen zum Stromnetz. Die Technik habe sich grundlegend kaum verändert. Dass die Glasfasertechnologie noch einmal getoppt werde, sei aktuell schwer vorstellbar.

Parallel zu den unterversorgten "Weißen Flecken" geht der Landkreis Meißen bereits die "Grauen Flecken" an, also Gebiete mit Bandbreiten zwischen 30 und 100 MBit. 100 Millionen Euro Deckungslücke war dafür in Aussicht gestellt worden. Da sei interessant, sagt Tilo Lindner, dass von den zunächst erfassten 17.000 Adressen, die förderfähig gewesen wären, mittlerweile nur noch 7.000 übrig sind. "Ein Großteil ist tatsächlich schon eigenwirtschaftlich versorgt. Es passiert also etwas im Landkreis, es werden viele Anschlusspunkte eigenwirtschaftlich versorgt." Das Fördergeld vom Freistaat werde trotzdem gebraucht: "Es wird nicht billiger", sagt Tilo Lindner. Eher dürfte der Kreis Meißen am Ende noch einige Millionen mehr vom Freistaat benötigen.