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Bischofswerda feiert die nächste Pokal-Sensation

Erst Chemnitz, jetzt Leipzig. Das kleine Bischofswerda mischt den Fußball-Sachsenpokal auf, besiegt nun auch den Titelverteidiger Lok Leipzig - und träumt von Dynamo Dresden und dem DFB-Pokal.

Von Jürgen Schwarz
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Und wieder jubelt Bischofswerda. Der Oberliga-Spitzenreiter besiegt den Regionalligist und Titelverteidiger Lok Leipzig.
Und wieder jubelt Bischofswerda. Der Oberliga-Spitzenreiter besiegt den Regionalligist und Titelverteidiger Lok Leipzig. © Bodo Hering

Bischofswerda. Der Bischofswerdaer FV setzt seinen sportlichen Höhenflug fort. Im Viertelfinale um den Fußball-Landespokal behielt der Oberliga-Spitzenreiter gegen Titelverteidiger 1. FC Lok Leipzig hochverdient mit 3:2 nach Verlängerung die Oberhand. Vor 2.024 Zuschauern im Volksbank Sportpark an der Wesenitz erzielten Martin Sobe (15.), Christoph Rettig (26.) und Can-Deniz Tanriver (103.) die Tore für Schiebock. Der Regionalligist hatte zwischenzeitlich zweimal durch Tobias Dombrowa (21.) und Luca Sirch (66./Foulelfmeter) ausgeglichen.

"Es war das erwartet geile Pokalspiel", sagte Routinier Maik Salewski, der im Sommer 2023 von Lok zum BFV gewechselt war. "Wir hatten nichts zu verlieren und alle Jungs haben, wie schon über die gesamte Saison hinweg, ihre Leistung abgerufen. Ich ziehe den Hut vor unserem jungen Team. Fußball kann so schön sein."

Salewski weiß, wie Pokal geht. Der 34-Jährige erreichte während seiner Leipziger Zeit (2017 bis 2023) zweimal mit Lok das Endspiel und feierte jeweils Finalsiege gegen den Chemnitzer FC. Den CFC hatten die Bischofswerdaer in der dritten Runde mit 4:2 nach Verlängerung aus dem laufenden Wettbewerb geschossen.

Duplizität der Ereignisse: Auch gegen Chemnitz hatte Can-Deniz Tanriver in der Verlängerung zum 3:2 für den BFV getroffen. Nach dem Schlusspfiff war der 19 Jahre alte Deutsch-Türke, der im Vorjahr von Energie Cottbus kam, im "siebten Fußball-Himmel" und voll des Lobes über seine Kollegen: "Der Zusammenhalt hier ist großartig. Wir sind alle Freunde und beweisen immer wieder viel Mentalität."

Geschafft: Cheftrainer Frank Rietschel (rechts) und sein Assistent Robert Koch freuen sich über die nächste Bischofswerdaer Sensation im Sachsenpokal.
Geschafft: Cheftrainer Frank Rietschel (rechts) und sein Assistent Robert Koch freuen sich über die nächste Bischofswerdaer Sensation im Sachsenpokal. © Rocci Klein

Ohne Zweifel, der Pokalfight wird in die BFV-Geschichtsbücher eingehen. "Der ganze Aufwand, den der Verein betrieben hat, um hier im altehrwürdigen Wesenitzsportpark ein sportliches Highlight zu erleben, hat sich gelohnt", freute sich Chefcoach Frank Rietschel, der 1992 als junger Spieler mit Bischofswerda den Landespokal gewonnen hatte.

Nach der Anfangsviertelstunde, die die Leipziger bestimmt hatten, sorgte Martin Sobe mit einem herrlichen Treffer für die Führung. "Selbst nach dem schnellen Ausgleich haben unsere Jungs den Kopf oben behalten und die taktische Marschroute hervorragend umgesetzt", lobte Rietschel – der sich zudem wieder einmal als fairer Sportsmann erwies. Nach der erneuten Führung durch Rettig, sprach Schiedsrichter Benjamin Seidl (Langenbernsdorf) den Leipzigern einen Strafstoß zu. "Aus meinem Blickwinkel war es einer", gab Rietschel zu. Die Fernsehbilder bewiesen später, dass Seidl daneben lag. "Egal, wir haben einfach weitergemacht", so der BFV-Coach.

In den Schlussminuten der regulären Spielzeit mussten die Gastgeber noch ein paar Schrecksekunden überstehen, Salewski einmal in höchster Not klären. "In der ersten Hälfte der Verlängerung waren wir dann aber das klar bessere Team, haben großen Willen demonstriert und viel Druck aufgebaut. Der dritte Treffer war regelrecht erzwungen", so Rietschel. Der Rest war Emotion pur, auf dem Rasen und den Rängen. Schiebock brachte das Ergebnis ins Ziel, trotzte auch einer vierminütigen Nachspielzeit.

Im Halbfinale trifft Bischofswerda nun auf Drittligist Aue

Ein Extralob verteilte Rietschel später an Tim Wockatz und Martin Sobe: "Ich mache das selten, aber die beiden Jungs verdienten sich die Bestnoten. An ihrer Leistung konnten sich alle, vor allem unsere junge Innenverteidigung, hochziehen."

Nun steht also das Halbfinale an - und nichts scheint unmöglich. Auch wenn der Gegner, wie tags darauf ausgelost, Erzgebirge Aue heißt. Bischofswerda hat damit auch dann Heimrecht. Sein Traumlos fürs Finale hat Co-Trainer Robert Koch ohnehin schon längst benannt: sein Ex-Verein Dynamo Dresden. Und dann ist sogar die Teilnahme am DFB-Pokal in der kommenden Saison möglich - wenn Dynamo als einer der besten vier Drittligisten ohnehin qualifiziert ist.

In der Meisterschaft pausieren die Bischofswerdaer über die Oster-Feiertage. Spannend wird es trotzdem, denn der Tabellenzweite VFC Plauen, zwei Punkte hinter dem BFV rangierend, erwartet am 1. April den 1. FC Magdeburg II zum Nachholspiel. Die Schiebocker gastieren am 6. April zum Punktspiel in Krieschow, ehe zu Hause das Derby gegen Budissa Bautzen über die Bühne geht (12.4.).