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Das hält Sachsen von der Cannabis-Legalisierung

Der Bundesrat hat am Freitag den Weg freigemacht, das umstrittene Cannabis-Gesetz kann zum 1. April in Kraft treten. Doch wie stehen eigentlich die Sachsen zu der Legalisierung?

Von Tobias Winzer
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Cannabis zu Hause oder gemeinschaftlich in speziellen Clubs anbauen oder ganz legal einen Joint rauchen - das soll mit dem Gesetz zur Cannabis-Legalisierung möglich werden.
Cannabis zu Hause oder gemeinschaftlich in speziellen Clubs anbauen oder ganz legal einen Joint rauchen - das soll mit dem Gesetz zur Cannabis-Legalisierung möglich werden. © dpa/Christian Charisius (Symbolfoto)

Das "Gesetz zum kontrollierten Umgang mit Cannabis" ist eines der Ampel-Projekte, das bisher recht unumstritten war zwischen SPD, Grünen und FDP. Zum 1. April wird es in Kraft treten. An diesem Freitag hat der Bundesrat dafür den Weg freigemacht. Trotz warnender und teils kritischer Stimmen ließ die Länderkammer das Gesetz passieren.

Auch Sachsens Landesregierung war im Vorfeld über den Umgang mit dem Gesetz uneins. Während CDU und Grüne für Nachbesserungen in Berlin sind, lehnte Gesundheitsministerin Petra Köpping (SPD) diese überraschend ab. Einer der Gründe: Parteikollege und Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach warnt vor Verzögerungen. Sachsens Ärztekammerchef Erik Bodendieck warnte in dieser Woche zudem eindringlich vor der teilweisen Cannabis-Freigabe. Er sieht vor allem große Gefahren für Jugendliche. Nach der Legalisierung käme zudem auch viel Arbeit auf die Gerichte zu. Nach Schätzungen müssten allein in Sachsen 7.000 Fälle neu bewertet werden.

Cannabis-Legalisierung: Mehrheit lehnt Pläne ab

Doch was halten eigentlich die Sachsen von der Cannabis-Legalisierung? Sächsische.de hat dazu gemeinsam mit den Meinungsforschern von Civey vor der Abstimmung im Bundestag zwei Umfragen gestartet. Fazit: Nur eine Minderheit unterstützt in Sachsen die Regierungspläne. Auffallend: Die Ablehnung ist größer als im Bundesdurchschnitt und auch größer als bei einer ähnlichen Umfrage vor fast einem Jahr.

Zunächst wollten wir wissen: Wie bewerten Sie, dass die Koalition aus SPD, Grünen und FDP im Bund die kontrollierte Abgabe von Cannabis legalisieren will? Die Antwort: Nur 28 Prozent bewerten die Pläne positiv. Eine Mehrheit von 62 Prozent ist dagegen. Weitere zehn Prozent der Sachsen sind bei der Frage unentschieden.

Im April 2023 - also vor fast einem Jahr - haben wir schon einmal eine ähnliche Frage gestellt. Damals wollten wir wissen: Wie beurteilen Sie die Pläne der Bundesregierung, den privaten Besitz von bis zu 25 Gramm Cannabis in diesem Jahr zu legalisieren? Damals stimmten mit 32 Prozent noch ein wenig mehr Sachsen den Plänen zu.

Auch bundesweit lehnt eine Mehrheit die Legalisierungs-Pläne, allerdings ist diese kleiner als in Sachsen. 55 Prozent lehnen hier das Vorhaben ab. Gleichzeitig wird es von 34 Prozent der Deutschen unterstützt. Elf Prozent sind bei der Frage unentschieden.

Schlüsselt man das Umfrageergebnis nach den Wahlabsichten der Deutschen auf, ist auffallend, dass die größte Ablehnung auf den Lagern von CDU/CSU (79 Prozent), AfD (76 Prozent) und der FDP (59 Prozent) gibt. Zustimmung gibt es hingegen unter den Wählern der Grünen (70 Prozent), Linken (62 Prozent) und der SPD (55 Prozent).

Eine weitere Auswertung des Umfrageergebnisses zeigt auch, dass die Ablehnung vor allem bei älteren Menschen groß ist. Während in den Altersgruppen von 18 bis 65 Jahren die Ablehnungsquote zwischen 45 und 57 Prozent liegt, lehnen bei den über 65-Jährigen 65 Prozent die Cannabis-Pläne ab.

In einer zweiten Umfrage wollten wir außerdem wissen: Welche Hoffnungen haben Sie, wenn Sie an die Legalisierung von Cannabis denken? Das Ergebnis für Sachsen: 26 Prozent erhoffen sich einen Kampf gegen den Cannabis-Schwarzmarkt. Dahinter folgen mit einer Zustimmung von etwa einem Fünftel gleich vier "Hoffnungen" gleichauf: Entlastung von Polizei und Justiz, Ausgabe eines reineren und besseren Cannabis, neue Steuereinnahmen und allgemein weniger Drogenkriminalität.

Die Mehrheit entscheidet sich aber nicht ganz überraschend für eine andere Antwortmöglichkeit. 57 Prozent der Sachsen geben an, keine der vorgeschlagenen "Hoffnungen" zu haben.

Sächsische.de führt regelmäßig in Zusammenarbeit mit dem Meinungsforschungsunternehmen Civey repräsentative Umfragen durch. Die Befragungen finden ausschließlich online statt. Wie die Umfragen mit Civey genau funktionieren, wird in diesem FAQ-Artikel erklärt.

In diesem Artikel wurden zwei Umfragen ausgewertet, die Sächsische.de in Zusammenarbeit mit dem Meinungsforschungsunternehmen Civey durchgeführt hat. Die bundesweite Stichprobe beträgt bei beiden Umfrage rund 5.000 Menschen. Die Stichproben für die Sachsen-Umfragen liegen bei 394 und 409 Personen.

Die hier dargestellten Daten auf Bundeslandebene basieren auf sogenannten Small Area Methoden. Die Ergebnisse sind repräsentativ unter Berücksichtigung ihres jeweiligen statistischen Fehlers. Dieser ist jeweils unter den Grafiken ausgewiesen.